Nach Erkenntnissen von Seymour Hersh ist Putin aus den jüngsten Turbulenzen eher gestärkt hervorgegangen. In Kürze erscheint COMPACT-Edition „Seymour Hersh: Der Nordsee-Krimi“ mit Beiträgen der weltberühmten Investigativ-Legende und dem Interview, das Jürgen Elsässer mit ihm führen konnte. Hier mehr erfahren.

    Seymour Hersh beruft sich bei der Einschätzung der aktuellen Lage in Moskau, die gestern auf seiner Internetseite veröffentlicht worden ist, in erster Linie auf neue Geheimdienstinformationen. Er betont vor allem, dass die Auseinandersetzungen mit der Wagner-Gruppe keine akute Bedrohung für Putin dargestellt hätten.

    Hersh: Vorauszusehende Entwicklung

    Der Konflikt sei schon seit Jahresbeginn vorauszusehen gewesen und habe Moskau nicht wirklich überraschen können. Dass Russland nach der Einnahme von Bachmut weniger auf Angriff, sondern eher auf Absicherung gesetzt habe, sei nämlich ganz und gar nicht im Sinne Prigoschins gewesen.

    Hersh unter Berufung auf seine Geheimdienstquelle:

    „Wir haben nie erfahren, dass Wagner vor drei Monaten von der Bachmut-Front abgezogen und zur Demobilisierung in eine verlassene Kaserne nördlich von Rostow am Don gebracht wurde. Die schwere Ausrüstung wurde größtenteils umverteilt, und die Truppe wurde auf etwa 8.000 Mann reduziert, von denen 2.000 in Begleitung der örtlichen Polizei nach Rostow gingen. Putin hat sich voll und ganz hinter die Armee gestellt, die es zugelassen hat, dass Prigo sich lächerlich gemacht hat und nun in der Versenkung verschwindet. Und das alles, ohne militärisch ins Schwitzen zu geraten oder Putin in eine politische Pattsituation mit den Fundamentalisten zu bringen, die glühende Verehrer Prigos waren. Ziemlich gewieft.“

    Hersh geht zudem davon aus, dass die von der Wagner-Gruppe angezettelten Unruhen dem Westen zunächst gut in den Kram gepasst hätten, um von der ukrainischen Offensive abzulenken, die mehr und mehr zu einem großen Flop missrate.

    Endlich im COMPACT_Interview – die Investigativ-Legende: Der US-Journalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh 2007 in Berlin. Foto: IMAGO / Engelhardt

    Die mutmaßlichen Zerfallserscheinungen im russischen Machtzirkel könnten dem Westen quasi etwas Kampfmoral im Ukraine-Konflikt zurückgeben. Hersh gibt allerdings zu bedenken, dass mit einer Figur wie Prigoschin an der Macht der Krieg keinesfalls beendet würde.

    117 Jahre für Selenski…

    Nach Einblicken, die Hersh zuletzt gewinnen konnte, steht es derzeit nicht gut um die amerikanische Außenpolitik. Mit Argwohn werde die Lage in der Ukraine wahrgenommen. Hersh:

    „Mir wurde gesagt, dass sich die ukrainischen Streitkräfte in den letzten zehn Tagen keinen nennenswerten Weg durch die russischen Verteidigungslinien gebahnt haben. Sie haben nur zwei weitere Quadratmeilen des von den Russen besetzten Gebiets zurückerobert. Bei diesem Tempo, so sagte ein informierter Offizieller scherzhaft, würde Selenskis Militär 117 Jahre brauchen, um das Land von der russischen Besatzung zu befreien.“

    Putin könne es sich derzeit erlauben, defensiver zu agieren und sozusagen abzuwarten, ob die USA und die Ukraine den militärischen Stand der Dinge akzeptieren und vielleicht gar in Waffenstillstandsverhandlungen einsteigen würden.

    Bidens Sorgen

    Präsident Biden habe zudem schlechte Umfragewerte und dürfe sich mit Blick auf den anstehenden Präsidentschaftswahlkampf kein Ukraine-Desaster leisten.

     

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    Aus der Hersh-Analyse:

    „Die Unterstützung der Demokraten für den Krieg ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Partei zunehmend von der Arbeiterklasse abwendet. Es sind ihre Kinder, die in den Kriegen der jüngsten Vergangenheit gekämpft haben und möglicherweise in jedem zukünftigen Krieg kämpfen werden. Diese Wähler haben sich in zunehmender Zahl abgewandt, da sich die Demokraten weiter den intellektuellen und wohlhabenden Klassen annähern.“

    Seymour Hersh hatte zuletzt die Schuld der Biden-Regierung an der Nordstream-Sprengung aufgedeckt. Dabei konnte er sich auf Quellen aus dem Regierungs- und Geheimdienstapparat stützen, die ihm schon bei früheren preisgekrönten Reportagen die Wahrheit enthüllten, etwa beim US-Massaker in My Lai und der US-Folterhölle in Abu Ghraib.

