Christoph Heuermann hatte es satt, sich von Politik und Behörden gängeln und ausplündern zu lassen. Als Perpetual Traveler reist er nun von Land zu Land – und bringt sich und sein Geld vor dem Regime in Sicherheit. In seinem neuen Buch Richtig Auswandern und besser leben gibt Experte Norbert Bartl wertvolle Tipps für Menschen, die ähnliche Gedanken hegen. Hier mehr erfahren.
_ von Manuel Peters
Das Looshaus am Michaelerplatz in Wien ist nicht gerade der Ort, an dem man eine Versammlung bekennender Staatsfeinde erwarten würde. Das denkmalgeschützte Gebäude, das bei seiner Fertigstellung 1912 noch wegen seiner provozierenden Schlichtheit heftig umstritten war, heute jedoch als eines der maßgeblichen Beispiele für die Wiener Moderne gilt, ist eine der sowohl zentralsten als auch exklusivsten Adressen der Stadt.
Steht man vor den Toren des Baus, blickt man direkt auf den Michaelertrakt der Hofburg, in der bis 1918 die Monarchen der Habsburger Dynastie residierten und seit 1946 der österreichische Bundespräsident seinen Amtssitz hat.
Doch genau an diesem staatstragenden Ort trafen vor einiger Zeit rund 140 Dissidenten, die Steuern für Diebstahl und Regierungen für Räuberbanden halten. Sie drängelten sich durch das Gewusel der Touristenmassen und umschifften die berühmten Fiaker, um im Looshaus Vorträgen zu lauschen, sich auszutauschen und den Geburtstag von Christoph Heuermann zu feiern, der sie alle eingeladen hatte.
Der schlanke und hochgewachsene junge Mann ist stets leger gekleidet, wirkt zurückhaltend, fast schüchtern. Man sieht ihm nicht an, dass er einer der bekanntesten und erfolgreichsten sogenannten Perpetual Traveler ist, ein Stundenhonorar von rund 1.000 Euro berechnet – und sich trotz eines derart stolzen Preises vor Anfragen kaum retten kann.
Leben aus dem Handgepäck
Der Begriff des Perpetual Traveler dürfte den wenigsten geläufig sein. So bezeichnet werden Menschen, die als Unternehmer oder Selbständige – selten auch als Arbeitnehmer – ihr Geld im Internet verdienen und keinen festen Wohnsitz haben, sondern ständig auf Reisen sind.
Während immer mehr Deutsche aus Unzufriedenheit mit der politischen und gesellschaftlichen Realität auswandern – die Zahl ist von circa 99.000 Personen im Jahr 1991 auf zuletzt über 260.000 Menschen angestiegen – gehen Perpetual Traveler noch einen Schritt weiter: Sie wandern nicht nur aus, sondern auch nirgendwo ein.
Der springende Punkt: Steuern werden in nahezu allen Ländern der Welt nach dem Residenzprinzip erhoben. Wer also in einem Staat einen festen Wohnsitz hat, schuldet auch dort seine Einkommenssteuer, während Touristen logischerweise keine solche Abgabe leisten müssen. Wer aber nirgendwo einen festen Wohnsitz hat, sondern ständig auf Reisen ist, dessen Einkommen wird auch nirgendwo besteuert.
Voraussetzung dafür ist allerdings, alle Bande zur Heimat abzuschneiden: Zwar erfordern die Steuergesetze es formal gesehen nur, seinen Lebensmittelpunkt nicht mehr in Deutschland zu haben, um der hiesigen Steuerpflicht zu entgehen, aber selbst das Vorhandensein einer Wohnung in der Bundesrepublik oder auch nur der Besitz eines Schlüssels für die Wohnung einer anderen Person führt in riskante juristische Grauzonen.
Perpetual Traveler haben keinen festen Wohnsitz und zahlen deshalb keine Einkommenssteuer.
Wer aber nicht mehr hier lebt und auch keine Bleibe mehr hat, ist auf der sicheren Seite: Er geht den deutschen Finanzämtern als Zahler verloren – sie sind schlicht nicht mehr zuständig. Um aber ebenso die Steuerpflicht in einem anderen Land zu umgehen und ganz legal nirgendwo Steuern zahlen zu müssen, darf man auch nirgendwo anders einen festen Wohnsitz haben – und sich nur so lange in einem Land aufhalten, wie es das Touristenvisum gestattet. So sind Perpetual Traveler ständig unterwegs und leben notwendigerweise minimalistisch: Ihr gesamter tragbarer Besitz muss ins Handgepäck passen.
