Synchronizität? Zur gleichen Zeit, in der England durch EU-Austritt seine Souveränität zurückerhält, beginnt seine morsche Monarchie zu wackeln. Außerdem jährt sich der Todestag des Hardcore-Monarchisten Yukio Mishima zum 50. Male.

    Das Amt eines machtfreien, „überparteilichen“ Repräsentanten wirkt antiquiert: Weder Bundespräsidenten noch Fassadenmonarchien sind in der Lage, die Gräben in westlichen Ländern – zwischen Globalismus und Antiglobalismus – zu versöhnen, geschweige denn zu schließen. Kaum eine Rede dieser „Repräsentanten“, die nicht vor Peinlichkeit erschauern ließe. Was der Westen braucht, ist mehr Macht von unten: direkte Demokratie – keine handlungsbefreiten, subventionierten Staats-Mumien.

    Nicht nur große Teile der Öffentlichkeit, auch Vertreter oder Begünstigte dieser Institutionen wissen, dass ihre Stunde geschlagen hat. Sie glauben ihrer eigenen Inszenierung nicht mehr. Das führt dann zu spektakulären Events wie dem Rücktritt von Ex-Papst Benedikt XVI. oder zu Bob Dylans lustlosem Schweigen, nachdem die schwedische Jury ihn zum Nobelpreisträger ausrief. Da war es fast ein Wunder, dass die Royal-Family-Freakshow ihre korsettengen Konventionen (die außer ihnen selber keiner mehr kennt), ihre gespenstischen Zeremonien fortführen konnte. Bislang.

    Seit John F. Kennedy versuchen Politiker ihr Image durch Heirat mit einem Glamour-Star aufzuwerten. Das Problem ist nur: Kennedy schmückte sich zwar mit Jackie und Marilyn Monroe, hatte aber selbst ausreichend Profil, um zwischen beiden nicht zu verschwinden. Als Bundesaußenminister Heiko Maas vor einigen Jahren mit Schauspielerin Natalia Wörner über den roten Teppich ging, wirkte das peinlich: Sie überstrahlte den lächelnden Musterschüler gnadenlos. Gleiches widerfuhr Prinz Harry mit Glamour-Queen Meghan Markle. Der Kontrast zu ihr legte die ganze Farblosigkeit des britischen Adels-Sprösslings bloß.

    Durch endlose Regelverstöße fütterte Meghan Markle die royale Regenbogenpresse während der letzten Jahre fast im Alleingang. Als Ex-Hollywoodstar weiß sie, dass Kulissen bloß durch kahle Gerüste gestützt werden: Dass sie unecht sind. Wer kann sie da noch ernst nehmen, die Etikette und Protokolle? Natürlich würde sie bald aus dem Luxusknast ausbrechen wollen. Dass die Fans noch keine #freemeghan-Tweets gepostet haben, verwundert sehr… Jetzt also Rücktritt als Herzogin von Sussex und Flucht nach Kanada. Prinz Harry latscht mit. Was bleibt ihm übrig? Für die männlichen Mitglieder der Familie interessiert sich schon lange niemand mehr.

    Die britischen Medien schreiben vom „Mexit“. Und die Queen, sonst knallharte Familien-Domina, gibt nach. Man darf wetten, dass die britische Monarchie diesen Riss nicht mehr flicken kann. Und hoffen, dass Engländer ihr Steuergeld langfristig weder für die EU noch an spinnwebige Repräsentanten verballern müssen. Übrigens: Einer von Meghan Markles Hollywoodfilmen trug den Titel „Kill the boss“… Ähnliches könnte ihr gerade bei der Queen gelungen sein. Aktuell füllen Mainstream-Medien wie Spiegel mit diesen Spekulationen ihre Schlagzeilen.

    Selbst konservative Monarchisten dürften am Fortbestand der Royals wenig Interesse haben: Der japanische Dichter Yukio Mishima begriff bereits vor 50 Jahren, dass eine repräsentative Monarchie lediglich Attrappen-Funktion besitzt. So versuchte er eine Revolution zur Wiederherstellung der Tenno-Herrschaft, die seit den Meiji-Reformen (1889) als konstitutionelle Monarchie gilt. Als die misslang, beging er Selbstmord. Schließlich wusste der Dichter, dass eine Form ohne Inhalt wertlos ist.

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