Ungarns Ministerpräsident sorgt wieder für Aufregung: Bei einem Testspiel der ungarischen Nationalmannschaft gegen Griechenland trug er einen Schal, auf dem sein Land in den Grenzen von vor 1920 zu sehen ist. Mehr über die historischen Hintergründe dieser Aktion lesen Sie in COMPACT-Geschichte „Versailler Vertrag“, das Teil unserer großen Geschenkbox zu 1.000 Jahren deutscher Geschichte ist. Ein ideales Weihnachtsgeschenk! Hier mehr erfahren.

    _ von Elmar Forster

    Der Spiegel zeigte sich empört: Hatte sich Orban doch tatsächlich „bei einem Fußballspiel mit einem Schal gezeigt, auf dem die Grenzen des früheren Königreichs Ungarn abgebildet sind. Sie umfassen Teile mehrerer EU-Länder und der Ukraine“, so das Blatt zu dem Auftritt des ungarischen Regierungschefs am vergangenen Sonntag.

    So etwas bringt Linke und historisch politisch korrekte Blätter auf die Palme: „Orban hat erneut mit einem Verweis auf ein größeres Ungarn provoziert.“ Denn auf der Ungarnkarte auf dem Schal sind „Teile der EU-Länder Österreich, Slowakei, Rumänien und Kroatien zu sehen. Hinzu kamen Regionen des heutigen Serbiens und der Ukraine.“ (Historische Anmerkung: Bis zum Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Trianon 1920 gehörten diese Gebiete zum ungarischen Königreich.)

    Ukraine: „Revisionismus“

    Aus dem Ausland hagelte es daraufhin Kritik. Das österreichische Außenministerium versuchte es mit geheuchelter Drübersteher-Arroganz:

    „Ein kurzer Blick auf die historischen Karten bestätigte die ursprünglichen Vermutungen, dass Translajtanien (das Königreich Ungarn) vor etwa hundert Jahren aufhörte zu existieren. Wir werden unsere ungarischen Nachbarn über diese Entwicklung informieren – so schnell wie möglich.“

    Am schärfsten reagierte naturgemäß die Ukraine: Der Sprecher des Außenministeriums, Oleh Nikolenko, schrieb auf Facebook:

    „Die Verbreitung revisionistischer Ideen in Ungarn trägt nicht zur Entwicklung der ukrainisch-ungarischen Beziehungen bei.“

    Deshalb warte man auf „eine förmliche Entschuldigung von ungarischer Seite und ein Bekenntnis zur territorialen Integrität der Ukraine“. Darüber hinaus sei der ungarische Botschafter in Kiew, Istvan Ijgyarto, ins ukrainische Außenministerium einbestellt worden.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenski: Seite Regierung reagierte besonders verschnupft auf Orbans Schal. Foto: IMAGO / ZUMA Wire

    Rumänien reagierte besonders subtil, im Vergleich zur Größe der Fläche, die das Land nach Trianon erhielt. In einer Erklärung schrieb das rumänische Außenministerium, dass es „jede Form revisionistischer Manifestation“ für inakzeptabel halte, weil sie „der Realität widerspreche“.

    Die rumänische Presse reagierte teils panisch. Die Tageszeitung Adevarul schrieb: „Orban annektierte Siebenbürgen.“

    Kroatien lacht

    Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenkovic sagte:

    „Was Schals betrifft, habe ich sie nicht gesehen und ich möchte mich nicht mit den Schals anderer Leute befassen. Was territoriale Ansprüche gegen Kroatien betrifft, die irgendjemanden, einschließlich Ungarn, betreffen, so sind sie absolut inakzeptabel, für uns ist dies keine Option.“

    Auch Präsident Zoran Milanovic sah in dem Schal keine existenzielle Gefahr für sein Land und sagte:

    „Ich kann darüber nur lachen, von den Nachbarländern ist Ungarn immer noch das beste.“

    Die emotionalste Reaktion lieferte der slowakische Außenminister Rastislav Kacer auf Facebook. Kacer war der erste, der auf das ungarische Erbe vertraute:

    „Jeder, der mich gut kennt, weiß, dass wir es nicht hatten, und für eine lange Zeit wird es keinen Außenminister geben, der eine so positive Haltung gegenüber unserem Erbe und unserer gemeinsamen Geschichte in Uhersko einnehmen würde (im Slowakischen gibt es ein spezielles Wort, Uhersko, welches sich auf das historische Ungarn und in einem separaten Wort, Maďarsko, die Gegenwart). Womit ich ein Problem habe, und ich mache mir nicht einmal die Mühe, es zu sagen, ist die Art und Weise, wie sich die Regierung unseres Nachbarn verhält.“

