Es war der bis dahin größte Politskandal in der Bundesrepublik: Der gerade zurückgetretene schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) wurde am 11. Oktober 1987 tot in der Badewanne eines Genfer Hotels gefunden. Der Fall Barschel ist nur ein spannender Fall, den wir in unserer neuen Spezialausgabe „Attentate des Tiefen Staates“ aufklären. Hier mehr erfahren.

    Selbstmord, so die offizielle Darstellung. Doch zwei Fotos sprechen dagegen. Werner Janssen ist Professor für Pathologie und Rechtsmedizin und war 1987 Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er untersuchte Barschels Leiche direkt nach deren Auffinden.

    Ein abgerissener Hemdknopf

    2016 äußerte er sich erstmals öffentlich. „Es war Suizid“, sagte er der Wochenzeitung Die Zeit. „Für eine andere Annahme gab es keine Anhaltspunkte.“ Janssen erstellte damals ein 55 Seiten dickes Obduktionsprotokoll, das das Datum 2. Dezember 1987 trägt. Auszug:

    „Nach den vorliegenden Erkenntnissen gibt es keinen Anhalt für eine Beibringung der zum Tode führenden Substanzen unter äußerem Zwang.“

    Völlig anderer Ansicht ist Heinrich Wille, der als Oberstaatsanwalt in Lübeck von 1994 bis 1998 die Ermittlungen im Fall Barschel leitete. Er nennt ein „zwingendes Indiz“, wonach äußerer Zwang ursächlich für den Tod war. Er äußerte:

    „Ein Hemdknopf des Oberhemdes von Barschel wurde so abgerissen, dass er selbst dies aus anatomischen Gründen nicht getan haben kann: Er wurde mit beträchtlicher Kraft senkrecht von oben nach unten abgerissen, sodass ein Stück Hemdstoff mit ausgerissen wurde; zudem war es der zweite Knopf von oben (die Krawatte blieb angelegt).“

    Spur zum Mossad

    Mit Verweis auf den Schweizer Toxikologen Hans Brandenberger schrieb der Spiegel 2010:

    „Die chemischen Analysedaten stimmten bis ins Detail mit einem Mordablauf überein, den ein ehemaliger Agent des israelischen Geheimdienstes, Victor Ostrovsky, in einem Buch schilderte.“

    Laut Ostrovsky war Barschels angebliche Bespitzelungsaktion gegen seinen SPD-Herausforderer Björn Engholm von Anfang an vom Mossad inszeniert und dem Ministerpräsidenten in die Schuhe geschoben worden. Hintergrund dieser Intrige und schließlich der Ermordung sei die Weigerung des Ministerpräsidenten gewesen, einen illegalen Waffendeal des israelischen Geheimdienstes zu decken. Also entschloss man sich, ihn mit dem Versprechen nach Genf zu lotsen, ihm dort entlastende Informationen in der Engholm-Affäre zu übergeben

    Ein Mossad-Agent namens Ran habe den CDU-Mann am Nachmittag des Todestages in dessen Hotelzimmer im Nobelhotel Beau-Rivage getroffen. Nachdem er eine Flasche Wein bestellt habe, wollte er Barschel überreden, seinen Sturz zu akzeptieren. Dafür habe ihm Ran eine großzügige Entschädigung versprochen.

    Ein präparierter Wein

    Daraufhin sei der Politiker jedoch wütend geworden und habe darauf bestanden, dass man ihm die versprochenen entlastenden Beweise übergebe. Ran sah, dass der Unwillige nun auch eine Gefahr für den Mossad war: Er musste beseitigt werden. Der Agent habe den Wein präpariert und abgewartet, bis Barschel eingeschlafen sei. Dann seien die Mossad-Leute in sein Zimmer eingedrungen.

    Nun begann laut Ostrovsky die eigentliche Mordoperation:

    „Das Team zog ein Plastiktuch über das Bett und legte den Bewusstlosen darauf. (…) Vier kümmerten sich um das Opfer, und einer füllte die Badewanne mit Wasser und Eis. (…) Ein langer, gut geölter Gummischlauch wurde dem schlafenden Mann in den Hals geschoben.“

    Darüber seien abwechselnd Wasser und verschiedene Pillen verabreicht worden, auch habe man rektal Zäpfchen mit einem starken Beruhigungsmittel und einem Fieber erzeugenden Medikament eingeführt. Als der Politiker tatsächlich hohe Temperatur bekam, habe man ihn in das Eisbad gelegt, um eine Herzattacke zu erzeugen. Nach ein paar Minuten wurde dann festgestellt, dass er wirklich tot war.

    Spuren im Gesicht

    Das Foto der Leiche ist aufschlussreich. Erkennbar ist: Man hatte offensichtlich Barschels Schädel fixiert. Je eine waagerechte Strieme an der Stirn und am Kinn deuten darauf hin. Solche Kopffixierungen bestehen im Wesentlichen aus einem Gestell, auf das der Schädel gelegt wird.

    Der Kopf des toten Barschels weist Hämatome und den Abdruck eines Striemens auf. Foto: Archiv.

