„Süßes oder Saures!“ – das kennt heute jedes Kind. Nur die Ursprünge von Halloween sind weitgehend verschüttet. Sie liegen in einem Totenfest der alten Kelten. Mehr über die Wurzeln unserer Kultur lesen Sie in der Neuerscheinung „Die Entschüsselelung der Indogermanenfrage“. Ergründen Sie, woher wir kommen ― und wer wir sind. Hier mehr erfahren.

    _ von Roy Grassmann

    Samhain wird jedes Jahr am 1. November begangen – es ist eines der vier Höchstfeste im keltischen Jahreskreis. In gewisser Weise stellt es einen Gegenpol zum Beltane-Fest zu Beginn des Sommerhalbjahres dar. Der irische Name „Samhuin“ entstammt dem gallischen „samonios“ , der im Coligny-Kalender erwähnt wird, jenem bedeutendsten Zeugnis für die Kalendereinteilung der heidnischen Kelten.

    Etymologisch ist „Samhain“ gleichbedeutend mit Ende des Sommers (oder anders ausgedrückt: Winteranfang) und ist der erste Tag des neuen keltischen Jahres, genauer gesagt: die erste Nacht, da die Kelten nicht die Tage, sondern die Nächte zählten. Sie teilten das Jahr in lediglich zwei Jahreszeiten, nämlich Sommer und Winter.

    Man mag sich darüber wundern, dass der Beginn des neuen Jahres mit dem Winteranfang zusammenfällt, aber man sollte nicht vergessen, dass im Druidentum eine Gottheit der Finsternis mit dem Ursprung des Menschen und der Dinge verbunden ist. Das Samhain-Fest war ein zentrales Ereignis für die keltische Gemeinschaft, an dem alle Mitglieder teilnehmen mussten. So heißt es in der Erzählung von der Geburt des Conchobar:

    „Jeder der Ulates, der nicht zur Samhain-Nacht erschien, wurde wahnsinnig, und bereits am nächsten Morgen wurde sein Tumulus, sein Grab und sein Grabstein errichtet.“

    Das Fest diente einerseits zur Versammlung aller Männer und Frauen der Gemeinschaft. In diesem Kreise wurden die politischen, ökonomischen und religiösen Angelegenheiten besprochen. Zum anderen fanden schier endlose Festgelage statt, bei denen Schweinefleisch verzehrt und Wein getrunken wurde, denn das Fleisch des Schweines verleiht Unsterblichkeit, wie die Sage von den „Schweinen des Mananann“ zeigt, während der Wein trunken macht; Trunkenheit aber ist jener Zustand der Ekstase, in dem man die Realität verlassen kann, um sich für das Übernatürliche zu öffnen.

    Die Samhain-Nacht ist nämlich die Nacht der Begegnung zwischen Lebenden und Toten: Die Sidh, die Hügel, in denen Götter und Helden wohnen, werden zugänglich, und die beiden Reiche durchdringen einander. Das christliche Allerheiligenfest, das an die Stelle der Samhain-Nacht getreten ist, hat diesen Aspekt der „Gemeinschaft der Heiligen“ beibehalten.

    Samhain: Aus dem Totenfest der Kelten sind die modernen Halloween-Bräuche entstanden. Foto: ju_see | Shutterstock.com

    In den angelsächsischen Ländern gehen viele Halloween-Bräuche auf die Riten des keltischen Festes zurück. Die Kostümierung, die wir vor allem im heutigen amerikanisierten Halloween vorfinden, ist erst seit dem 16. Jahrhundert bekannt, als Irland bereits christianisiert war. Daher fehlen die Belege, dass das Verkleiden schon bei den Kelten Bestandteil des Festes war.

    Die Festgelage waren in den alten Zeiten den oberen Schichten vorbehalten. Das bedeutet, dass vor allem die Herrscher und Krieger daran teilgenommen haben. Es ist allerdings kaum anzunehmen, dass die Druiden davonausgeschlossen gewesen sind. Dem Volk war hingegen eine Art Jahrmarkt vorbehalten.