    Dann erweitere der Außenminister alles mit einer schönen Familiengeschichte:

    „Meine Großmutter hat mir einmal gesagt: ‚Weißt du, Rastik, ich bin Slowakin, aber ich war immer ein stolzes Uhersko-Mädchen.‘ “

    Gleichzeitig verurteilte Kacer jedoch Orbans Schal und machte deutlich:

    „Was in unserem Verhältnis keinen Platz hat, ist Irredentismus und Revisionismus. Wohin diese Gefühle und Pläne führen, ist das, was wir 1939 gesehen haben und wir sehen es heute in der Ukraine während der russischen Aggression.“

    Schließlich beschrieb er die Geste als „geschmacklos und Mist“ und stellte fest, dass diese Ausdrucksweise „vielleicht keine diplomatische Sprache ist, aber ‚es ist wichtig“. Den letztgenannten Satz schrieb er auf Ungarisch und bezog sich auf die Tatsache, dass er auch in einem Facebook-Video von Viktor Orban erwähnt wurde.

    Worauf Orban hinweisen wollte

    Orban wies auf seiner Facebook-Seite die Kritik zurück:

    „Fußball ist keine Politik. Lasst uns nicht etwas sehen, was nicht da ist. Die Nationalmannschaft gehört allen Ungarn, egal wo sie leben!“

    Doch worauf wollte Orban mit seinem Schal hinweisen? Vor 101 Jahren trat der Friedensvertrag von Trianon in Kraft: Ungarn verlor dadurch drei Fünftel seines Staatsgebietes und mehr als 60 Prozent seiner Bevölkerung. „Das Diktat war ein Todesurteil. Es gibt keine Nation, die einen solchen Blutzoll überlebt hat“, sagte Orban dazu.

    Heute leben in den Trianon-Nachfolgestaaten circa 2,4 Millionen Ungarn – bei einer Gesamtbevölkerung Ungarns von rund 9,8 Millionen entspricht das einem Fünftel. Man stelle sich vor: In den Nachkriegs-Nachbarstaaten (von Österreich mit 9 Millionen Einwohner und Deutschland mit 83 Millionen) würden noch 18 Millionen Deutschsprachige leben…

    Hüpfen für das Vaterland: Am 4. Juni 2020 gedachte Ungarn des 100. Jahrestags des Vertrages von Trianon. oto: picture alliance / REUTERS | Bernadett Szabo

    1921 wurde das Burgenland nachträglich wieder Österreich zugeschlagen. Der Verlust Ödenburgs /Soprons wird heute noch beklagt: „Das Burgenland verlor damit seine Hauptstadt, Österreich einen Verkehrsknotenpunkt und Wien seinen ‚Gemüsegarten‘. Nach dem Verlust Südtirols … war dies nun der vorerst letzte Tiefschlag.“ (Die Presse, 2011)

    Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in allen Nachfolgestaaten des Diktatfriedens zu ethnischen Säuberungen an den Deutschen (in Polen, der Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn). Nach der Wende 1989 verließen auch die Siebenbürger Sachsen in Rumänen ihre Heimat. Auch Südtirol (mit einer österreichischen Minderheit von rund 314.600) ist damit nicht wirklich vergleichbar: 1960 brachte der österreichische Außenminister Kreisky die Südtirol-Frage vor die UNO. Seither hat sich das Land ein starkes Autonomierecht erkämpft.

    Der ungarischen Minderheit in den Trianon-Nachfolgestaaten wurde bisher das Selbstbestimmungsrecht verwehrt, und zwar in doppelter Weise: von den nationalen Regierungen und von der EU, die dieses Unrecht ignoriert. Das hat Orban mit seiner provokanten Aktion wieder in Erinnerung gerufen.

    Dieser Text wurde im Rahmen der Europäischen Medienkooperation von Unser Mitteleuropa übernommen. Überschrift und Illustrationen wurden von unserer Redaktion eingefügt.

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    20 Kommentare

    1. Richtiger Patriotismus und Nationalstolz sind immer noch härtestes und bestes Schild& Schwert in dieser maroden Westwertegesellschaft. Wenn Orban selbst die Grenzen von Ungarn 1920 gezeigt hat und so mit Scheislinski und sämtliche Globalknechte empört hat, dann sage ich nur recht herzlichen Glückwunsch und weiter so. mfg

    2. Was sich so alles in Oma und Opas Nachlass findet ist wunderbar.
      Orban ist für mich ein Nationalheld!

    3. Ich bin ehrlich gespannt, was hier passieren würde, wenn Macron mit einem Frankreichschal auftreten würde, auf dem das Saarland zu Frankreich gehört.
      Und wenn irgendein politisch Inkorrekter oder Inkorrekte sich jetzt wieder aufblasen, es gab Zeiten, da war das so, also historische Realität.
      Es ist ja dann völlig OK, wenn die das Territorium als ihres betrachten!?
      Auch als Denkanstoss, will uns Orban damit suggerieren, dass er König sei, so wie sich nicht wenige der hier versammelten "Kartoffel-Fuzzis" ("Kopftuch-Fuzzis" ist ja eine unproblematische Bezeichnung für Araber hier im Forum) sich als die besseren Menschen halten, quasi Übermenschen.

