Heute wurde das sogenannte Königreich Deutschland vom Bundesinnenministerium verboten, und der Chef der Gruppe, Peter Fitzek, wurde verhaftet. Wir haben mit ihm schon vor einigen Jahren ein Interview geführt, das in COMPACT-Spezial „Die Querdenker – Liebe und Revolution“ veröffentlicht wurde. Nachfolgend der vollständige Text, damit sie sich selbst ein Bild machen können. Hier mehr erfahren.

    _ Peter Fitzek im Gespräch mit Jürgen Elsässer

    Euer Modell des alternativen Lebens und Arbeitens hat den Anspruch einer neuen, völlig anderen Staatlichkeit. Warum zum Teufel nennt ihr das Königreich? Man hätte ja auch zum Beispiel eine Räterepublik machen können.

    Ja, genau. Ich habe aber gemerkt, dass die Menschen Angst haben, Verantwortung zu übernehmen. Wir haben dann gesagt, okay, wir gründen jetzt einen Staat, koste es, was es wolle. Dann habe ich aber keine Räte, keine Basisdemokratie. Damit aber irgendwas da ist, woran diese Strukturen an der Basis hochwachsen können, musste ich dann sagen: Ich mache ein Königreich.

    Nun habe ich damals sehr, sehr große Bauchschmerzen gehabt, weil: König wollte ich auf gar keinen Fall werden. Eine Krone aufsetzen – och nee, habe ich mir gedacht, das geht gar nicht. Dann kam mir diese Idee mit dem Obersten Souverän. So können die Leute sich irgendwann mal einen König wählen, ich bin nur Platzhalter.

    Wenn ich Bürger in diesem Königreich werden will, wie geht das vor sich?

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Eine Zugehörigkeit zu erklären, ist wie eine kostenlose Vereinsmitgliedschaft, kostet gar nichts. Aber man sagt: Ich erkenne die Verfassung an. Dann gibt es die Möglichkeit zu sagen: Ich möchte Rechte erwerben. Das bedeutet, ich komme in die Staatsangehörigkeit. Die muss ich beantragen. Und dann mache ich eine Prüfung. Bei der weise ich nach, dass ich die Verfassung gelesen habe und weiß, in welcher Ordnung ich mich da bewege. Ich glaube, über 90 Prozent der Menschen hier haben nie das Grundgesetz gelesen. Wir wollen kein dummes Staatsvolk, sondern wissende Bürger, die Verletzungen erkennen und sagen: Das muss berichtigt werden!

    Sieht eher nach Zirkus aus: Wandgemälde auf dem ehemaligen Gelände der Republik-Aussteiger. Foto: COMPACT

    Wenn man Bürger ist, muss man dann auf Euer Areal ziehen?

    Man muss nicht herziehen. Die Staatsangehörigen definieren sich über die Geltungsbereiche, die in unserer Verfassung verankert sind. Und das ist erstens der räumliche Geltungsbereich: das gesamte Deutsche Reich in den Grenzen nach dem geltenden Völkerrecht. Dann gibt es einen zeitlichen Geltungsbereich, und der bedeutet die Geltung der Verfassung ab dem 16. September 2012 {Gründung des Königreichs Deutschland}. Und dann gibt es noch den sachlichen Geltungsbereich, der bedeutet: Jeder, der sich zu dieser Verfassung bekannt hat, ist Staatsangehöriger oder Staatszugehöriger. Und der kann leben, wo immer er möchte.

    Ich habe gelesen, dass Sie eine eigene Reichsbank aufgemacht haben, die Ihnen wieder zerschlagen worden ist. Warum hat das nicht geklappt?

    Es hat sehr gut geklappt, bis die Bankenaufsicht kam und gesagt hat: Wir unterstellen hier unerlaubte Bankgeschäfte.

    Aber es war doch klar, dass die kommen…

    Ja, natürlich war das klar, auf jeden Fall. Das System übt ja immer Diktatur aus.

    Dann seid ihr ja sehenden Auges in die Zerschlagung hineingelaufen.

