Mit seinen Pro-AfD-Posts sorgt er für Aufregung. Elon Musk ist vom Anhänger der Demokraten zum Migrationskritiker, Anti-Wokeness-Kämpfer und Trump-Unterstützer mutiert. Das hat auch persönliche Gründe, wie Walter Isaacson in seiner Musk-Biografie aufzeigt. Wer den Tech-Unternehmer verstehen will, muss dieses Buch gelesen haben. Hier mehr erfahren.
Am 29. September, gut eine Woche vor den Landtagswahlen in Bayern und Hessen, veröffentlichte Elon Musk auf X (vormals Twitter) erstmals einen Post, der für einen Sturm der Entrüstung sorgte. Der Eigentümer der Plattform teilte das Video eines migrationskritischen Accounts namens Radio Genoa, das Aufnahmen von NGO-Schleppern im Mittelmeer zeigt.
Im dazugehörigen Text wurde in englischer Sprache darauf hingewiesen, dass zu jener Zeit acht Schiffe von sogenannten Seenotrettern in den Gewässern kreuzten, um Migranten aufzulesen und nach Italien zu bringen. Musk stellte die Frage: «Ist die deutsche Öffentlichkeit sich dessen bewusst?» Besonders pikant: Der Tweet von Radio Genoa war mit folgender Bemerkung versehen: «Hoffen wir, dass die AfD die Wahlen gewinnt, um diesen europäischen Selbstmord zu stoppen.»
Is the German public aware of this? https://t.co/CMlRPRn4Z5
— Elon Musk (@elonmusk) September 29, 2023
Es folgte ein regelrechter Shitstorm gegen Musk. Der Tech-Unternehmer aus den USA mische sich in die deutsche Innenpolitik ein, so der Tenor in vielen Medien. Selbst das Auswärtige Amt schaltete sich ein, antwortete auf die Frage des X-Chefs oberlehrerhaft: «Ja. Und das nennt man Leben retten.»
Doch damit ließ es Musk nicht bewenden. Er holte zu einem Gegenschlag aus, der sich gewaschen hat. Dem Baerbock-Ministerium schrieb er ins Stammbuch: «Sie sind also tatsächlich stolz darauf. Das ist interessant. Ehrlich gesagt, bezweifle ich, dass die Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit dies unterstützt. Haben Sie eine Umfrage durchgeführt?» Und weiter: «Ist es nicht eine Verletzung der Souveränität Italiens, wenn Deutschland eine große Zahl illegaler Einwanderer auf italienischen Boden bringt? Das hat was von einer Invasion…»

Nun hatte der milliardenschwere Entrepreneur die linkswoke Blase erst recht gegen sich aufgebracht. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Sven-Christian Kindler schwadronierte auf X von «Meloni, Musk und anderen Faschisten», sein Parteigenosse Erik Marquardt, der für die Multikulti-Partei im EU-Parlament sitzt, unterstellte Musk, er verbreite eine «rechtsradikale Verschwörungstheorie».

Sein Weg nach rechts
Musks Mittelmeer-Post markiert den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung, die den früheren Fans des Tesla-Gründers schon seit geraumer Zeit schwer im Magen liegt – seinen Seitenwechsel von links nach rechts. Diesen Sinneswandel, den Walter Isaacson in seinem Buch «Elon Musk. Die Biografie» akribisch nachzeichnet, hatte er bereits im Mai 2022, also einige Monate vor seiner Übernahme von Twitter, mit der Bemerkung unterstrichen, dass er, der früher Barack Obama und Hillary Clinton gewählt habe, künftig den Republikanern die Stimme geben werde, da die Demokraten unter US-Präsident Joe Biden zu einer «Partei des Hasses» mutiert wären.
Wenige Monate nach dem Kauf der heute X genannten Plattform setzte er gleich sein Versprechen um, dort wieder eine größere Vielfalt an Meinungen zuzulassen. Ausdruck fand dies in der Entsperrung mehrerer politisch missliebiger Accounts, darunter auch des Nutzerkontos von Donald Trump, dem im Jahr zuvor wegen des sogenannten Sturms auf das Kapitol der Saft auf Twitter abgedreht worden war.
Seitdem zeigt sich Musk immer öfter als Freund der antiglobalistischen Opposition. Im Dezember 2022 setzte der Milliardär einen Tweet ab, in dem er den US-Chefvirologen Anthony Fauci anzählte und sich zugleich über die Gender-Kunstsprache lustig machte: «Meine Pronomen sind: Stellt ihn vor Gericht/Fauci.»
Im Anschluss lieferte sich der SpaceX-Gründer ein Wortgefecht mit dem früheren NASA-Astronauten Scott Kelly, der sich über Musks Bemerkung mokiert hatte. Doch der von Kelly Angegriffene gab nicht etwa klein bei, sondern verteidigte seinen Post: «Anderen ihre Pronomen aufzuzwingen, wenn sie nicht danach gefragt haben, und diejenigen, die dies nicht tun, implizit zu ächten, ist weder gut noch freundlich. Was Fauci betrifft, so hat er den Kongress belogen und die Gain-of-Function-Forschung finanziert, die Millionen von Menschen getötet hat. Das ist nicht so toll.»