    Außerdem versammelten sich die Rechtsgelehrten, um die Beziehungen zwischen Individuum und Gemeinschaft zu regeln. Diese Versammlung stellte eine Art Thing dar, in dem die rechtlichen und politischen Angelegenheiten debattiert wurden. Thing war übrigens auch bei den Germanen eine Zusammenkunft, wo sich die Ältesten eines Stammes austauschten und Entscheidungen trafen.

    Über das Ritual des Samhain-Festes wissen wir nur wenig. Fest steht aber, dass in Irland am Vorabend alle Feuer gelöscht werden mussten. Das war offenbar das Zeichen dafür, dass das Jahr „gestorben“ war; seine Wiedergeburt begann in dem Augenblick, in dem die Druiden das neue Feuer anzündeten. Dieses Brauchtum ist von den Christen vom 1. November auf Ostern übertragen worden.

    In der Samhain-Nacht spielen sich alle bedeutenden mythischen Ereignisse ab: Schlachten, Reisen in die andere Welt, der rituelle Tod des Königs oder der gewaltsame Tod des Helden, der ein wichtiges Verbot missachtet hat. Schließlich wurde in dieser Nacht auch Mac Oc sowohl empfangen als auch geboren, denn da sich die Welt der Götter mit der Welt der Menschen verbindet, ist in ihr auch der normale Zeitbegriff ausgelöscht.

    Als sich Mac Oc des Reiches seines Vaters bemächtigen will, lässt er es sich für einen Tag und für eine Nacht ― also für den Zeitraum des Samhain-Festes ― übergeben, was der Ewigkeit entspricht. Diese Vorstellung lebt noch im christlichen Allerheiligenfest weiter (vor allem wie es in der Bretagne gefeiert wird), obwohl die enge Verbindung mit dem darauffolgenden Allerseelenfest, dem Gedenktag für die Toten, die ursprüngliche keltische Konzeption verschleiert.

    Für die Kelten bestand nämlich in dem Samhain-Fest kein Unterschied zwischen Lebenden und Toten, zwischen Göttern und Menschen, denn alles war ein Ganzes. Auch wenn wir keinen Beweis dafür haben, ist anzunehmen, dass anlässlich dieses Festes Dramenspiele aufgeführt wurden, die die großen Urmythen vergegenwärtigen. Das Fest dauerte drei Tage lang und bot daher genügend Zeit für die verschiedensten Aktivitäten und Gelage.

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    10 Kommentare

    1. Putzfrau 80+ am

      Was heute als "Halloween" bei uns beworben und "gefeiert"wird ist nur eine US-amerikanische Kommerzerfindung, bei der es weder um Sinn und Tradition , sondern nur ums Geschäft geht.
      Ich erinnere mich allerdings, dass es im Saarland VOR der Rückgliederung – vor allem im ländlichen Raum – im Herbst den Brauch der nächtlichen "RUMMELBOOZEN" gegeben hat, ebenso den Brauch der "FEUERRÄDER" im Frühjahr und der "MAIBÄUME". Bei den "Rummelboozen" wurden nächtliche Umzüge mit ausgehöhlten, zu Fratzen geschnitzten und mit Kerzen beleuchtete Runkelrüben .veranstaltet. Dazu ist anzumerken und wissenswert: Das heutige Saarland war VOR der Eroberung durch die Römer und (später ) durch germanische Franken und Alemannen – rein keltisch besiedelt, die spätere Christianisierung erfolgte durch irische, also keltische Missionare, die ja die Sprache der damaligen Landbevölkerung gesprochen und verstanden haben müssen.
      Man versucht heute in manchen ländlichen saarl. Gemeinden zwar die alten Bräuche wiederzubeleben und den sinnlosen Kommerz zurückzudrängen. Ob das gelingt, ist angesichts der historischen Entwicklungen und auch der derzeitigen forcieren Zuwanderung von Kulturfremden doch sehr fraglich. Dem amerikanischen Mummenschanz dürfte schlimmstenfalls wohl nur eine pseudokeltische Variante folgen.

