Christopher Nolans „Oppenheimer“ ist mehr als ein Biopic. Es ist ein Epochenporträt und eine Weltdeutung. Nie wieder Krieg! COMPACT-Spezial „Feindbild Russland“ mahnt faktenreich zur Vernunft. Hier mehr erfahren.
Die Atombombe – das war nicht bloß eine neue Waffe. Sie markiert eine Zeitenwende, ist Bestandteil der Moderne – ganz wie Picasso, Stravinsky oder T.S. Eliott. Sie ist Resultat einer neuen Weltdeutung, einer Durchdringung von Materie jenseits erlebter Raum-Zeit.
Ihr Erbauer, Robert J. Oppenheimer, besuchte in jungen Jahren europäische Spitzen-Unis, lernte Niels Bohr und Werner Heisenberg persönlich kennen. Dessen Quantentheorie bringt ihm ein neues Weltverständnis, ganz wie die moderne Kunst, oder der Kommunismus, der sich in seiner Aufbruchsphase befindet.
Oppenheimer kehrt zurück nach Amerika, will dort die Quantenphysik etablieren. Finanziell unterstützt er Flüchtlinge des spanischen Bürgerkriegs. Dann der Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg. Die Nazis, so die Befürchtung, arbeiten an einer Atombombe. Und ihre Chancen stehen gut, denn Heisenberg ist am Bau beteiligt. Man muss ihnen zuvorkommen. Also startet in der Wüste das „Manhattan“-Projekt. Die Leitung übergibt man Robert J. Oppenheimer…
– Eigentlich darf man die Story des „Oppenheimer“-Biopics nicht chronologisch erzählen. Denn Regisseur Christopher Nolan, der bereits in seinem Debut „Memento“ (2000) das lineare Erzählen verworfen hat, liebt filmische Puzzles: Die beinhalten Zeitsprünge, Rückblenden, Assoziationen über Jahrzehnte hinweg. Der Zuschauer glaubt sich in einer Quantenwelt, wo Personen und Ereignisse wie Teilchen umherschwirren, kollidieren, gigantische Crashs provozieren.
Höhepunkt des dreistündigen Films: Die Explosion einer Testbombe in der Wüste: Majestätisch erhebt die Feuersäule vor dem Nachthimmel. Sturm und Blendung gehen von ihr aus. Niels Bohr vergleicht Oppenheimer mit Prometheus, dem Titanen, der „das Feuer brachte“. Der bezieht gar einen Satz der Bhagavad Gita auf sich: „Jetzt bin ich zum Tod geworden, dem Zerstörer der Welten“.
Und was macht solche Mythisierung mit dem Menschen Oppenheimer? Es treibt ihn in eine Metamorphose: Vom Wissenschaftler zum Politiker. Er verliert sich, vernachlässigt Familie und die psychisch kranke Geliebte. Nein, in Nolans Deutung ist der Vater der Atombombe kein Täter, kein Willensmensch. Er ähnelt nicht dem nihilistischen Joker aus „Dark Knight“ (2008), der „die Erde brennen sehen“ will. Oppenheimer ist ein Getriebener – von der Umwelt, von geschichtlichen Ereignissen, ein einem riesigen Teilchenspiel.
Temporär steigert der Atomphysiker sich in den Selbstbetrug. Redet sich ein, die Explosion in Hiroshima wirke als globale Schocktherapie, werde für ewigen Frieden sorgen. Bei einer Ansprache vor tosendem Publikum bedauert er gar, dass die Bombe nicht in Deutschland (dem Hauptfeind) getestet wurde. Aber während dieser Rede überfallen ihn Halluzinationen: Grelle Blitze erhellen den Raum, das jubelnde Publikum beginnt zu brüllen und plötzlich steht sein Fuß im Brustkorb einer verbrannten Leiche. Das Gewissen hat ihn eingeholt. Die anschließende Besichtigung von Hiroshima-Fotos geben ihm den Rest.
