War nicht Stalingrad, sondern Kursk die wirkliche Entscheidungsschlacht des Zweiten Weltkriegs? Diese Ansicht vertritt Militärhistoriker Paul Carell in seinem Werk „Verbrannte Erde. Schlacht zwischen Wolga und Weichsel“, das einen mitten in den verzweifelten Kampf der deutschen Soldaten gegen die sowjetische Übermacht wirft. Hier mehr erfahren.

    Ostfront, Sommer 1943: Der Boden bebt unter dem Donnern der Panzerketten, die Luft ist erfüllt vom ohrenbetäubenden Kreischen der Schlachtflieger, der Horizont glüht im Feuer explodierender Granaten. Das ist der Kriegsschauplatz, den Paul Carell in seinem Werk „Verbrannte Erde. Schlacht zwischen Wolga und Weichsel“ in all seinen Facetten beschreibt. Wir befinden uns mitten im Russlandfeldzug der deutschen Wehrmacht – und eine der größten Panzerschlacht aller Zeiten steht den Soldaten bevor.

    Von Kursk bis zur Vernichtung der Heeresgruppe Mitte

    Um die Wucht von Carells Schilderungen zu begreifen, muss man den historischen Rahmen verstehen. Nach der katastrophalen Niederlage von Stalingrad im Februar 1943, bei der die 6. Armee in einem eisigen Grab versank, war die Wehrmacht schwer angeschlagen. Hitler, getrieben von schierer Verzweiflung und Endsieg-Vorstellungen, suchte einen Weg, die Initiative an der Ostfront zurückzugewinnen.

    Die Antwort war das Unternehmen „Zitadelle“ – ein gewaltiger Angriffsplan, der die Rote Armee im Kursker Frontbogen zerschmettern sollte. Dieser Bogen, ein 150 Kilometer langer und bis zu 200 Kilometer tiefer Vorsprung der sowjetischen Linien zwischen Orel und Belgorod, war das Ziel einer Zangenbewegung, die hunderttausende Soldaten einschließen sollte.

    Soldaten der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“ mit einem Panzerkampfwagen IV im Einsatz in Charkow 1943. Foto: Bundesarchiv, Bild 101III-Zschaeckel-189-13 / Zschäckel, Friedrich / CC-BY-SA 3.0

    Am 5. Juli 1943 rollten über 2.000 deutsche Panzer – darunter die gefürchteten „Tiger“ und die neuen „Panther“ – gegen eine sowjetische Verteidigung an, die mit Millionen Minen, tausenden Geschützen und einer unerschütterlichen Entschlossenheit abgesichert worden war. Dies war der Beginn der Schlacht von Kursk – ein titanisches Aufeinandertreffen, das in die Weltgeschichte einging.

    Doch „Verbrannte Erde“ erzählt nicht nur von Kursk. Carell spannt den Bogen weiter: Von den verzweifelten Kämpfen um Leningrad über die blutigen Rückzüge am Dnjepr bis hin zur Vernichtung der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944. Das Buch deckt die Phase ab, in der die Wehrmacht von der Offensive in die Defensive gedrängt wurde – ein Wendepunkt, der den Anfang vom Ende des Dritten Reichs markierte. Historisch korrekt, aber mit der Dramatik eines Thrillers, zeigt Carell, wie die deutsche Kriegsmaschinerie unter dem Druck der sowjetischen Gegenoffensiven zerbröckelte.

    Die entscheidende Schlacht

    Paul Carell weiß, wovon er schreibt: Im Zweiten Weltkrieg war er Pressechef des deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop und SS-Obersturmbannführer, in den 1950er Jahren arbeitete er als Journalist für die Zeit und den Spiegel, ab den 1960er Jahren für verschiedene Publikationen des Axel Springer Verlags. Bis zum Tod von Verlagschef Axel Springer 1985 fungierte Carell als dessen persönlicher Berater und Sicherheitschef.

    Bekannt ist er durch zahlreiche militärhistorische Werke, insbesondere zum Russlandfeldzug. „Verbrannte Erde“ ist quasi die Fortsetzung seines Werkes „Stalingrad. Sieg und Untergang der 6. Armee“, in dem er die größte und blutigste Schlacht des Zweiten Weltkriegs im Winter 1942/43 Revue passieren lässt. Stalingrad, am Ufer der Wolga gelegen, wurde zum Schauplatz eines apokalyptischen Dramas, das einen Wendepunkt im Völkerringen markierte. Zehntausende blieben auf dem Schlachtfeld. Die deutsche 6. Armee, einst unbesiegbar, war zuvor in eine Falle marschiert, aus der es kein Entrinnen gibt.

