Seit dem Krieg im Gazastreifen soll der Antisemitismus auch in Deutschland wieder zunehmen. Aber von wem geht er aus? Hintergründe der Nahost-Politik verstehen: Der renommierte Historiker Rolf Steininger legt mit „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ auf der Basis umfangreicher Akten die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung vor. Hier mehr erfahren.

    Am 7. Oktober 2023 drang ein Hamas-Kommando aus Gaza kommend über die Grenze in benachbarte israelische Siedlungen ein und lieferte sich Gefechte mit Netanjahus Streitkräften. Der blutige Spuk – hunderte Palästinenser und Israelis ließen ihr Leben – war nach 48 Stunden vorüber.

    Dann begann das nächste Gemetzel: Israels Armee griff Gaza an – der Feldzug dauert bis auf den heutigen Tag fort; bereits 40.000 Menschen sind den angeblichen Selbstverteidigungsmaßnahmen Isarels zum Opfer gefallen. Die meisten sind Zivilisten, darunter ein sehr hoher Anteil an Kindern.

    Kommt die zweite Front?

    Ob der völlig überzogenen Reaktion hat die Regierung Netanjahu, um es sehr vorsichtig auszudrücken, mit einem nachhaltigen Imageproblem zu kämpfen, welches so weit führte, dass führende Vertreter Israels, darunter Netanjahu und sein Verteidigungsminister, vom Internationalen Gerichtshof zur Verhaftung ausgeschrieben wurden.

    Selbst engsten Bündnispartner wie die USA und Deutschland gelingt es trotz pro-israelischer Medien-Einschwörungen und aggressiver Polizeigewalt kaum mehr, die wachsende Protestmasse im Griff zu halten. Als ob das nicht reichte, scheint die Rechtsaußen-Administration im Heiligen Land nun noch entschlossen, neben Gaza eine zweite Front im Libanon zu eröffnen, wo Irans schlagender Auslandsarm, die Hisbollah, der Gegner wäre.

    Der Gaza-Streifen auf einer Landkarte. Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas von hier aus einen Großangriff, der wohl weniger überraschend kam als anfangs vermutet. Foto: Below The Sky | Shutterstock.com.

    Herzi Halevi, der Generalstabschef, erklärte erst jüngst bei einem Truppenbesuch im Norden, die Streitkräfte stünden bereit, eine Entscheidung nahe. So konnte man am 6. Juni im Tagesspiegel lesen. Hinter den Kulissen münden die diplomatischen Bemühungen, Tel Aviv zum Stopp seiner Militärmaschinerie zu bringen, inzwischen – zumindest seitens der EU – in Pressionen und Drohungen.

    Fragwürdige Unterstützer

    Eine Kalamität für den Judenstaat. Irgendwie muss er reagieren. Er tut es. In bekannter Manier: Man spielt die Opferkarte. Vor allem über das Auslandsjudentum, das durch den Zionismus (nolens volens) als Untertanenmasse in Beschlag genommen wird.

    Am selben Tag als der Tagesspiegel vor Israels Plänen für einen Libanonfeldzug warnte, mahnte Marcel Fürstenau in der amtlichen Deutschen Welle ein „dramatisches Lagebild zu Antisemitismus in Deutschland“ an. Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober, heißt es dort, „sind Jüdinnen und Juden in Deutschland bedrohter denn je. Ihr Wunsch: mehr Solidarität. (…) Polizeischutz sei das Mindestmaß an Sicherheit, um überhaupt einen Raum betreten zu können. Und Veranstaltungen sage man ab oder plane sie erst gar nicht.“

    Irgendwie mag die Hamas mit alledem zu tun zu haben – nicht wirklich direkt, eher erscheinen lange beziehungsweise verlängerte Arme der Organisation am Zug. Auf jeden Fall wird die Organisation erwähnt („Die Hamas wird auch von Deutschland als Terrororganisation eingestuft“), wobei die Nennung eher beiläufig stattfindet. Eine im Text gezeigte Aufnahme einer von Aktivisten besprühten Häuserfront – „Warnung Berlin: Wir lassen es brennen. Free Gaza!“ – ließe sich aus zionistischer Perspektive auch auf biodeutsche Linksextreme zurückführen.

    Als Quellenlieferanten dienen a) der jüdische Queer-Verein Keshet Deutschland, b) der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie c) die Vorstandsvorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung, Tahera Ameer.

    Kein biodeutsches Problem

    Da doppelt genäht bekanntlich besser hält, legte am selbigen Tag auch der deutsch-israelische Historiker Michael Wolffsohn nach. Sein Elaborat unter dem schmissigen Headliner „Jetzt geht es den Juden an den Kragen“ findet sich gleich in mehreren Zeitungen.

    In der Jüdischen Allgemeinen lesen wir, Wolffsohn sehe „in der westlichen bürgerlichen Gesellschaft ein widersprüchliches Verhalten gegenüber Minderheiten. So gebe es gegenüber der jüdischen Minderheit“ natürlich, nur ihr gegenüber, wie immer einen „Denk- und Gefühlsbruch“. „Rücksicht auf Minderheiten, Empathie, all diese schönen und oft auch gelebten Eigenschaften gelten nicht für Juden. Und ich sehe keinen anderen Grund dafür als den Antisemitismus“. Juden würden demnach als „fremd, anders, unerwünscht“ angesehen.

    In der Jüdischen Allgemeinen lesen wir, Wolffsohn sehe „in der westlichen bürgerlichen Gesellschaft ein widersprüchliches Verhalten gegenüber Minderheiten. So gebe es gegenüber der jüdischen Minderheit (…) einen „Denk- und Gefühlsbruch“. Und weiter: „Rücksicht auf Minderheiten, Empathie, all diese schönen und oft auch gelebten Eigenschaften gelten nicht für Juden. Und ich sehe keinen anderen Grund dafür als den Antisemitismus“. Juden seien demnach „fremd, anders, unerwünscht“.