Fortan wendet sich Oppenheimer gegen den Bau weiterer Atom-Bomben, gegen das Wettrüsten des Kalten Krieges. Das bringt frühere Kollegen gegen ihn auf, darunter Edward Teller, dem Erfinder der Wasserstoffbombe. Bald schon geht der Staat gegen den einst Gefeierten vor. Inmitten der McCarthy-Hysterie lassen sich frühere Beziehungen zu Kommunisten leicht gegen ihn ausspielen. Man unterzieht ihn quälenden Verhören.
Dieses Gesinnungstribunal, die Rahmenhandlung des Films, erinnern in seiner ideologischen Verblendung an Wokeness-Inquisitoren, die derzeit jeden Gegner von Aufrüstung und Waffenlieferung gegen Russland jagen. Auf dieser Ebene ist der Film eine vernichtende Kritik am westlichen Bellizismus der Gegenwart. So treffend wie „Im Westen nichts Neues“, der im vergangenen Jahr die Kinos stürmte.
Im Gegensatz zur TV-Serie „Robert Oppenheimer – Atomphysiker“ (1980) ist Nolans Streifen mehr als nur Biopic oder politische Parabel. Er ist ein Film über die Moderne, die Zerrissenheit ihrer Bewohner, und Erfindungen, die sich verselbstständigen (was heute im KI-Bereich droht). Und natürlich ist er der Film ein visueller Overkill, eine cineastische Atombombe, deren Strahlung noch lange anhält.
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14 Kommentare
Neulich sagte jemand: "Früher war es der Volksempfänger, heute sind es Fernseher und Handy. Da kommt die Wahrheit heraus."
Übrigens: "Flachbildschirm" – wie herrlich doppeldeutig.
Es war Einstein, der den extrem kriegsintriganten US-Demokraten-Präsidenten Roosevelt per handschriftlichem Brief zum Bau von Atombomben drängte. Einstein selber hat die Atombombenformel E=mc2 (Energie gleich Masse mal quadrierte Lichtgeschwindigkeit) vom französischen Physiker Henri Poincaré guttenberglerisch übernommen.
Heisenberg selbst behandelte das deutsche Atomprojekt (laut seiner Autobiografie "Der Teil und das Ganze") verzögernd, weil er keine Atombombe für die Nationalsozialisten wollte.
So die eventuell in Betchley Park ersonnene PsyOp für die Kontrolle der Rest-Deutschen.
Aber merkwürdigerweise hatte es in Berlin Gottow schon einen atomaren Gau gegeben.
Nur schwer möglich ohne Kettenreaktion.
Das "Loch in Haigerloch" sollte übrigens nie kritisch werden sondern diente der Bestimmung von nuklearen Wirkungsquerschnitten.
Dummerweise haben die Deutschen die Atombombe erfunden und gebaut.
Siehe zB in der ZDF-Doku von 2015 "Die Suche nach Hitlers Atombombe".
Hier kommen auch einige russische Experten zu Wort.
Die erste rein US-amerikanische A-Bombe dürfte wohl erst 1948 in der Operation "Sandstone" explodiert sein.
Aber wie heißt es doch so schön: "es ist alles nur geklaut"?
Na wenn’s ne ZDF-Doku ist, dann muss es wohl stimmen.
Schauen oder lassen.
Ist imho eine Art von Wunder.
PS vielleicht auch interessant.
Aktuell noch kurz in der Vollversion.
Über den deutschen Elon Musk der 70er/etc.
https://www.ardmediathek.de/video/unsere-geschichte/fly-rocket-fly-die-raketentraeume-des-lutz-kayser/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE2ODA3NDQ
Guido Knopps Nationalmasochisten Propaganda lässt grüßen! Gibt es den noch, ja? Mit düsterer Musikeinspielung. Ich schaue seit 15 Jahren kein Fernsehen mehr. ZDF & Andere ist des Feindes Geistes Kind zur Geringhaltung des Deutschen in den wichtigen Fragen das Volk betreffend.
Muß keineswegs. ABER … hier – und wirklich NUR hier – muß ich das ZDF mal in Schutz nehmen: Sie (wer immer da die Redakteure sind und wer immer ihnen vom Sender aus erlaubt hat, zu recherieren) bleiben dran! 2015 der Knaller mit ‚Hitlers Atombombe‘, nachdem dem geschätzten Publikum davor gut 4 Jahrzehnte lang die Botschaft vermittlet wurde: Sie wollten wohl … so ein bischen … – aber … auch das hat nicht funktioniert.