    Stalingrad: Das Menetekel unserer Geschichte

    Nicht minder dramatisch die Ereignisse, die in „Verbrannte Erde“ geschildert werden: Schon die ersten Seiten reißen den Leser mitten ins Geschehen. Man hört förmlich Hitlers Befehle in der Wolfsschanze, spürt die Anspannung der Generäle, die um jeden Meter Boden kämpfen, und fühlt den Staub der Steppe, als die Panzerdivisionen aufeinanderprallen.

    Carell beginnt mit der Kursker Schlacht und schildert sie in all ihrer Brutalität: Über 30 deutsche Divisionen, darunter die Elitetruppen der SS-Leibstandarte „Adolf Hitler“, stoßen bei Prochorowka auf die sowjetische 5. Garde-Panzerarmee. Es ist die größte Panzerschlacht der Weltgeschichte – ein Inferno aus Stahl und Feuer, das Carell in „Verbrannte Erde“ mit einer Mischung aus technischer Präzision und emotionaler Wucht beschreibt.

    Doch der Autor bleibt nicht bei Kursk stehen. Er führt uns weiter durch die Trümmerlandschaften des Russlandfeldzugs: Die Kämpfe um Demjansk, Rschew und Welikije Luki, der Rückzug zum Dnjepr, die Verluste von Kiew und Nikopol, die Katastrophe von Tscherkassy und schließlich die Aufgabe der Krim. Dabei argumentiert er ungewöhnlich: Nicht Stalingrad, sondern Kursk sei die wahre Entscheidungsschlacht im Osten gewesen. Dies untermauert er mit Belegen: von den gewaltigen Verlusten (über 54.000 deutsche Soldaten gegenüber fast 178.000 sowjetischen bis zum 16. Juli 1943) bis hin zur gebrochenen Offensivkraft der Wehrmacht.

    Faktengetreu, aber atemberaubend erzählt

    Was „Verbrannte Erde“ so besonders macht: Carells Fähigkeit, historische Fakten mit eindringlicher Erzählkunst zu verbinden. So reichert er seine Schilderungen mit Zeitzeugenberichten, Karten und technischen Details an, ohne je den Lesefluss zu stören. Die wörtliche Rede – ob von einfachen Soldaten oder hohen Offizieren – lässt die Figuren lebendig werden. Man sieht den Unteroffizier, der nach Kursk verzweifelt seine Kameraden zusammenhält, und den General, der Hitlers wahnwitzige Befehle umsetzen muss.

    Zugleich bleibt der Autor faktengetreu: Die Zahlen stimmen (800.000 deutsche Soldaten, 2.500 Panzer, 1.400 Flugzeuge), die Ereignisse sind historisch belegt, und die strategischen Analysen – etwa zum Abbruch der Operation wegen der Landung der Alliierten auf Sizilien – sind nachvollziehbar.

    Ein Muss für historisch Interessierte

    Daher ist „Verbrannte Erde“ ein ideales Werk für jene, die nicht nur über Geschichte lesen, sondern sie spüren wollen – die den Pulsschlag der Schlachten, das Donnern der Geschütze und die Verzweiflung der Soldaten nachempfinden möchten. Militärgeschichtlich Interessierte werden die Detailtiefe lieben: Welche Panzer wurden eingesetzt? Wie funktionierte die sowjetische Verteidigung? Warum scheiterte „Zitadelle“?

    „Verbrannte Erde. Schlacht zwischen Wolga und Weichsel“ ist deswegen mehr als ein Buch – es ist ein Erlebnis. Paul Carell schafft es, wie schon in „Stalingrad. Sieg und Untergang der 6. Armee“, den Russlandfeldzug in all seiner Grausamkeit und Dramatik vor unseren Augen auferstehen zu lassen. Von der epischen Schlacht von Kursk bis zum bitteren Ende der Heeresgruppe Mitte im Sommer 1944 zeichnet er ein Bild des Krieges, das unter die Haut geht. Ein Muss für alle, die an Militärgeschichte interessiert sind.

    Die großen Schlachten im Osten: Meisterhaft nacherzählt von Paul Carell! Seine Werke „Verbrannte Erde. Schlacht zwischen Wolga und Weichsel“ und „Stalingrad. Sieg und Untergang der 6. Armee“ können Sie hier bestellen.

     

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