Welche Rolle spielen die Schlachtenlenker im Verlaufe der Geschichte? Welcher Art von Feldherr kann erfolgreich auf dem Felde führen? Wird er auch Geschichte schreiben? Jan von Flocken führt auf genüssliche Weise durch die Jahrhunderte der Geschichte, indem er die größten Krieger vorstellt und deren Geschichte erzählt. Geschichte, die auch eine der Kriegsgeschichte ist.

    Als ich Jan von Flocken kennenlernte, arbeitete er noch bei einem großen deutschen Nachrichtenmagazin – nein, er war nicht beim Spiegel. Ich hatte gerade meinen Bierführer durch Ostdeutschland herausgebracht und war auf der Suche nach einer „Stimme“ in den großen Medien. Jan von Flocken schien mir dafür ein guter Partner. Der Zufall wollte es, dass Jan von Flocken auch auf der Suche war. Auf der Suche nach einem Verleger. Die Berliner Siegesallee sollte möglichst als Textbildband erscheinen. Einige Zeit später war es soweit: von Flockens Buch hielt ich druckfrisch in den Händen.

    Inzwischen ist von Flockens Publikationsliste im Kai Homilius Verlag schon beträchtlich angewachsen. Klar, dass es sich immer um historische Themen handelt. Jan von Flocken ist ein Historiker, wie man ihn nur selten trifft. Belesen, eloquent und dazu ausgestattet mit einem fotografischen Gedächtnis.

    Eines Tages entschieden wir uns, sein exzellentes Wissen in der Militärgeschichte zu nutzen und die größten Feldherren der Weltgeschichte vorzustellen. In erzählerischer Form – versteht sich. Wichtig war uns, dass dabei auch immer große Künstler der Kriegstechnik zu Wasser vorgestellt würden. Herausgekommen ist eine Feldherren-Trilogie, die sich sehen lassen kann:
    Kriegerschicksal, Kriegerleben, Kriegertaten.
    Jeder Band stellt jeweils zehn Krieger ausführlich vor.

    Schon das Vorwort des ersten Bandes „Kriegerschicksal – Von Hanibal bis Manstein“ lässt Einiges erahnen. Von Flocken schreibt:

    „Unfähigen Feldherren begegnet man in der Geschichte auf Schritt und Tritt. Ihre Zahl ist derart beachtlich, dass Geoffrey Regan 1991 diese Spezies sogar in zwölf Kategorien einzuteilen vermochte. Subtil und manchmal geradezu genüsslich belegt der britische Militärhistoriker die kriegerischen Fehlleistungen der
    Senilen,
    Kranken,
    Unvernünftigen,
    Primadonnen,
    Dummen,
    Angsthasen,
    Unbesonnenen,
    Streithähne,
    Ehrgeizigen,
    Impulsiven,
    Selbstgerechten
    und Unsicheren.
    Wodurch aber zeichnet sich ein großer Schlachtenlenker aus? Sehr richtig bemerkt der Napoleon-Biograf Eugen Tarlé, ‚dass der Krieg allein und die Möglichkeit, über ungeheure Armeen zu gebieten, ebensowenig imstande sind, einen genialen Feldherren hervorzubringen, wie etwa ganze Steinbrüche des herrlichsten Carrara-Marmors einen Bildhauer wie Phidias oder Michelangelo hervorbringen können”. Vielleicht sind neben den klassischen Merkmalen – Entschlussfreudigkeit, Willenskraft, strategisches Geschick, taktisches Können, Blick für das Wesentliche etc. – jene Hemmnisse entscheidend, gegen die ein Feldherr anzukämpfen hat.
    Dies hat die vorliegende (zugegeben einigermaßen subjektive) Auswahl beeinflusst. Es ist z. B. naheliegend, Napoleon unter die größten Feldherren zu rechnen, aber der Mann hatte es vergleichsweise leicht. Er war uneingeschränkter Oberbefehlshaber, ihm standen die Kraftquellen von halb Europa zur Verfügung, er konnte stets aus dem Vollen schöpfen. Anders etwa ein Prinz Eugen, der von verkalkten Kriegsräten und den Wechselbädern der britischen Politik abhängig war. Oder William Robertson, der als einfacher Soldat in der englischen Armee sämtliche Klassenschranken überwinden musste, um es zum Feldmarschall zu bringen.
    Hannibal war abhängig von dem geizigen und intrigierenden Senat einer Händlerrepublik, Frundsberg von den Geldnöten seines Dienstherren, Gustav Adolf von den ärmlichen Ressourcen seines Landes. Nelson und de Ruyter mussten sich mit berechnenden Bürokraten in Admiralsuniform herumplagen, Lee machten die persönlichen Querelen der Offiziere eines Freiwilligenheeres das Leben schwer und Manstein war den Launen seines Führers unterworfen.“

    Der 1. Band „Kriegerschicksal – Von Hanibal bis Manstein“ stellt diese Feldherren vor: Hannibal, Karl der Kühne, Georg von Frundsberg, Gustav Adolf, Michiel de Ruyter, Prinz Eugen, Horatio Nelson, Robert E. Lee, William Robertson und Erich v. Manstein.