Maximale Unabhängigkeit
Kaum jemand hat diesen Lifestyle so konsequent und erfolgreich umgesetzt wie Christoph Heuermann, der als einer der wichtigsten Vordenker der Szene gilt. Dabei fing bei ihm alles ziemlich staatstragend an: Früher studierte er Politikwissenschaft mit dem Ziel, ein gut bezahlter EU-Beamter zu werden. Mehr zufällig kam er damals mit antietatistischen Denkern in Kontakt.
Die Schriften libertärer Ökonomen der Österreichischen Schule wie Ludwig von Mises und Carl Menger beeindruckten den jungen Studenten ebenso wie Ayn Rands Lobgesänge auf den Kapitalismus und das ungebändigte Unternehmertum oder Hans-Hermann Hoppes sarkastische Attacken auf die Demokratie als gescheiterte Staatsform. Darüber hinaus inspirierten Heuermann die Aphorismen des reaktionären Philosophen Nicolás Gómez Dávila.
Im Jahr 2013 folgte ein Praktikum im Bundestag beim FDP-Abgeordneten Frank Schäffler, der 2011 als Kritiker des Euro-Rettungsschirms einen – allerdings letztlich gescheiterten – parteiinternen Mitgliederentscheid gegen das Schuldenkonstrukt initiierte. Heuermann unterstützte den Euro-Rebellen Schäffler noch beim Bundestagswahlkampf 2013, doch die Liberalen flogen damals aus dem Parlament.
Der jetzige Steuerboykotteur wandte sich daraufhin resigniert vom politischen System ab. «Ich habe die tiefen Abgründe der FDP erlebt, und das hat mir gereicht. Außerdem: Wie soll man Freiheit auf demokratischem Wege in einem Land erreichen, in dem 80 Prozent der Bevölkerung direkt oder indirekt vom Staat abhängig sind?», sagt er heute.
Heuermann entschied, das Beste aus seiner Situation zu machen und sein Leben umzustellen: Schon seit mehr als fünf Jahren ist er nun auf Dauerreise, hat schon den größten Teil der Welt gesehen.
«Laut der üblichen Definition der UN gibt es 193 Staaten auf dieser Erde. Davon habe ich bereits 136 besucht. Ich zähle aber anders, denn für mich müssen auch alle teilsouveränen Staaten und Territorien mitgezählt werden. Zählt man so, gibt es 267 Staaten, in 172 davon bin ich schon gewesen», rechnet der junge Politikskeptiker akribisch vor.
Auf seinem Blog christoph.today kann man seinen Flugplan mitverfolgen, auf einer Karte ist jedes Land der Erde, das er bereits besucht hat, blau eingefärbt. Sein Ziel: Eine vollständig blau eingefärbte Weltkarte – Heuermann will spätestens mit 35 überall gewesen sein.
Wohl auch deswegen ist sein Reisetempo schwindelerregend. «Mein längster Aufenthalt sind seit fünf Jahren die zwei Wochen, die ich zweimal pro Jahr auf einem Kreuzfahrtschiff verbringe – aber das bewegt sich ja auch», sagt er. «Abgesehen davon waren die zehn Tage in Wien anlässlich meines Geburtstags schon mein maximaler Aufenthalt in einem Land in diesem Jahr.»
Im Mittelpunkt von Heumanns Ideen steht die von ihm entwickelte Flaggentheorie: Sie sieht vor, die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen in den 267 souveränen und teilsouveränen Territorien der Welt durch geschickte Gesetzes-Arbitrage zur Maximierung von Freiheit, Geld, Zeit und Vergnügen zu nutzen – eine Strategie für weitestgehende Unabhängigkeit.
«Meine Firma ist in Miami, ihr Geschäftskonto aber in England, und meine Mitarbeiter sitzen in Georgien. Meine internationale Krankenversicherung ist in Luxemburg, meine Server stehen auf Island und mein Gold liegt in Singapur, während ich mich am liebsten in Argentinien und Neuseeland aufhalte», plaudert Heuermann aus dem Nähkästchen.
«Und wenn alle Stricke reißen, habe ich außer meinem deutschen Reisepass noch dauerhafte Aufenthaltsgenehmigungen für Panama und Paraguay. Sollte Deutschland noch unfreier werden, als es ohnehin schon der Fall ist, kann ich mich auch dort einbürgern lassen.»