    2. Anglo-amerikanische Feiertage und Feste sind für mich nicht relevant. Gilt übrigens auch für russische.
      Wir sehen ja, wohin es führt, wenn man jeden Quatsch mitmacht.

    3. Die Fest-Termine, die in vorchristlicher oder vorrömischer Zeit sehr wahrscheinlich nicht nach dem Sonnenstand festgelegt wurden, also , werden als Mondfeste interpretiert.
      Quelle Wikipedia, Keltischer Jahrekreis
      Muß das nicht bedacht werden? Besonders im Hinblick auf die Annahme, daß in/um diese Tage die Schleier zum Jenseits durchlässiger sein sollen? Der Vollmond im November ist am Dienstag, 8.11.
      Auch hier zeigt sich die gewollte Ver(w)irrung der Massen – und wer steckt wieder mal dahinter? Die üblichen Verdächtigen, hier der Vatikan, eine der 3 Säulen der Macht. Da hat man den Nordvölkern auch mal eben willkürlich „die heilige Nacht“ und den Beginn des neuen Jahres – immer die Wintersonnenwende am 21.Dez. – auf den 24., bzw. 31. aufgezwungen…
      Dieser widerliche Halloween Kult paßt mit seinen dunklen Energien auf jeden Fall sehr gut in das Bild der satanischen Kabale (siehe auch die vielen grusligen Halloween Filme aus Hollywood)

    4. Putinversteher am

      Halloween ist eine typisch amerikanische Geschmacksverirrung. Kelten ,pah , jetzt reichen schon die Germanen nicht mehr, demnächst kommen die Neandertaler dran.

    5. Danke für den Beitrag. Leider wird hier das Christentum mit der Römisch-Katholischen Kirche gleichgesetzt, was inhaltlich falsch ist. In der Bibel ist Götzendienst ein absolutes No-Go. Die ersten beiden der zehn Gebote (2. Mose 20, 3 und 4) sagen es mehr als deutlich und in den biblischen Büchern finden wir unzählige Beispiele. Dagegen finden wir im Römischen Katholizismus die Praxis des Totenkultes – die Verehrung der Verstorbenen – der sogenannten Heiligen. Auch der Marienkult ist hier einzuordnen.
      Ebenso gibt es aufgrund der Bibel kein gewaltsames Christianisieren, auch wenn dies fast immer so deklariert wird. Christlichen Glauben gibt es nur durch freien Entschluß, während der Römische Katholizismus den Völkern oftmals brutal aufgezwungen wurde.

      • Putinversteher am

        Krampf, spar dir den Atem, wir Christen brauchen uns von euch Gottlosen nicht erklären lassen, was Christentum ist. Mit euch fing Europas Untergang an und so lange ihr euer Gift verspritzen könnt, wird es keine Rettung geben.

    6. Herzlichen Dank an Compact und Roy Grassmann für diese großartige Wiederbelebung bodenständiger Festlichkeit! Möge sie von herumspukenden volksseelischen Entfremdungskrankheiten heilen!

      • Putinversteher am

        Ja, prost Mahlzeit , der Halloween-Scheiß ist eine herumspukende , heidnisch amerikanische Entfremdungskrankheit , die es vor 2 Generationen in Deutschland noch nicht gab. Völlig krank , Kinder mit Totenschädeln zu traktieren. In Großstädten ist man dem Humbug wehrlos ausgeliefert , aber hier im Dorf hat es sich wohl herumgesprochen, daß es bei mir ,mit Assistent des Hundes, nur Saures gibt und siehe da, seit 2-3 Jahren werde ich gar nicht mehr belästigt von den Dummbratzen.