Das Keltenkreuz: „Ausdruck völkischer Identität“

Mit dem politischen Strafrecht werden uralte Symbole unseres europäischen Kulturkreises kriminalisiert. Das gilt nur nur für Irminsul, Wolfsangel und viele Runen, sondern auch für das Keltenkreuz. Mehr darüber lesen Sie in dem umfangreichen „Lexikon politischer Symbole“ von Karlheinz Weißmann. Ein einzigartiges Werk! Hier mehr erfahren.

Seit dem 6. Jahrhundert tauchten sie überall in Irland und Schottland auf: Die sogenannten Hochkreuze. Dabei handelt es sich um griechische oder lateinische Kreuzformen, die an ihrem Kreuzungspunkt von einem Kreis umgeben sind. Vorformen bilden einfache Kreuze, die in Menhire eingeschnitten wurden. Die frühesten ihrer Art findet man auf der Dingle-Halbinsel in der irischen Grafschaft Kerry.

Bretonen und Briten

Die alten Hochkreuze erlebten in Großbritannien im 19. Jahrhundert eine Renaissance – einhergehend mit der Wiederentdeckung der keltischen Wurzeln. Fortan wurden sie Keltenkreuze genannt und schmückten nicht nur auf den britischen Inseln, sondern auch in Frankreich Grabmäler. Man fand sie aber auch als Ornamente an Gebäuden oder auf Gegenständen als „Ausdruck völkischer Identität“, wie der Historiker und Symbolforscher Karlheinz Weißmann in seinem „Lexikon politischer Symbole“ schreibt.

Es dauerte nicht lange, da entdeckten auch politische Gruppen das Keltenkreuz als Kennzeichen. Den Anfang machten allerdings weder Iren noch Briten, wie man vielleicht denken könnte, sondern Franzosen.

Vor allem die Bretonen, die sich auf ihre keltischen Wurzeln berufen konnten, gingen daran, im Vichy-Frankreich ab Sommer 1940 eine eigene politische Symbolsprache zu entwickeln. „Während das Keltenkreuz sowieso für die Ikonografie der Zeitschriften und Plakate eine wichtige Rolle spielte, entstanden jetzt auch Organisationen, die sich seiner als Abzeichen bedienten“, schreibt Symbolforscher Weißmann in seinem Lexikon.

Dazu zählte unter anderem der Jugendverband Urz Giang Breiz (Orden der Hoffnung der Bretagne), vor allem aber später die faschistische Parti populaire français (PPF) unter Jacques Doriot von 1936 bis 1945 bestand. Die PPF prägte damit auch maßgeblich die Symbolik des französischen Nationalismus nach dem Zweiten Weltkrieg. So ging die Bewegung Jeune Nation 1955 mit einem Emblem an die Öffentlichkeit, das ein blaues Keltenkreuz (mit gleich langen Enden) auf weißem Grund in rotem Feld zeigte. Die Gruppierung unter Führung von François Sidos wurde 1958 im Zusammenhang mit der Algerienkrise verboten.

Später marschierten sogar die jugendlichen Mitglieder des Front National (heute Rassemblement National) unter einer schwarzen Fahne mit weißem Keltenkreuz, wie Weißmann im „Lexikon politischer Symbole“ zu berichten weiß. In dieser Form fand das Symbol auch Anklang in der rechten Skinheadszene in England (vor allem als Button mit der Aufschrift, später aber auch in Deutschland, anderen europäischen Staaten und in den USA.

Kriminalisierung in der BRD

Die englischen Parteien National Front und British National Party übernahmen das Keltenkreuz ebenso wie die nationalrevolutionäre International Third Position, aber auch die italienische Forza Nuova oder die rumänische Noua Dreaptă, also Parteien aus Ländern, die das keltische Erbe kaum für sich reklamieren können. Damit war das Keltenkreuz nicht mehr nur Ausdruck keltisch-völkischer Identität, sondern wurde zum Erkennungszeichen des radikalen Nationalismus in ganz Europa.

Während man noch heute auf vielen Musikfestivals, auf Mittelaltermärkten oder Schmuckmessen in Deutschland das Keltenkreuz als Hochkreuz mit langem unteren Ende findet, ist es in der Form, wie es die nationalistischen Bewegungen in Europa über viele Jahre verwendeten, also mit gleich langen Enden, fast vollständig aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden.

Wer sich nur irgendwie politisch rechts verortet, der sollte es auch tunlichst unterlassen, dieses Symbol zu verwenden, denn dann könnte bald der Staatsanwalt anklopfen.

Die Verwendung des gleichschenkligen Keltenkreuzes ist nämlich im politischen Kontext in der Bundesrepublik nicht gestattet, da es das Kennzeichen der neonazistisch ausgerichteten Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit (VSBD/PdA) war, die 1982 vom Bundesinnenministerium verboten wurde.

Somit kann einem das Zeigen des Keltenkreuzes schnell als Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gemäß §86a StGB ausgelegt werden. Geahndet wird dies laut Strafgesetzbuch mit Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Auch dieses uralte Symbol unseres europäischen Kulturkreises wurde also kriminalisiert.

Einzigartig: In seinem „Lexikon politischer Symbole“ erklärt der Historiker und Symbol-Experte Karlheinz Weißmann die Zeichensprache der Politik. Von Adler, Kreuz und Pyramide über Regenbogen und Hammer und Sichel bis zu Hakenkreuz, Wolfsangel, Odal-Rune und Zahnrad. Eine Pionierarbeit auf über 600 durchgängig farbigen Seiten mit weit mehr als 1.700 Abbildungen und ausführlichen Erläuterungen. Hier bestellen.