    Da Deutschland heute ein international angesehener Staat sei, brauche es die Juden anders als unmittelbar nach 1945 als funktionales Alibi nicht mehr. Daraus folge: „Jetzt geht es den Juden an den Kragen.“ Natürlich ist das ausgemachter Blödsinn. Wolffsohn sollte das als Wissenschaftler, als den ihn die Jüdische Allgemeine vorstellt, auch selbst wissen. Es ist keineswegs der weitestgehend ausgestorbene Stamm „biodeutscher Ewiggestrigkeit“, der den Juden die Pest ans Bein wünscht – sondern es sind zu 99 Prozent muslimische Neubürger.

    Israels Trumpfkarte

    Denn: Zwischen Israel und die internationalen Vertretungen der Judenheit passt – dank organisatorischen und geldlichen Managements aus Tel Aviv – kein Blatt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hätte alle Gelegenheit – und Grund –, sich von den Kriegsverbrechen und Morden von Kindern zu distanzieren. Er tut es aber nicht. Er tat es nie.

    Palästinenser suchen im Oktober 2023 nach einem israelischen Luftangriff auf das Flüchtlingslager Rafah im Gaza-Streifen nach Überlebenden. Foto: Anas-Mohammed | Shutterstock.com.

    Stets richtet sich die Zielrichtung gegen die muslimische Migration. Und selbstverständlich werden auch die abendländischen Aufnahmestaaten gleich mit in Achtung gestellt. Und in der Tat wurde der postulierte „neue Antisemitismus“ zu einem Gutteil importiert. Und das seit 2015 in gigantischen Ausmaßen. Die Erkenntnis dahin kommt inzwischen auch immer mehr bei hiesigen Bevölkerung an.

    Womit Israel bereits im nächsten Schlamassel steckt, mit dem irgendwie umzugehen ist. Aber keine Angst: Auch hier haben die zionistischen Strategen ein überaus probates Rezept: Sie richten ihre geopolitischen Gegner – also Araber, Perser und Muslime – gegen ihre wankelmütigen und abtrünnigen (Ex-)Verbündeten – und bringen Letztere damit wieder quasi auf Linie. Frei nach dem Motto: Der Feind ist ein und derselbe, wir sitzen im selben Boot und müssen zusammenhalten. Die IDF und der Mossad haben einige Erfahrung in diesem Spiel…

    Den zweiten Teil dieses Beitrags lesen Sie morgen.

    Hintergründe der Nahost-Politik verstehen: Der renommierte Historiker Rolf Steininger legt mit „Die USA, Israel und der Nahe Osten“ auf der Basis umfangreicher Akten die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung vor. Hier mehr erfahren.

    5 Kommentare

    1. Bert Brech am

      Palis sind um Längen semitischer als die Israeljuden.
      Naturwissenschaftlich betrachtet macht der Vernichtungskrieg der zugedrungenen jüdischen Semitenbastarde gegen die palestinänsischen Vollsemiten in deren nat. Verbreitungsgebiet den "Staat Israel" zu einem antisemitischen Völkermordregime. /X=D

    2. Wenn laut Ampel Deutschland nicht den Deutschen gehören darf, wenn es Völker nach rotgrüner Ideologie gar nicht geben darf, dann gibt es auch keine Ukraine, die einem (lt. rotgrüner Ideologie) nur als Konstrukt erfundenen ukrainischen Volk gehören könnte und kein auch keinen Staat Israel, der einem jüdischen Volk gehören könnte. Man sieht, wie judenfeindlich die Ampel herumhampelt.

    3. Das der Antisemitismus in Deutschland und Europa neu aufflammt liegt nicht an einheimischen Rechtsparteien und Gruppen sondern liegt an den arabischen und muslimischen Parallelgesellschaften. Gerade die Städte und Regionen mit den größten Anteilen von morgenländichen Migranten haben logischerweise auch mehr eine Abneigung gegenüber Juden. Vom Prinzip her wird das Thema Antisemitismus so gedreht als wäre es ein Problem durch Rechtsextremisten damit wieder Fördergelder an Demokratie und Toleranzvereine fließen. Direktoren und Betreiber solcher Institute freuen sich über den Geldsegen und es gibt Demos und Konzerte gegen Rechts. Immer wieder tritt dann die Linkeszene mit der Antifa auf den Plan und es kommt dann meist zu Ausschreitungen in dem randaliert wird und Beamte angegriffen werden. Gerade jetzt mit dem aktuellen Gaza-Konflikt wird die Stimmung angeheizt in dem Israel unterstützt wird und die internationale Medienmafia gegen islamische Staaten hetzt. Was auch gerade bei uns die Stimmung anheizt ist die Fußball-EM mit der Regenbogenreligion von Soros. Die ersten Anschläge waren erst der Anfang wie in Sachsen-Anhalt der Messerangriff auf eine Party und in Berlin der Pistolenschütze. Der Kessel kocht nach Plan wie es die NWO-Götter wollen für die Agenda 2030. mfg

    4. Katzenellenbogen am

      Chapeau, COMPACT und J. E., Ihr seid fast die einzigen im patriotisch-konservativen Lager, deren Gehirn nicht vollkommen vom Israel-Fimmel aufgefressen ist. Partiell oft durchaus vernünftige Typen und Medien wie Jan F., Oliver F., Dr. Rainer Z., die JF oder Nius, die alle und noch viele andere wirken in diesem Punkt wie hypnotisierte Zombies…

      • Sie wirken wie hypnotisierte Zombies … weil sie hypnotiiserte Zombies sind.