    Band 2 „Kriegerleben – Van Caesar bis Patton“:
    Julius Caesar – Er kam, er sah, er siegte –
    Narses – Ein Eunuch vernichtet die Ostgoten –
    Juan d‘Austria – Triumphator des Mittelmeeres –
    Oliver Cromwell – Eiserne Disziplin –
    Karl XII. – Tragödie eines Heldenkönigs –
    Alexander Suworow – Feldherr ohne Niederlage –
    Wellington – Napoleons ebenbürtiger Rivale –
    Helmuth von Moltke – Esprit der Schlachten –
    Reinhard Scheer– Sieger über Britanniens Seemacht –
    George S. Patton – Kriegsgott im Panzer –

    Band 3: „Kriegertaten – Von Alexander bis Rommel“:
    Alexander der Große – Ein Weltreich wird erobert
    Marcus Agrippa – Lehrmeister der römischen Marine
    Heinrich V. von England – Pfeile machen Weltgeschichte
    Friedrich der Große – Genie und Standhaftigkeit
    Washington – Endsieg eines blutigen Laien
    Napoleon I. – Austerlitz als Exempel
    Blücher – Preußens ungestümer Marschall
    Paul von Hindenburg – Fels in der Brandung
    Karl Dönitz – Virtuose des U-Boot-Krieges
    Erwin Rommel – Entscheidung im Wüstensand

    Zum Schluss noch ein kleines Zitat aus dem Vorwort zum dritten Band „Kriegertaten“:

    „Die Frage, durch welche Eigenschaften ein großer Feldherr sich auszeichnet, kann bis heute nicht plausibel beantwortet werden. Legt man den endgültigen Erfolg als Maßstab an, so muss Napoleon ein miserabler Heerführer gewesen sein. Die Schlachten von Leipzig und Waterloo sprechen vernichtende Urteile über ihn. Soll der Kommandeur in allen Lagen den Sieg erstritten haben, dann gehört Friedrich der Große (siehe Kolin oder Kunersdorf ) zu den Versagern. Besteht die Genialität des Feldherren in einsam gefassten Entschlüssen und Geistesblitzen, müssten im vorliegenden Band drei weitere bedeutsame Gestalten fehlen.
    Denn welche Rolle hätte ein Washington ohne Steuben gespielt, was wäre ein Blücher ohne Gneisenau, ein Hindenburg ohne Ludendorff?

    In seinen Bemerkungen ‚Über Kriegslehre‘ schrieb Helmuth von Moltke: ‚Es gibt Feldherren, die keines Rates bedürfen, die in sich selber wägen und beschließen; ihre Umgebung hat nur auszuführen. Aber das sind Sterne erster Ordnung, deren kaum jedes Jahrhundert einen aufzuweisen hat. In den allermeisten Fällen wird der Führer eines Heeres des Beirats nicht entbehren wollen.‘

    Unter diesen Gesichtspunkten zählt Napoleon Bonaparte zu den ‚Sternen erster Ordnung‘.
    Denn seine Kriegführung wäre auch ohne den Beistand seines beflissenen Generalstabschefs Berthier ebenso erfolgreich verlaufen. Auch ein bombastischer Einzelgänger wie Alexander der Große bedurfte keines Einbläsers, zumindest wissen die zeitgenössischen Quellen keine Namen zu nennen.

    Wesentlich schwerer hatten es Führer wie Erwin Rommel oder Karl Dönitz, die während des 2. Weltkrieges mit sehr begrenzten Kräften dank ihrer Flexibilität dem Gegner lange Zeit erfolgreich Paroli bieten konnten. Auch durch bloße Sturheit nebst Gottvertrauen kann ein General Kriege, ja sogar den Lauf der Weltgeschichte verändern, wie das Beispiel George Washingtons beweist. Dabei muss stets einkalkuliert werden, worauf schon Preußens Militärphilosoph Karl von Clausewitz in seinen Untersuchungen über den kriegerischen Genius hinwies: ‚Der Krieg ist das Gebiet des Zufalls. In keiner menschlichen Tätigkeit muss diesem Fremdling ein solcher Spielraum gelassen werden.
    […] Er vermehrt die Ungewissheit aller Umstände und stört den Gang der Ereignisse.‘

    Wenn es überhaupt eine schlüssige Theorie der Kriegführung gäbe, so Clausewitz, dann ‚überlässt sie es dem Feldherren, nach dem Maßstabe seines eigenen Mutes, seines Unternehmungsgeistes, seines Selbstvertrauens zu wählen‘.“

    Inzwischen ist Jan von Flocken nicht nur einer der maßgeblichen Autoren, der sehr erfolgreichen Reihe COMPACT-Geschichte, soeben erschien der Band über die tapfersten und klügsten deutschen Frauen von ihm, sondern er ist auch bei zahlreichen COMPACT-Veranstaltungen live zu erleben.

    Kriegerschicksal – Von Hanibal bis Manstein“, „Kriegerleben – Von Caesar bis Patton“ und „Kriegertaten – Von Alexander bis Rommel“ sind alle bei www.compact-shop.de erhältlich.

    Viel Spaß beim Lesen!

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