Sie hatten nicht die Mittel zur Anreicherung … den Grips hatten sie irgendwie auch nicht … und die Wissenschaftler, die sie damit beauftragt hatten, waren alle insgeheim gegen die Naziideologie … und versuchten deshalb genauso insgeheim Fortschritte zu sabotieren, wo sie nur konnten. Und dann, 2019 wohl (ist völlig an mir vorbeigegangen, weil ich kein Fernsehen mehr sehe – jedenfalls kein öffentlich-rechtliches Informationsfernsehen), so eine ganze Reihe "Geheime Unterwelten der SS". Und auf einmal … hören sich die Gewißheiten aus den vorhergehenden vier Jahrzehnten gar nicht mehr so gewiß an …
Inzwischen gibt es ja auch mehr als genug qualifizierte Bücher zum Thema.
ZB von Edgar Mayer und Thomas Mehner.
Und die sagen zB daß sie mindesten 5 Atomtests hatten.
Und Joseph P. Farrell meint daß die Buna-Fabrik in Auschwitz in Wahrheit ein deutsches Manhattan Projekt war.
Wo sie waffenfähiges Uran anreicherten.
Später haben dann die besten Wissenschaftler der Welt, die ja noch wußten daß es nicht Hitler gewesen war der den Krieg gewollt hatte, Plutonium in größeren Mengen ganz ohne Reaktor hergestellt.
Die Amis wußten wohl nicht wie das geht und sind daher 1948, in der schon erwähnten "Operation Sandstone" mit ihrem Mark 4 Kern, der Mark 3 war, wie auch der sowjetische RDS1, noch deutsch gewesen, wiedet zu Uran zurückgegangen.
xxx Und diese A-Bomben hätte Hitler niemals gezündet! Aber dem Michel können die größten Lügen erzählen und je häufiger sie abgelassen werden, desto mehr Michel glauben es! Das hat schon Napoleon veröffentlicht!
Und wieder eine – weitere – erfolgreiche Blendung des Weltpublikums darüber, wer die tatsächlichen Entwickler der Atombombe waren. Aber gut, das absolut Böse, der Vertreter einer Ideologie der Reinheit der weißen Rasse, wurden besiegt. Und die Vertreter der Buntheit und des Endes der weißen Rasse haben gesiegt. Damit ist wohl alles gesagt.
Walther am 30. Juli 2023 10:33, US-UFO-Hype: Das sind die wichtigsten Punkte: "Na ja, wichtig für Esoteriker und Phantasten. Und sonst ?"
Und sonst studiert man die Geschichte, neben der Gegenwart, wenn es dem Oberstübchen beliebt: Stichwort: "Nürnberg 1561"
Und zu dem Spielfilm im Artikel: Nun, das ist nur ein Spielfilm. Richtig ist das die Grundlagen zur Anwendung der Kernphysik, der erste Kernreaktor und Kernwaffen und Kernwaffenzünder im Großdeutschen Reich entwickelt wurden. Stichworte "Jonastal", "Projekt Riese", etc.
Nein, das ist eben nicht ’nur ein Spielfilm‘. Sondern das ist EIN WEITERES Element in einer seit Ende des 2. Weltkrieges anhaltenden Verwirrungs- und Blendungsstrategie auf allen jeweils zur Verfügung stehenden medialen Kanälen. Der Lapsus mit dem Internet, den sie SO nicht vorhersehen konnten, ist halt nun mal passiert … und obwohl sie so gut wie möglich auch hier einzuschränken versuchen, reichen die verboliebenen Möglichkeiten doch immer noch aus ein größeres Publikum für ein sich Stück für Stück erweiterndes ganz anderes Wirklichkeits- und Geschichtsbild zu erreichen. Die AfD beispielsweise … ohne Internet als Voraussetzung? Ausgeschlossen.
Für mich ist es nur ein Spielfilm. Allgemein gesehen ist es mediale Propagandastütze der Geschichtsschreibung des Westfeindes, ja. Die gibt es aber nicht erst seit diesem Spielfilm in der Unterhaltungsindustrie auch in diesem Lande, nicht wahr?