«Flight statt Fight»
Gewissensbisse bei der Tatsache, dass er sich auf legale Weise der Steuerpflicht entzieht, hat der Chef-Traveler nicht: Steuern sind für ihn Raub, der Staat so illegitim wie eine Bande von Schutzgelderpressern.
Er sagt: «Meine Ethik basiert auf Freiwilligkeit. Ich zahle gerne für Leistungen, die ich auch bestellt habe – aber auch nur dann.» Das Argument, dass er auf allen seinen Reisen ja auch die staatlicherseits bereitgestellte Infrastruktur nutze, lässt er nicht gelten: «Auch auf Dingen des täglichen Bedarfs wie Flugreisen, Strom, Benzin oder auch nur einem saftigen Rindersteak liegen doch massive Verbrauchssteuern, denen ich ohnehin nicht entkommen kann. Allein aus diesen Einnahmen könnte ein schlanker Staat schon seine Kernaufgaben finanzieren.»
Das Merkel-Regime sieht keinen Cent – und Greta würde vor Zorn umfallen.
Heuermann rät jenen Menschen, die mit der politischen Realität in Deutschland nicht zufrieden sind, die Option «Flight statt Fight», also: Fliegen statt Kämpfen. Das sei das Einzige, was sich derzeit lohne.
«Damit ist unserem Land auch deutlich mehr geholfen, wenn die Zeit reif ist: Anstatt sich in einem hoffnungslosen Kampf und Protest gegen das BRD-Regime aufzureiben, sollte jeder Oppositionelle sich lieber ein schönes Leben im Ausland machen. Dort kann man sich ein großes Vermögen aufbauen und wertvolle Kontakte erarbeiten – und wenn der Laden eines Tages zusammenbricht und man wirklich etwas bewegen kann, kann man immer noch zurückkehren und das mit umso größerer Motivation», so die Ansage des Querkopfs, der auf seiner Internetseite staatenlos.ch nicht nur seine kostenpflichtigen Dienstleistungen, sondern auch allerlei Gratis-Infos anbietet.
Heuermanns Modell ist für ihn finanziell ein Riesenerfolg: Als er 2015 anfing, verdiente er seine ersten 30 Euro als Berater noch mühselig mit einer schriftlichen Analyse, die ihn drei Stunden Arbeit kostete. Seitdem konnte er seinen Stundensatz verhundertfachen, denn jetzt kostet eine Beratungssitzung bei ihm – die im Durchschnitt eine Stunde dauert – stolze 997 Euro.
Er erläutert: «Durch den Verkauf meiner Info-Produkte und durch die Einkünfte aus meinen Investments habe ich genug passive Einnahmen, um meine laufenden Kosten zu decken. Außerdem habe ich mittlerweile Partner ausgebildet, die mir einen Teil der Arbeit abnehmen. Trotzdem mache ich noch fünf Beratungen pro Woche selbst, just for fun.» Das ergibt im Schnitt etwa 25.000 Euro Verdienst im Monat, völlig steuerfrei – und ganz legal.
Was man auch immer vom radikalen Lebensstil eines Perpetual Traveler wie Heuermann halten mag, zwei Dinge sind sicher: Erstens wird das BRD-Regime von seinen stolzen Einkünften nicht einen Cent sehen – und zweitens würde Greta wohl vor Zorn umfallen, wenn sie seinen Flugplan sähe. Schon diese beiden Tatsachen reichen aus, den Staatsfeind auf Reisen nicht unsympathisch zu finden.
_ Manuel Peters (*1980) ist im Bereich der Blockchain-Technologie tätig. In seiner Freizeit widmet er sich religionswissenschaftlichen und philosophischen Fragen. Er schrieb bisher unter anderem für die Zeitschrift «eigentümlich frei». In COMPACT 9/2019 beschäftigte er sich mit der Facebook-Währung Libra.
Hohe Steuern, sinnlose Vorschriften, Orwell’sche Überwachung, Corona-Maßnahmen und bürokratische Behörden treiben immer mehr Deutsche aus ihrem Land. Waren es im Jahr 2000 noch 150.000, steigerte sich ihre Zahl unter Merkel auf nie da gewesene 260.000, Tendenz steigend. Für alle, die ebenfalls mit diesem Gedanken spielen, gibt Norbert Bartl in seinem Buch Richtig Auswandern und besser leben wichtige Tipps. Mehr Infos und die Möglichkeit zur Bestellung finden Sie hier.