      Ich bedanke mich für die unzensierte Freischaltung meines Kommentars…

    4. Der Deutschland-Schal mit den Grenzen von 1914 oder 1939 wird wohl nicht gestrickt, weil er verboten ist.

      • Was kann der Viktor dafür, dass in Rest-Deutschland
        Wünschenswertes verboten ist und nur noch
        Gender- und Klimawahn befördert werden?
        Dank Erderhitzung werden wir aber nicht so sehr
        frieren müssen, wie es der Wolodya in Kiew und
        unsre depperten Regierenden gerne hätte.

        • @Andor
          "Was kann der Viktor dafür, dass in Rest-Deutschland
          Wünschenswertes verboten ist und nur noch
          Gender- und Klimawahn befördert werden?"

          Die Antwort ist sehr einfach, weil Deutschland seine Portion Größenwahn schon verbraucht hat für die nächsten ca. 900 Jahre.
          Und nebenher, wenn das hier so gefeiert wird, frag ich mal frech:
          Was will denn der kleine dicke Kobold Orban bitte gegen die Ukraine ausrichten, wenn das GROßE Rußland (bzw. das was Wladolf Putler dafür hält) nicht vorwärts kommt.

          Irgendwie find ich es auch lustig eure Besten aller besten Politiker so zu verhunzen.

          Auch hier bedanke ich mich wieder für das Freischalten meines Kommentars.

    5. Wernherr von Holtenstein am

      Wer sein Land mit allem Drum und Dran und auf Gedeih und Verderb in den Schoß von Uncle Sam wirft, hat doch gar keinen Grund (mehr), sich derart zu echauffieren. Was von der Ukraine gehört denn noch den Ukrainern?! Ничего, абсолютно ничего! Das Armenhaus Europas.

      Und Viktor Orban hätte einen Schal mit der Silhouette von Österreich-Ungarn tragen sollen. Oder von mir aus auch Ungarn-Österreich. Das wäre derweil nur zu gut für Österreich.

    6. Wenn man sich die kriegerischen / bewaffneten Konflikte der Welt hinsichtlich ihres Ursprungs ansieht, muss man feststellen dass zu einem erheblichen Teil ethnische /religiöse Differenzen der Funken am Pulverfass waren. Verstärkt meist noch durch das Zündeln Dritter. Jüngstes Beispiel, das ja auch weltweite Auswirkungen hat, ist der Krieg in der Ukraine, der – neben dem Konflikt USA/Russland – durch die Unterdrückung der russ. Minderheit ausgelöst wurde. Die übrigen Minderheiten in der Ukraine ( u.a. Ungarn) dürften sich vermutlich auch unter Druck gesetzt und nicht gleichberechtigt fühlen. Ich denke, dass H. Orban seinen Schal nicht ohne Hintergedanken präsentiert hat: Als subtile Unterstützungsankündigung für die ungarischen Ukrainer und Hinweis an die verbissenen und verlogenen Machthaber in Kiew , wie hoch der Preis für das Ende des Kriegs sein wird, je länger er dauert. Man kann getrost den Namen Midas in der griechischen Sage durch Selensky ersetzen und damit das Ergebnis dieses Krieges voraussagen. Auch die anderen Antreiber des Ukraine-Kriegs , GB, USA, EU haben heutevschon ihre eigenen ethnischen Sprengladungen im Haus, an denen die Lunte
      z.T. bereits glimmt. Das Beispiel der baltischen Staaten, insbesondere Estlands, das jetzt seine russischen Bürger offen ausgrenzt, zeigt einmal mehr, dass die Lernfähigkeit von Politikern äusserst begrenzt ist.

    7. Wo gibt es den Schal zu kaufen? Ich würde es stolz tragen, auch, wenn ich mit Fußball nichts am Hut habe, aber ich bin eine Ungarin. Und ja, laut Trianon Vertrag sollte Ungarn diese Territorien nach 60 Jahren wieder zurück zu bekommen. Die Zeit ist um.
      Hoch lebe Viktor! Es gibt nichts zu entschuldigen und wenn, dann nur von der Seite von EU und unseren Nachbarländern.