    Ich habe mir damals gesagt: Du musst jetzt irgendwas machen, damit die Leute mal ins Bewusstsein kriegen, dass das Geldsystem kriminell ist. Und das kann ich machen, indem ich provokant bin. Eine Königliche Reichsbank ohne Genehmigung zu eröffnen, ist auf jeden Fall eine provokante Angelegenheit. Und da kam dann auch die Presse – bad news are good news. Ich habe niemanden gefragt, ich habe es einfach gemacht. Ich habe geguckt: Wo sind die Lücken im System? Und diese habe ich konsequent genutzt. Da kann man nur mit Willkür und Diktatur kommen. Und ich möchte, dass die Menschen merken, dass hier Diktatur herrscht.

    Sie haben auf Ihrem Grundstück mehrfach Razzien erlebt, bei denen Polizisten alles mitgenommen haben, was sie tragen konnten. Wie ist das abgelaufen? Was haben die Polizisten dazu gesagt?

    Es gab hier Polizisten, die hatten Tränen in den Augen. Wir haben ja auch Kinder und Familien hier gehabt. Und manche von den Polizisten haben gemerkt: Das sind ja ganz nette Menschen. Wieso kommen wir mit 150 Leuten, in voller Montur, vermummt, maskiert und reiten hier mit Sondereinsatzkommandos ein?

    Als ob ihr Terroristen wärt…

    Kann man so sagen, ja, genau. So werden wir hier behandelt. Bis jetzt war es aber so, dass wir aus jeder Razzia unseren Nutzen gezogen haben. Einen Tag nach jeder Aktion war hier alles wieder offen. Nach der vierten Razzia haben die dann endlich gemerkt, wir hören hier nicht auf, egal was passiert, wir ziehen das hier durch.

    Ihr habt euch eine eigene Verfassung gegeben. Welche Unterschiede gibt es zum Grundgesetz?

    Ein wichtiger Unterschied ist, dass Menschen bei uns nur dann in höhere Entscheidungsebenen hineinwachsen, wenn sie über Kompetenz verfügen. Das heißt, wir haben eine Kompetenzregierung, keine Marionettenregierung. Es gibt bei uns immer nur direkte Wahlen, es gibt keine Parteien.

    Über die Feinheiten einer Verfassung könnte man lange diskutieren. Mich interessiert: Wie kann etwas durchgesetzt werden? Wäre es nicht klüger gewesen, unter dem Radar zu bleiben, erst mal in verschiedenen Gemeinden die eigenen Leute an die Spitze zu bringen – und die dann am Schluss zu einem sogenannten Königreich zusammenzuführen?

    Wir haben verschiedene Strategien. Wir stellen jetzt ganz offiziell einen Oberbürgermeisterkandidaten in Bonn, der mit einem Programm an den Start geht, das Parteien nie vorweisen könnten. Wenn sich Menschen finden, die sagen, ich möchte als Oberbürgermeister kandidieren, und ich möchte, dass das im Geheimen passiert, ihr gar nicht in Erscheinung tretet, dann werden wir die fördern.

    Warum ärgert ihr euch eigentlich mit den hiesigen Behörden herum und verhandelt nicht mit Putin, dass er euch in Kaliningrad, dem alten Königsberg, ein Gebiet überlässt? Dann könnt ihr dort euer Königreich aufziehen.

    Ich war schon vor vielen Jahren in der russischen Botschaft. Damals hat man mir gesagt: Wir können ja jetzt nicht mit Zweien verhandeln, das könnte Probleme geben. Ich habe aber gesagt, wir müssen zuerst in Deutschland etwas auf die Beine stellen, denn von Deutschland wird die Veränderung der Welt erwartet. Man hat Deutschland immer schon als Versuchsfeld benutzt, um etwas Neues zu initiieren. Deutschland wird ja als Land der Dichter und Denker gesehen, und insofern traut man den Deutschen auch einen Wandel zu, und dieses Mal auch auf friedliche Weise. Uns wird zugetraut, die Transformation hier zu beginnen, um dann die Welt anzustecken. Transformation ohne Krieg – das ist das Ziel.

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