Wenn Niall Ferguson Deutscher und kein Brite wäre, dann wäre er wohl ein aus der Gesellschaft ausgestoßener Außenseiter geworden, denn er denkt und schreibt zu unangepasst und missachtet alle Regeln der politischen Korrektheit. Doch im englischsprachigen Raum achtet man die Freiheit des Wortes und hier gilt Ferguson als einer der wichtigsten Intellektuellen unserer Zeit. Seine Ideen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts polarisieren, denn auch er ist der Auffassung, dass Hitler erst durch die Niederlage des Deutschen Reichs und den Versailler Vertrag seinen Aufstieg vollziehen konnte, mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Themenheft.

    In seinem 1998 in britischer Erstausgabe und 2001 in deutscher Übersetzung erschienenen Buch Der falsche Krieg machte er den damaligen englischen Außenminister Edward Grey für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verantwortlich, da dieser die Eskalation gesucht habe, statt das Königreich aus dem Krieg herauszuhalten. Das Ergebnis wäre dann zwar unzweifelhaft ein deutscher Sieg und die Vormacht des Deutschen Reichs in Europa gewesen, aber Großbritannien hätte sein Empire behalten. Auch der Aufstieg Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus wäre im Falle eines deutschen Sieges natürlich ausgeblieben.


    Wäre auch ein alternativer Verlauf der Geschichte im 20. Jahrhundert möglich gewesen? Ganz sicher, denn schon die in den Mainstreammedien sehr eindimensional dargestellte Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs enthält viele entscheidende Wendungen und Elemente, die heute verschwiegen werden. Gerd Schultze-Rhonhof liefert in seinem spannenden Geschichtsheft Thesen, Indizien und Fakten, die einen neuen und ganz anderen Blick auf die Historie ermöglichen und damit zum Denken anstiften. Das Heft kann hier bestellt werden!

    Wer solche Thesen vertritt, der endet in Deutschland maximal als stolzer Solitär wie Ernst Nolte oder macht erst gar keine akademische Karriere wie Hans-Dietrich Sander. Im angelsächsischen Raum ist das anders. Hier erhielt Ferguson Lehraufträge an den Universitäten von Stanford, Harvard und Oxford und wurde 2004 vom Time Magazine zu den 100 einflussreichsten Personen weltweit gezählt.

    „Absolute Wahnidee“

    Nun redete Ferguson wieder Klartext. In einem Interview mit der Tageszeitung Welt kritisierte er die Energiepolitik, die sich Deutschland mit einem „überstürzten Atomausstieg versaut“ habe. Jetzt werde alles nur noch schlimmer, da die deutsche Vorstellung, ausgerechnet mit einem Green Deal das Wachstum zu befördern, „eine der seltsamsten Ideen, die es im Moment überhaupt gibt auf der Welt“ sei.

    Ohnehin sei die Idee, Europa könne eine Klimakatastrophe verhindern, eine „absolute Wahnvorstellung“. Greta Thunberg gab Ferguson den Rat, ihre Ideen „nicht in New York oder Davos, sondern in Peking“ vorzutragen. Die Kanzlerschaft von Merkel bezeichnete er als „kolossalen Ausfall“. Die sozialen und politischen Folgen der von ihr zu verantwortenden Flüchtlingskrise hätten zum Brexit geführt, womit Merkel „große Schuld auf sich geladen“ habe. „Ich kann nicht sagen, dass ich ein großer Fan von Mutti wäre“, fügte Ferguson noch hinzu.

    Trump: Das „schmutzige kleine Geheimnis“ der westlichen Elten

    Auffassungen abseits des politischen Mainstreams äußerte Ferguson dann auch noch in einem Interview mit Yahoo Finance. Hier bezeichnete er die Präsidentschaft Donald Trumps als „das kleine, schmutzige Geheimnis“ der westlichen Eliten. Diese würden nach außen zwar auf Trump und seine Politik einprügeln, innerlich aber um seine Wiederwahl bangen, da seine gute Wirtschaftspolitik ihnen in den letzten vier Jahren viel Geld eingebracht habe.

    Man kann dem WEF-Gründer und Geschäftsführer Klaus Schwab nur raten, Ferguson künftig zu jedem Treffen in Davos einzuladen, damit dort wenigstens ein echter Querdenker und Nonkonformist anwesend ist.

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