Leo XIV. sieht klare ethische Probleme im Zusammenhang mit KI-Systemen. Ein konservativer deutscher Kardinal stärkt ihm den Rücken. In unserer Juni-Ausgabe mit dem Titelthema „Der letzte Papst – Kirche zwischen Himmel und Hölle“ lesen Sie, wie der neue Papst zu bewerten ist und welche dunklen Schatten auf dem Vatikan lasten. Hier mehr erfahren.
Er trägt eine Apple Watch, surft gern im Internet, hat seit 14 Jahren einen X-Account und spielt gerne das Online-Game Wordle: Papst Leo XIV. ist weltlichen Dingen nicht abgeneigt und gilt als technikaffin. Umso bemerkenswerter, dass der neue Pontifex seine erste Ansprache vor dem Kardinalskollegium im Vatikan dazu nutzte, eindringlich vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI) zu warnen.
„Schatten des Bösen“
Der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri stellte dabei klar: KI ist nicht nur eine technische Revolution, sondern eine Herausforderung für die Menschheit, die es mit Bedacht anzugehen gilt. Vatican News zitiert Leo mit den Worten:
„Die katholische Kirche unterstützt den Fortschritt der Wissenschaft, der Technologie, der Künste und anderer Formen menschlichen Bemühens. Dennoch müssen wir uns mit den anthropologischen und ethischen Herausforderungen auseinandersetzen, die Künstliche Intelligenz aufwirft. Diese Fragen sind besonders wichtig, da eines der Ziele dieser Technologie darin besteht, die menschliche Intelligenz, die sie entwickelt hat, zu imitieren. In unserer Zeit bietet die Kirche allen den Schatz ihrer Soziallehre an, um auf eine weitere industrielle Revolution und die neuen Herausforderungen für die Menschenwürde, die Gerechtigkeit und die Arbeit zu reagieren.“
Die Aussagen des Papstes spiegeln die Sorge wider, dass KI-Systeme, die menschliche Intelligenz imitieren, ethische Grenzen überschreiten könnten. Beispielsweise könnten Algorithmen soziale Ungleichheit verstärken, Arbeitsplätze gefährden oder die Autonomie des Menschen einschränken.
Damit knüpft der Pontifex an die Warnungen seines Vorgängers Franziskus an, der Künstliche Intelligenz als „Schatten des Bösen“ bezeichnete. Doch Leo XIV. geht weiter und fordert, dass die katholische Soziallehre Antworten auf diese Herausforderungen liefern müsse. Laut dem Magazin Business Insider plant der Vatikan, in der nächsten Zeit eine Konferenz zu KI und Ethik abzuhalten, um konkrete Richtlinien zu entwickeln.
Trump und der Papst
Mit solchen Akzenten stößt der neue Papst auf positive Resonanz aus konservativen Kirchenkreisen. Einer der bekanntesten Vertreter dieser Richtung in Deutschland ist Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der frühere Bischof von Regensburg. Müller gilt als enger Vertrauter der politisch unkorrekten Gräfin Gloria von Thurn und Taxis, hatte sich in der Vergangenheit mehrfach gegen die Ausgrenzung der AfD und für Donald Trump ausgesprochen.

In einem Interview mit der katholischen Tagespost gab Müller nun seiner Hoffnung Ausdruck, dass vom neuen Pontifex ein Impuls ausgehen könne, um Nord- und Südamerika wieder näher zusammenführen. Leo XIV., der mit bürgerlichem Namen Robert Francis Prevost heißt, gehört dem Augustinerorden an und war als Geistlicher unter anderem in Chicago und Peru tätig, kennt also beide Kontinente und ihre Menschen.
Laut Müller habe Leo „ein Verständnis von dem, was eigentlich der Staat ist und wie sich Parteien politisch und ökonomisch zum Wohl des Staates zu verhalten haben“. So habe ein falscher politischer „Messianismus“ marxistischer Prägung Lateinamerika „nur Unheil gebracht“.
Der deutsche Kardinal geht davon aus, dass sich der Oberhirte der katholischen Kirche auch mit US-Präsident Trump verständigen werde. „Man muss da den realen Menschen unterscheiden von dem, was die Medien und westlichen Politiker über ihn sagen“, erklärte Müller in Bezug auf Meldungen, die den Pontifex als politischen Gegner des Mannes im Weißen Haus darstellen. Trump komme zwar aus der Wirtschaft, sei aber ein Mann, der etwas Gutes bewirken wolle, so der frühere Regensburger Bischof.
Machen Sie sich selbst ein Bild: In unserer Juni-Ausgabe mit dem Titelthema „Der letzte Papst – Kirche zwischen Himmel und Hölle“ wagen wir eine erste Einschätzung des neuen Pontifex und zeigen auf, welche dunklen Schatten auf dem Vatikan lasten. Hier mehr erfahren.