Das Modell Schweden wird immer wieder als Alternative zum hiesigen Corona-Wahnsinn genannt. Zu Recht? Christa-Maria, eine junge Querdenkerin, war dort und hat sich umgesehen. Ein Auszug aus COMPACT 03/2021. Hier bestellen.

    Die Schaufenster der Stockholmer Innenstadt verströmen ein warmes, freundliches Licht. Es ist der 21. Dezember 2020, Weihnachten steht vor der Tür, und in den festlich geschmückten Straßen wimmelt es nur so von Menschen. Ohne Abstand und Mundschutz gehen sie spazieren, kaufen ein oder besuchen eines der vielen Kaffeehäuser.

    Auf die 26-jährige Christa-Maria wirkt all das so, als sei sie in eine Vergangenheit zurückgereist, die sie schmerzlich vermisst. In ihr Tagebuch notiert sie: «So oder ähnlich müssen sich kürzlich entlassene Häftlinge fühlen, wenn sie ihren ersten Tag in Freiheit erleben.» Vor drei Tagen ist sie zusammen mit ihrem Freund in der kleinen hessischen Gemeinde Seeheim-Jugenheim aufgebrochen, um sich in Skandinavien eine Corona-Auszeit zu nehmen. Die Einreise klappte problemlos. Keine Polizei, kein PCR-Test, nur zwei Weihnachtsbäume, die den Grenzübergang flankierten.

    Aufwärmen im Café oder Abendessen im Restaurant? Kein Problem. Schweden setzt auf die Eigenverantwortung seiner Bürger. Ab 20 Uhr wird allerdings kein Alkohol mehr ausgeschenkt. Foto: picture alliance / Alexander Farnsworth

    Als Christa-Maria auf den Hötorget kommt, einen zentral gelegenen Platz zwischen Konzerthaus, Warenhaus und Kino, ist gerade Markt. Zwischen den bunten Warenauslagen, wo sich sogar zur Winterzeit Pilze, Kirschen, Spargelstangen und Blumen stapeln, wuselt eine große Menge von Einkäufern. Im nahen Kaffekoppen, einem kleinen und gut besuchten Lokal, bekommt das Pärchen die für Stockholm typischen Zimtschnecken, serviert mit einer kleinen Orangenscheibe. Das süße Gebäck essen sie «selbstverständlich nicht ”to go”, sondern ”to stay” und ohne Maske», wie die junge Frau fröhlich im Tagebuch vermerkt.

    Mädchen in der Fußgängerzone

    Mitverantwortlich dafür, dass in Schweden nicht nur Restaurants und Geschäfte, sondern auch Kitas, Schulen und Grenzen weiterhin geöffnet bleiben, ist der Staatsepidemiologe Anders Tegnell — eine Art lebender Gegenentwurf zum deutschen Virologen Christian Drosten. (…) Von einem vielleicht siebenjährigen Mädchen, das sie in der Fußgängerzone von Stockholm trifft, erfährt Christa-Maria, dass es in den Klassenzimmern auch keine Maskenpflicht gibt. Um sich ein bisschen Geld dazuzuverdienen, singt die Kleine mit ihrer Freundin Weihnachtslieder für die Passanten. Nur im Schulbus setze sie einen Mund-Nasen-Schutz auf. Freiwillig, denn ein wenig Angst vor dem Virus, über das in den Medien so viel berichtet wird, habe sie schon. (…)

    Die Schweden-Urlauberin Christa-Maria haben wir in COMPACT-Spezial „Die Querdenker – Liebe und Revolution“ porträtiert. Das Heft können Sie hier bestellen.

    Als Christa-Maria am 21. Dezember im Bishop Arms Abendessen geht, kommt sie dort mit einem jungen Mann aus der Gastrobranche ins Gespräch. Voller Verzweiflung berichtet er, dass die Politik neue Regelungen für Restaurants plane und man bald nur noch bis 20 Uhr geöffnet haben dürfe. Die aus dem BRD-Lockdown Geflüchtete kann seinen Frust verstehen, hat aber schon weitaus Schlimmeres erlebt: «Wir fragten uns, wie es ihm wohl ginge, wenn er sich den deutschen Regelungen fügen müsste und überhaupt nicht mehr arbeiten könnte…»

    Typisch Schwedisch zum Fika – der gemütlichen Kaffeezeit – gibt‘s Kanelbulle, die traditionellen Zimtschnecken. Natürlich «to stay» statt «to go»! Foto: Christa-Maria

    Zu einer Sperrstunde, wie sie ihr Gesprächspartner befürchtet hat, kommt es dann ohnehin nicht. Die Schweden dürfen auch im neuen Jahr bis spätabends im Lokal sitzen, es gilt nur ein Ausschankverbot von Alkohol ab 20 Uhr. Weiterhin wurde der Zutritt in Geschäften auf eine Person pro zehn Quadratmeter reduziert. Wegen dieser Regelung haben auch die meisten Theater, Kinos und Klubs geschlossen. Sportstudios und Friseurgeschäfte dagegen sind unverändert geöffnet.

    Stille Flure in der Klinik

    Die aktuelle Zahlenentwicklung müsste nun eigentlich zu einer glänzenden Rehabilitierung des viel gescholtenen Tegnell führen. Denn trotz der Tatsache, dass den Bürgern so wenig Beschränkungen auferlegt wurden, sind die Fälle von Infizierten seit Neujahr wieder rückläufig. Schwedens Sieben-Tage-Inzidenz hat sich seit Weihnachten mehr als halbiert: Sie fiel bis Februar von etwa 500 auf unter 200. Auch die Konjunktur profitiert vom Sonderweg. Zwar brachen die Umsätze ein, doch längst nicht so schlimm wie in anderen EU-Ländern, wo durch harte Lockdowns ganze Branchen völlig verwüstet wurden. «Die Wirtschaftskrise (…) spielt in einer ganz anderen Liga als die Horrorshows anderswo in Europa», stellte David Oxley von Capital Economics schon im August 2020 fest. (…) Ende des Textauszugs.

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