    Dabei können durch den Rand des Gurtes exakt solche waagerechten Linien entstehen, wie sie bei der Leiche festgestellt wurden. So bedeckt der Kinngurt den unteren Teil, wodurch der Rand des Fixierelements etwa in die Falte zwischen Kinn und Mund einschneidet. Der obere Steg verläuft über der Stirn, wodurch sein unterer Rand etwa in der Mitte der Stirn liegt – exakt dort, wo bei dem toten Barschel eine feine Linie zu sehen war. Die Länge der Linie ist ebenfalls interessant. Da es sich um Gurte handelt, machen diese die Kopfrundung nicht mit, sondern stehen links und rechts ab, wodurch jeweils in der Mitte der Stirn und des Kinns nur eine kurze Linie entsteht.

    Oberhalb der Drucklinie, dort, wo der Steg auf die Stirn drückte, verlief bei Barschel ein waagerechter beulenartiger Wulst. Nach der Fixierung wurden Barschel dann Medikamente eingeflößt.

    Das Badewannen-Rätsel

    Als, so Ostrovsky, die Mossad-Agenten den halb bewusstlosen Barschel in die Wanne bugsierten, hätte er mit beginnender Ohnmacht unter Wasser rutschen müssen. Genau so, nämlich unter Wasser, wurde der Tote von der ersten Zeugin, einer Hotelaushilfe, gesehen, die jedoch niemanden informierte, da sie sich ohne Arbeitserlaubnis in der Schweiz aufhielt.

    Es stellt sich die Frage, warum die Stern-Reporter, die das Zimmer erst am nächsten Tag gegen Mittag betraten, die Leiche angeblich ganz anders vorfanden: nämlich so wie auf den von ihnen veröffentlichten Fotos: mit dem Kopf über Wasser. Die rechte Schläfe hatte der Tote an den rechten Wannenrand gelehnt. Haben die Journalisten ihn tatsächlich so angetroffen, oder brachten sie den Körper für das Foto in Position? Dass der Tote auf dem Bild nasse Haare hat, bestätigt, dass sich der Schädel nicht lange zuvor unter Wasser befunden haben muss. Doch die Frisur auf dem Titelbild war recht ordentlich. Wer kämmte Barschel die nassen Haare zurück, nachdem er – wie auch immer – aus dem Wasser aufgetaucht war?

    Neben dem Fall Barschel behandeln wir in COMPACT-Spezial „Attentate des Tiefen Staates“ unter anderem folgende politischen Morde behandelt: JFK, Bobby Kennedy, Martin Luther King, John Lennon, 9/11, Oktoberfestattentat, RAF-Morde, Möllemann, Haider, Kiesewetter (NSU), Lumumba, Sankara, Milosevic, Gaddafi, Djindjic, Breitscheidplatz (Anis Amri), Marylin Monroe und Magufuli – der Querdenker-Präsident von Tansania, der sich gegen Lockdown und Impfpflicht stemmte. In „Attentate des Tiefen Staates“ (84 Seiten, reich bebildert) wird nicht theoretisiert, sondern ermittelt. Hier bestellen.

    5 Kommentare

    1. Ralf.Michael am

      Wer ies auch war…Komintern, Mao, CIA, FBI, Mossad, Nordkoreaner, MI6, MI5 ist wohl nicht mehr zu klären. Kein Selbstmord, sondern Mord !
      Eindeutig ! Als Analyst habe ich sämtliche Daten und Fakten mehrfach geprüft…Da passt überhaupt nichts zusammen. Schlecht gemacht und noch schlechter manipuliert

      • Marques del Puerto am

        @Ralf.Michael,
        ich kann Ihnen versichern , es waren Sonny and Cher, 2 Decknahmen vom Israelischen Geheimdienst. Man flog von Tel Aviv nach Stockholm und einen Tag später als Liebespärchen in Richtung Üwchen nach Genf.
        Das Tetrodotoxin wurde ihm allerdings nicht vorschriftsmäßig verabreicht, aus dem Grund gab es vor der Badesaison noch ein kleines , sagen wir mal Gespräch, mit Überedungskünsten. Man könnte aber auch sagen , Rucki Zucki war die Fresse dick….
        Im übrigen , der Mossad hat immer bei solchen Dingen eine A und B Variante auf Lager . Und ich kann Ihnen sagen , die sind gut, verdammt gut.
        Sonny hat inzwischen den Oasch zugekniffen , aber sie lebt recht ansehnlich in dem Land mit den 3 Buchstaben in Cali ja und das fornien.
        Falls Interesse an der Adresse besteht, einfach melden….
        Und jetzt kommt der Teil wo man sich die Hose aufmachen sollte, nicht die Brüder und Schwestern aus Israel haben sich das ausgedacht, nein unsere allerbesten Freunde die auch die Chefabteilung der Israelis sind waren es….. na Heiliger wer hätte das gedacht….. ;-))))
        Mit besten Grüssen
        Marques del Puerto

    2. Peter vom Berge am

      Viele Männer wurden ermordet, um einem BETRÜGER Platz zu machen:

      Aktenvermerk zu Cum-Ex: Ermittlungen gegen Scholz eingestellt wegen "Rücksicht" auf dessen Stellung als Kanzler (!)

      • Marques del Puerto am

        @Peter vom Berge,

        die Wahrheit ist oftmals auch einfach Schei***

        …..und ehrlich, die meisten wollen sie weder hören und können sie auch nicht verstehen. Ich sehe es jeden Tag.

        Mit besten Grüssen
        Marques del Puerto

    3. Peter vom Berge am

      Deutsche Herbst-Impression – ein trauriger Mann denkt an seinen ermordeten Vater:

      https://i.imgur.com/AgPpKop.jpg