Während die Welt mit der Corona-Pandemie beschäftigt ist und sich die mediale Berichterstattung auf die Streitfragen um Shutdown, Impfstoff und Regierungsversagen konzentriert, wütet in Libyen weiterhin ein Bürgerkrieg. Zwei seiner Opfer unter vielen anderen sind der russische Soziologe Maxim Shugaley und sein Dolmetscher Samer Sweifan, die während Recherchen zu Schlüssen gekommen sind, die dem islamistischen Regime zu gefährlich wurden. Noch immer sitzen die gefolterten Männer in Haft. Ein russischer Film erzählt nun ihre Geschichte.

    Die westlichen Massenmedien haben sich weitestgehend gekonnt um die Konflikte im nordafrikanischen Küstenstaat gedrückt. Das Narrativ, der Umsturz Gaddafis sei ein vollumfänglich erfolgreiches Unterfangen gewesen, wird weiterhin aufrechterhalten, obgleich seit Jahren ein Bürgerkrieg zwischen verschiedenen Milizen im Machtvakuum tobt.

    Auf der einen Seite steht die islamistische Übergangsregierung von Fayiz as-Sarradsch mit Verbindung zu Al-Qaida. Und dem gegenüber die Libysch-Nationale Armee unter der Führung des säkular-nationalistischen Generals Chalifa Haftar. Seine Truppen dominieren im libyschen Staat, kontrollieren mittlerweile gut Dreiviertel des Landes und drohen dem islamistischen Regime bald den Garaus zu machen.

    Doch zuletzt hat unter anderem der NATO-Staat Türkei verstärkte Interventionsschritte eingeleitet, um die islamistische Sarradsch-Regierung zu unterstützen. Erdoğan ließ bereits syrisch-islamistische Milizen aus Idlib einfliegen, um als Söldnerheer aufseiten des Regimes zu kämpfen. Für Deutschland und Europa stellt das Sarradsch-Regime ein zentrales Problem für Außen- und Innenpolitik dar, da es stark im Menschenhandel und Schmuggeln von Flüchtlingen übers Mittelmeer involviert ist – und das obwohl die EU Gelder fließen lässt, damit die libysche Küstenwache möglichst ihrem Job nachgeht. Doch man stellte längst fest, dass Beamte jener Küstenwache Verbindungen zu den islamistischen Milizen haben, die gegen Gaddafi kämpften – wenn nicht sogar aus ihren Reihen stammen.

    Die Mai-Ausgabe von COMPACT widmet sich ganz der neuen Corona-Diktatur. Nachdem unsere April-Ausgabe („Corona. Crash. Chaos“) komplett ausverkauft ist, sichern Sie sich am besten jetzt schon COMPACT 5/2020. Elektronisch ist die Ausgabe schon verfügbar – ab heute werden alle Artikel auf unserer Webseite Digital+ online gestellt. Der Postversand erfolgt ab Dienstag. Abonnenten werden als erste beliefert: Mit dem Abo sind Sie also immer auf der sicheren Seite, verpassen kein Heft, sparen zehn Prozent im Vergleich zum Kiosk UND sparen die Versandkosten im Vergleich zum Einzelkauf. UND: Mit dem Abo unterstützen Sie COMPACT – wir drucken, was sich andere nicht zu schreiben trauen, nicht nur bei Corona!

    Die Gefangenen

    General Haftar hat hingegen die von seinen Truppen kontrollierten Küstenteile unter Kontrolle gehalten und genießt allgemein eine immer größer werdende Beliebtheit im libyschen Volk. Es scheint, als würde eine nostalgische, kollektive Sehnsucht nach der Regierung Gaddafis in Haftar eine Wiederkehr dieser verloren gegangenen nationalen Ordnung erkennen.

    Um eine statistische Analyse der Popularität Haftars durchzuführen, sind der russische Soziologe Maxim Shugaley und sein Übersetzer Samer Sweifan mit einem Arbeitsvisum im März vergangenen Jahres nach Libyen gereist. Ihre Analyse der öffentlichen Meinung zeigte, dass selbst in den von der Regierung kontrollierten Gebieten eine größere Sympathie für den General sowie den Sohn des einstigen Herrschers, Saif al-Islam al-Gaddafi, besteht.

    Logischerweise war das Sarradsch-Regime darüber wenig erfreut und verhaftete den ausländischen Wissenschaftler und seinen Gefährten. Ihre Ergebnisse sollten somit vertuscht werden. Vorgeworfen wurde ihnen, Teil einer russischen „Troll Farm“ zu sein, die Wahlen in Libyen hätte beeinflussen wollen – obwohl überhaupt keine anstanden. Der Vorwurf ist natürlich eine billige Kopie der Anti-Trump-Koalition von demokratischen Politikern und amerikanischen Mainstreammedien, der Präsident hätte sein Amt nur durch Einflussnahme russischer Internet-Trolls ergattern können, was längst als alberner Unfug entlarvt wurde. Das hinderte Massenmedien nicht daran, dieses Narrativ zu übernehmen. Von den Medien sonst weitestgehend ignoriert, scheinen die Gefangenen vielleicht als Druckmittel der Türkei, Russland zu geostrategischen Maßnahmen erpressen zu können.

    Nun kommt jedoch ein russischer Kinofilm, der das Schicksal der vergessenen Männer aufarbeitet und erzählt. Die Produktionsqualität des Action-Thrillers ist absolut hochwertig und steht einem Hollywoodstreifen in nichts nach. Der Film ist sowohl für Fans von Action-Blockbustern als auch politisch Interessierte gedacht. Erscheinungsdatum ist der 30. April.

    Kommentare sind deaktiviert.