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    9 Kommentare

    1. jeder hasst die Antifa am

      Der größte Irrtum des Westens ist,das sie denken Putin ist geschwächt,denen und ihrem faschistischem Statthalter in der Ukraine wird noch hören und sehen vergehen

    2. Bert Brech am

      Gilt die mit Zwangshypotheken der BRD-Insassen gegenfinanzierte Aufbaugarantie Bestdeutschlands für die Ukraine eigentlich auch bei einem Sieg Putlers?

    3. Ihr könnt beruhigt sein, die Masse der Russen wird Putin folgen, solange er "Großmacht" spielt und auf der Kohlsuppe einige Fettaugen schwimmen, der russische Pöbel ist auch nicht klüger als der deutsche, nur anders. Wenn 25% der Russen am ( russischen !) Existenzminimum knappsen , bedeute das ja, daß immerhin 75 % aller Russen ü b e r dem Minimum leben , schön für sie. Nur ist das aus der Sicht Deutschlands nicht wesentlich. Es zählt nicht, ob der Zar angeschlagen ist , sondern ob Russland stark genug ist, Europa anzugreifen oder nicht . Und da hat sich eben erwiesen ; nein, ist es nicht. Deo Gratias !

    4. Er kapiert einfach nicht , daß man sich in einem öffentlichen Diskurs nicht auf "geheimdientquellen" zu berufen hat. Weil man da alles hinenlügen kann , was man will , die Quelle kann sich ja dazu nicht öffentlich äußern, ja, sie muß nicht einmal existieren.

    5. Th. Stahlberg am

      Die Kreml-Türme, zwischen denen Putin der Moderator und Arbiter der Eliten ist, haben offenbar mit dem eigenen Volk denkbar wenig zu tun. Die Wagner-Truppe hat im letzten Halbjahr, insbesondere in Bachmut, den höchsten Blutzoll bezahlt. Die nachfolgende Behandlung durch das Armeeministerium mit Kenntnis Putins stand im schreienden Missverhältnis dazu. Ob diese Gründe Prigoschins Meuterei rechtfertigten, weiß nur er allein. Wie es hier beschrieben wird, hat er sich auch erst dann gewehrt, als die Zerschlagung seiner Struktur bereits unmittelbar bevor stand oder bereits fast vollendet war. Stellen wir uns das Einsatzergebnis der russischen Armee seit 2014 ganz gleich an welchem Ort ohne "das Orchester" vor, gibt es fast nur einen gigantischen Bombentrichter zu betrachten. Prigoschin/Wagner standen nie nur für sich allein. Sondern waren / sind immer das schlagkräftigste Instrument, geschaffen von der GRU, dem "Ministerium im Ministerium", gewesen. Niemand wird ihn fallen lassen, die nächste Situation, wo die Truppe in voller Montur auf den Plan tritt, wird schon bald da sein.

    6. Im Supreme Court of the United States (SCOTUS) steht es durch den Einsatz von Richtern durch Donald Trump 6:3 fuer Rep-Richter. Dadurch wurde jetzt das Dem-Gesetz gekippt nach dem schwarze Studenten bevorzugt Uni-plaetze bekamen. "Es darf nicht mehr die Hautfarbe ueber einen Sudienplatz entscheiden, sondern die Qualifikation!" Biden tobt….

    7. Es ist doch eigenartig. Westliche Politiker gehen davon aus, das Putin genau so handelt, wie sie selbst handeln würden. Dazu gibt es nur ein Kommentar: So saublöd wie diese Vollidioten ist Putin garantiert nicht!
      Man schaue sich doch nur an, was sie aus den westlichen Ländern gemacht haben? Versiffte Diktaturen mit Lumpen und Betrügern an der Spitze. Die Länder sind durch zugewanderte Kriminalität nicht mehr Herr der Lage und selbst im Bad, öffentlichen Gebäduden und Plätzen ist es nicht mehr sicher. Bereichern sich am Volksvermögen und die Verfassungsschützer und Justiz machen kräftig mit!
      Putin hat in 20 Jahren, 100 Jahre Mißwirtschaft und Knechtschaft vom Kommunismus überwunden. Und er läßt sich doch nicht von seinem ehemaligen Koch, als KGB Frontmann, die Butter vom Brot nehmen. So können nur verbeamtete Spasten denken, weil eben das Denken ihnen vorgegeben wird.

      • @asisi1. Stimmt. Aber es wird in den naechsten Tagen noch zu einigen Veraenderungen in der Militaerfuehrung geben. Einer der hohen Offiziere soll ein Wagner-Mann sein.

        • Putzfrau 80+ am

          So wie es jetzt aussieht, haben Putin und Lukaschenko es verstanden, den Nachteil aus dieser schwierigen Situation durch die Umgruppierung der Wagner-Kämpfer und ihres Chefs nach Weißrussland zu ihrem Vorteil zu wenden : Den Polen und den Kiewern dürfte es mulmiges werden. Und den westlichen Gegnern Russlands dürfte der Appetit auf Popcorn vergangen sein. Die Liebhaber blutrünstiger Rachedramen kommen wahrscheinlich auch nicht auf ihre Kosten – Chodorkowski hat bis dato ja auch überlebt und scheint putzmunter.