Vor 100 Jahren veröffentlichte der Raketenwissenschaftler Hermann Oberth ein Buch, das die Ära der Raumfahrt einläutete. Seine visionären Gedanken wurden von Wernher von Braun weiterentwickelt. Heute erweist sich vor allem von Elon Musk als gelehriger Schüler des deutschen Raketenpioniers. Ein Auszug aus der Januar-Ausgabe von COMPACT («2024: Die Wende») mit dem Dossier «100 Jahre deutsche Raumfahrt».

    _ von Steffen Freyberg

    Im Jahr 1925 entdeckt ein 13-jähriger Junge eine Zeitungsannonce für das Buch Die Rakete zu den Planetenräumen. Der Gymnasiast gibt sein letztes Taschengeld dafür aus, doch er kann nicht einmal zehn Prozent des Inhalts erfassen. Also geht er zu seinem Lehrer und fragt, was er tun müsse, um das Werk zu verstehen? Die Antwort: Erst mal richtig Mathematik lernen! Gesagt, getan.

    Zwei Jahre später kennt der Heranwachsende das Buch fast auswendig und schreibt in einem Brief an den Verfasser Hermann Oberth: «Ich weiß, dass Sie an die Zukunft der Rakete glauben. Das tue ich auch, und daher erlaube ich mir, Ihnen als Anlage eine kleine Untersuchung vorzulegen, die ich gemacht habe.» Oberth antwortet: «Machen Sie nur so weiter, junger Mann! Wenn Sie das Interesse beibehalten, kann aus Ihnen etwas werden.» Der Name des jungen Mannes: Wernher von Braun.

    Vater der Raumfahrt

    Tatsächlich war es Oberths 1923 erschienenes Buch, das den legendären Raketentechniker erst auf die Spur brachte. Von Braun war fasziniert von der visionären Kraft des Werkes, im Vorwort für die vierte Auflage von Die Rakete zu den Planetenräumen sollte er später schreiben:

    «Hermann Oberth löste nicht nur die theoretischen Probleme der Raketenkunde und entwarf die notwendige Technik, damit Menschen in den Weltraum vordringen, dort leben und arbeiten können. Er war auch entschlossen, all diese Möglichkeiten Wirklichkeit werden zu lassen. Daher ist er fraglos der Vater der Raumfahrt.»

    Der aus Hermannstadt in Siebenbürgen stammende Oberth hatte sein Werk auf eigene Kosten verlegen müssen, da es als Dissertation 1922 von der Universität Heidelberg abgelehnt worden war. Eine wenig nachvollziehbare Entscheidung. Der Raketenkon­strukteur Willy Ley sagte zu dem Buch: «Damit begann das wahre Raumzeitalter.» (…)

    Oberths Schüler

    Anfang der Dreißigerjahre lernt von Braun den Verfasser des Buches, das ihn so geprägt hatte, endlich persönlich kennen. Den Kontakt stellt Ley her. Der junge Student von der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg wird schon bald Assistent Oberths bei dessen Raketenexperimenten auf dem Versuchsgelände der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Plötzensee. Gefördert wird von Braun auch von dem Ingenieur und Reichswehr-Major Walter Dornberger, der für das Heereswaffenamt Experimente in Kummersdorf, etwa 30 Kilometer südlich von Berlin, durchführt.

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    Später holt der vormalige Schüler seinen Mentor als Mitarbeiter nach Peenemünde, und auch in die USA wird Oberth von Braun folgen. Die Arbeit des Siebenbürgers hilft sowohl beim Bau der V2-Rakete als auch beim Aufbau des amerikanischen Raumfahrtprogramms.

    Er trug letztlich maßgeblich dazu bei, die Mondlandung 1969 zu ermöglichen, die sein ebenfalls technikbegeisterter Großvater Friedrich Krasser 1869 vorausgesagt hatte: «In hundert Jahren werden Menschen auf dem Mond landen. Unsere Enkelkinder werden dies noch miterleben!» Ein schier unglaublicher Begebenheit, auf die Hans Barth in seiner Oberth-Biografie Der wirkliche Vater der Weltraumfahrt (2008) hinweist.

    Der russische Luft- und Raumfahrtwissenschaftler Konstantin E. Ziolkowski ließ sich auf seinen Grabstein meißeln:

    «Die Menschheit wird nicht ewig auf dieser Erde bleiben.»

    Mit ihm stand Oberth im Briefwechsel – so wie Astronauten und Weltraumforscher generell weltweit freundschaftlich miteinander verbunden sind. Sigmund Jähn, erster Deutscher im All, und Ulf Merbold, der dreimal im All war, besuchten den Pionier der deutschen Raumfahrt zu seinem 90. Geburtstag in Salzburg. (…) Ende der Textauszüge.