Was viele nicht wissen: Musk twittert schon seit der Corona-Krise politisch unkorrekt. Offenbar war die Plandemie für ihn – wie für Millionen anderer Menschen – ein Erweckungserlebnis. Nur drei Beispiele:
- Anfang 2020 bezeichnete er Covid-19 als eine «spezifische Form der Erkältung» und meinte, dass «die Coronavirus-Panik dumm» sei. «Die Panikgefahr übersteigt meiner Meinung nach die Gefahr von Corona», so der Tech-Unternehmer.
- Nach dem Massaker an einer texanischen Grundschule im Mai 2022 mit 21 Toten mahnte Musk zwar «strenge Hintergrundüberprüfungen» bei Waffenkäufen an, bekundete jedoch zugleich, er sei «fest davon überzeugt, dass das Recht, Waffen zu tragen, ein wichtiger Schutz gegen eine mögliche Tyrannei der Regierung ist».
- Im Mai 2023 verglich er George Soros mit dem jüdischen Marvel-Superschurken Magneto. Als sich ein Nutzer darüber echauffierte und behauptete, dass Soros gute Absichten hätte, bestritt Musk dies und schrieb: «Er möchte das Gefüge der Zivilisation untergraben. Soros hasst die Menschheit.»
Immun gegen das Woke-Virus
Laut Musks Biograf Walter Isaacson spiegelt vor allem ein Tweet vom Dezember 2021 «seine politische Kehrtwende wider». Damals verwendete er erstmals den Begriff «Woke Mind Virus». Ausgelöst worden sei dieser Sinneswandel «teils von der Transition seiner Tochter Jenna». Elons ältestes Kind, geboren als Xavier, hatte sich kurz zuvor zu einer sogenannten Transfrau erklärt – und bei der Eintragung der neuen Geschlechtsidentität gleich den Geburtsnamen ihrer Mutter angenommen, um zu dokumentieren, dass sie sich von ihrem Vater lossagte.
Dabei hatte der Vater Vivian Jenna Wilson, wie sich der vormalige Sohn nun nennt, deswegen nie Vorwürfe gemacht. Doch Ex-Xavier hatte sich durch «progressive Indoktrination» an ihrer Schule in «eine linksextreme, woke, demokratische Aktivistin» verwandelt, zitiert Isaacson den Tech-Unternehmer in in seinem Buch «Elon Musk. Die Biografie».
Fortan habe Musk einen regelrechten «Eifer gegen Wokeness» und eine «Tendenz zu Verschwörungstheorien der Alt-Right-Bewegung» entwickelt, so der Autor. Dies habe sich mit seiner «libertären Ader, die sich vor allem aus seiner natürlichen Abneigung gegen Vorschriften und Regeln» speise, zu einer explosiven Mischung verbunden.
Querdenker Musk
Als Kalifornien im März 2020 eine Ausgangssperre wegen Corona verhängte, stellte sich Elon Musk quer. Sein Tesla-Werk in Fremont werde offen bleiben, erklärte er. «Ich will ausdrücklich betonen, dass sich niemand gezwungen fühlen soll, zur Arbeit zu erscheinen, der sich auch nur annähernd krank oder unwohl fühlt», schrieb Musk in einer Rundmail an alle Mitarbeiter. Er fügte jedoch hinzu: «Ich persönlich werde zur Arbeit gehen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Panik um das Coronavirus mehr Schaden anrichtet als das Virus selbst.»
Nachdem die lokalen Behörden damit drohten, das Werk schließen zu lassen, reichte der Chef Klage dagegen ein. «Wenn jemand zu Hause bleiben will, ist das völlig in Ordnung», sagte er. «Aber den Leuten zu sagen, dass sie ihr Haus nicht verlassen dürfen und verhaftet werden, wenn sie es tun, ist faschistisch.»
Musk hielt das Werk weiter offen und schrieb auf Twitter: «Ich werde gemeinsam mit allen anderen am Band stehen. Wenn hier irgendjemand festgenommen wird, dann bitte schön ich.» Der Tesla-Boss setzte sich durch. Die Fabrik durfte offen bleiben – unter Auflagen, die «eher lax umgesetzt» wurden, wie Walter Isaacson in seiner Musk-Biografie schreibt.
Isaacson deutet in seiner Musk-Biografie an, dass die Wurzeln für Musks Rechtsruck allerdings schon in den 1990er Jahren bei Paypal gelegt worden sein könnten. Deren Mitgründer seien heute fast alle dem konservativen Lager zuzurechnen: von Jordan-Peterson-Kumpel Luke Nosek über Ken Howery, der unter Trump US-Botschafter in Schweden wurde, bis zu Peter Thiel, der schon 1995 ein Buch gegen Multikulturalismus veröffentlichte und sich heute um den rechten Republikaner-Nachwuchs kümmert. Diese Mannschaft hat nun auch ihren alten Kapitän mit an Bord.
Wie tickt Musk politisch – und warum ist er vom Hätschelkind zum Feindbild der woken Blase mutiert? In „Elon Musk. Die Biografie“ enthüllt Walter Isaacson Seiten des X-Eigentümers, die bislang kaum jemand kannte. Was will er – und welche Überraschungen können wir noch von ihm erwarten? Dieses sensationelle Werk klärt auf. Hier bestellen.