      • Gehen sie doch bitte einfach zurück nach Ungarn, sie sind schließlich keine Deutsche, vorausgesetzt sie leben in Deutschland.
        Ansonsten empfehle ich ihnen trotzdem eine Heimkehr.

        • Die Bemerkung am

          Das auch Transleithanien genannte Großungarn war seit jeher nicht ausschließlich von Ungarn bewohnt, sondern maßgeblich auch von Deutschen, Slowaken, Kroaten und anderen Völkern.

          Aus Sicht ungarischer Völkischer waren Armenier, Bulgaren und Deutsche jene, die sich weitesgehend mit Ungarn identifizieren konnten. Die siebenbürger Sachsen allerdings strebten ursprünglich im 14. Jahrhundert einen nur dem Papste unterstellten unabhängigen Staat an. Das deutsche Volk als Handwerker und Unternehmer trug maßgeblich zu Ungarns Entwicklung bei.

        • @Nakefews Die Ukraine ist ein Kunstprodukt und existierte bis zur Gründung der Sowietunion überhaupt nicht. Es war polnisches, ungarisches und russisches Gebiet und das gehört zu den Ländern wie ostdeutscher Raum zu Deutschland. Wer das nicht akzeptiert kann auch raus.
          Wenn dieses Shitwhole aufgeteilt ist hat der Ami abgeschissen und es herrscht auf einmal Frieden. Somit hat Orban alles richtig gemacht und bringt die dekadente Schwulenrepublik samt Mainstreamern zum jaulen, einfach herrlich diese Verblödung.

        • Nakefewes kann gerne wenn er Probleme hat nach Arnsdorf oder Wermsdorf gehen. Oder er kann als toleranter Systemknecht mal nach New York ziehen wo BLM gerade fein aufblüht. Nur dieses Städtchen als Beispiel genannt es gibt natürlich noch mehr…

    8. jeder hasst die Antifa am

      Zur Zeit läuft gerade die Regierungserklärung von Senilus Scholz,man Kommt sich vor wie in einer Märchenstunde,oder man wird Zurückversetzt in Reden in der Volkskammer,der Laden steht kurz vorm Zusammenbruch und der Quatscht von großen Erfolgen.wahrscheinlich hat der wieder alles vergessen.was Realität ist

    9. Wo ist das Problem? Auch ein Orban wird doch noch träumen dürfen.
      Wenn einige kleine Polen von einem Großpolen von der Elbe bis nach Kiew
      am Dnepr (Dnipro) träumen und Reparationszahlungen fordern, regt sich
      die deutsche Journaille auch nicht auf.
      Selenskiuy möchte doch auch kein Kleinrussland, sondern eine Großukraine
      mit Krim, die schon immer Russland gehörte. Und die Journaille jubiliert, wenn
      die Slaven sich sich gegenseitig (auf Wunsch der USA) die Schädel einschlagen.
      Traurig, traurig, traurig.

    10. Die saublöden deutschen Moralapostel sollten ihren Mund halten.
      Das EU-Regime ist kein Staat.
      Gegen den ungarischen Staatsmann Orban sind die dummen deutschen Schreihälse einfach nur peinlich.
      Sie machen sich lächerlich, mit ihrem Blödsinn, der Welt ihre bekloppten Moralvorstellungen aufdrücken zu wollen.
      Dazu ist ihnen jedes Mittel recht, von primitiver Hetze bis zur Erpressung.
      Man sollte besser auswandern aus dem Land der deutschen Idioten.

      • Was ist am Genderwahn (z.B. Schwulenbinde tragen),
        an Waffenlieferungen in Krisengebiete und Deutsche
        Bürger für Selenskiuy frieren lassen wollen, moralisch?

    11. Der große Unterschied zwischen dem Ungarn und den deutschen Politikern ist doch ganz klar. Er läßt sich doch nicht von einem korrupten Haderlumpne das Geld stehlen. Die deutschen Politiker werden von diesem Schauspieler dermaßen verarscht, das es nicht mehr zum aushalten ist!
      Aber der Michel will hungern, frieren und die ganze Rente rüber schicken!

      • @ asisi1

        Tucker Carlson (erfolgreichste US TV Moderator) nennt diesen Haderlumpen
        einen Ganoven im Jogginganzug, der mutmaßlich nur das Geld des Westens will.
        Auf den Deutschen Michel ist Verlass, verzichtet freiwillig aufs billige Russengas.
        Halleluja

    12. jeder hasst die Antifa am

      Na das ist doch wieder mal etwas für die Hypermoralistischen deutschen Gazetten um über Ungarn her zu fallen.