    Den vollständigen Text und zwei weitere Beiträge zum Thema «100 Jahre deutsche Raumfahrt» lesen Sie in der  Januar-Ausgabe von COMPACT («2024: Die Wende»). Hier bestellen.

    11 Kommentare

    1. Jetzt haben wir ja wieder Millionen von Raktenwissenschaftlern geschenkt bekommen. Von daher müssten also – rein theoretisch – wieder sensationelle Glanzleistungen als Resultat geistigen Schaffens in greifbarer Nähe sein.

      Ick bin schon jespannt wie Flitzebogen.

    2. Die Rakete der OTRAG wäre noch immer Spitze.
      Das Konzept dieser äußerst preiswerten Bündelrakete mit der "Kayser-Stufung", nach dem Erbauer Lutz Kayser, wurde noch von Wernher von Braun mitentwickelt.
      Aber scheinbar steht die Welt auf bestenfalls zweitklassigen Kram.
      Siehe auch bei den Atomreaktoren (-> deutscher Dual Fluid Reaktor).
      ?

      • Vielleicht noch interessant.
        Zur OTRAG und mehr.
        https://krautreporter.de/164-das-eigenartige-wesen-der-raketenwissenschaft

        PS die Schuberhöhung durch Bündelung à la OTRAG funktioniert imho.
        Bei Bedarf mehr dazu.

      • Otto Baerbock am

        Peter Plichta, der das Buch ‚Benzin aus Sand‘ geschrieben hat, hat eine Möglichkeit beschrieben, von ihm so genannte ‚Silane‘ als Raketentreibstoff zu verwenden. Diese sollen energiereich genug sein, um endlich mal ein vernünftiges einstufiges Raumgefährt zu bauen, das in den Weltraum fliegen und wieder zurückkehren kann – und das ohne diese ganzen HIlfstechniken wie Booster und mehrere Antriebsstufen.

      • Otto Baerbock am

        "Herrmann Oberth war Mitglied der NPD und schrieb ein Buch über UFOs. "

        Ist mir zwar völlig neu … aber … nicht unsympathisch.

    3. " dazu bei, die Mondlandung 1969 zu ermöglichen"

      Ich war manchmal auf den mond vor allem nachdem ich gekifft hatte…Die ganze weltraum ist nur eine lüge, eine täuschung.

      • Daß die NASA zum lügen neigt ist klar.
        Tut sie auch zB multipel beim Mars oder beim Asteroidengürtel.

        Trotzdem waren die Deutschen, die die US-Atomraketen wie auch die Saturn V gebaut haben, keine Stümper.

        Daß die Aunahmen bei zumindest Apollo 11 auf der Erde vorgedreht waren (Stanley Kubrick?) ist klar.

        Die spannende Frage ist warum sie, wenn sie eh dort waren, nicht einfach die originalen Aufnahmen gezeigt haben?
        Könnte auf denen etwas zu sehen gewesen sein das offiziell bis heute gewissermaßen "above top secret" ist?

        PS hoffentlich haben die beiden deutschen A4 Raketen, die als erste menschengemachten Objekte der Neuzeit die offizielle Grenze zum Weltraum überschritten, keine Löcher in die Kuppel gemacht.

        • Otto Baerbock am

          "PS hoffentlich haben die beiden deutschen A4 Raketen, die als erste menschengemachten Objekte der Neuzeit die offizielle Grenze zum Weltraum überschritten, keine Löcher in die Kuppel gemacht."

          Das wäre allerdings fatal … würde es doch bedeuten, die Atmosphäre entweicht durch die Löcher … und wir müssen alle ersticken. Bis auf die Reichen, die sich künstliche Beatmung leisten können. Ach, es ist einfach ein Kreuz … mit diesem Leben …

    4. Friedenseiche am

      darin sehe ich Elitenwahn

      das Volk hungert, aber den Weltraum erobern
      et wird sich freuen

      Geschichte wiederholt sich
      immer

      • Otto Baerbock am

        "das Volk hungert, aber den Weltraum erobern"

        Das Volk … ist eh zu fett. Außerdem kann es, wenn es hungern sollte, ja einfach was essen – dann hungert es nicht mehr. Und wenn es kein Brot zum essen hat … dann soll es halt Brötchen essen. Oder Kuchen. Oder Sushi … – mein Gott, wird sich doch irgendwas finden lassen, was das schnückische Volk dann runterschlingen kann, oder??