Vor 78 Jahren endete mit dem Tagesangriff vom 15. Februar 1945 vorerst das Bombeninferno über Dresden. Dieses wurde dann auch Thema im britischen Unterhaus – dennoch wurde Dresden nochmals im April 1945 (!) angegriffen. Wir erinnern an die Dresdner Bombenopfer – und treten für die Wahrheit ein. Eine wahrheitsgetreue Darstellung finden Sie in unserer Sonderausgabe „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“, die Sie hier bestellen können.

    Am 18. Februar hatte der Washington Evening Star berichtet, die alliierten Luftmarschälle hätten die Entscheidung über die Terrorbombardierung getroffen und führten sie nun bewusst auf mit Flüchtlingen gefüllte Städte aus. Die Reaktionen der Auslandspresse, die ihre Informationen über die Zerstörung Dresdens von ihren Berliner Korrespondenten und aus deutschen Quellen bezog, löste am 6. März 1945 die erste ausführliche Debatte im englischen Parlament aus.

    „Fleck auf dem Wappenschild“

    Als der Abgeordnete Richard Stokes im Unterhaus seine Rede begann, verließ der Luftfahrtminister Sir Archibald Sinclair den Sitzungssaal. Der Minister hatte in vorangegangenen Anfragen wiederholt die Treffsicherheit der RAF bestätigt, und Stokes führte nun seine Zweifel an seinen Angaben aus. Er zitierte aus dem Manchester Guardian, Zehntausende von Dresdnern seien unter den Ruinen der Stadt begraben, und die Versuche, die Toten zu identifizieren, seien hoffnungslos.

    Leichenberg nach der Bombardierung Dresdens. | Foto: Bundesarchiv, Bild 183-08778-0001 / Hahn / CC-BY-SA 3.0, Wikimedia Commons

     

    Das englische Volk sei das einzige, das nicht erfahren dürfe, was in seinem Namen geschehe. Die Russen könnten Städte einnehmen, ohne sie vorher in Trümmer zu legen. Er fragte:

    „Was werden wir vorfinden, wenn alle Städte in Trümmer gelegt sind und Krankheiten grassieren? Würde es nicht nahezu unmöglich sein, die Ausbreitung von Krankheiten, Elend und Armut zu verhindern oder einzudämmen? Ich frage mich ernstlich, ob man sich in diesem Stadium darüber klar ist. Als ich den Minister vom ,Crescendo der Zerstörungʽ sprechen hörte, dachte ich: ,Was für ein großartiger Ausdruck für einen Kabinettsminister Großbritanniens in diesem Stadium des Krieges.ʽ Die Luftangriffe würden für alle Zeiten einen ,Fleck auf unserem Wappenschildʽ hinterlassen.“

    Der Luftfahrt-Staatssekretär antwortete für Sinclair:

    „Wir verschwenden unsere Bomben nicht auf reine Terrormaßnahmen. Es gereicht dem ehrenwerten Kollegen nicht zur Ehre, in dieses Haus zu kommen und zu unterstellen, dass es eine Menge von Luftmarschällen oder Piloten oder sonst wen gäbe, die in einem Raum sitzen und sich den Kopf zerbrechen, wie viele deutsche Frauen und Kinder sie töten könnten.“

    Churchill: „Ich beabsichtige, die Geschichte zu schreiben“

    Die öffentliche Wirkung der Unterhausdebatte und die Berichte der Auslandspresse beeindruckten Churchill. Am 28. März sandte er ein Memorandum an die Stabschefs, in dem er sie aufforderte, die weiteren Einsätze des Bomber Command daraufhin zu prüfen, ob deutsche Städte bombardiert werden sollten, nur um den Terror zu verstärken – „wenn auch unter anderen Vorwänden“.

    Das wirkte wie ein Versuch des Premiers, vor der Geschichte seinen Stabschefs und dem Bomber Command die Verantwortung für die Luftangriffe auf Dresden aufzubürden. Die Stabschefs sahen den Schwarzen Peter bei sich und wiesen das Memorandum in dieser Form zurück.

    Nach seiner Wahlniederlage 1945 sagte Churchill:

    „Was mich betrifft, so glaube ich, alle Beteiligten werden schließlich einsehen, die Vergangenheit der Geschichte zu überlassen, besonders da ich beabsichtige, diese Geschichte zu schreiben.“

    „Die deutsche Moral brechen“

    Dagegen gab die USAAF nun ihre Zurückhaltung auf. Zwischen Februar und April 1945 flog sie noch 38 Angriffe auf deutsche Städte. Insgesamt waren über 5.800 Maschinen vom Typ „Flying Fortress“ (Fliegende Festung) eingesetzt, die etwa 20.000 Tonnen Bomben abwarfen.

    Die Nachrichtenagentur AP brachte am 17. Februar 1945 eine Zusammenfassung der Intentionen amerikanischer Bombardierungspolitik:

    „Alliierte Luftchefs haben die seit Langem erwartete Entscheidung getroffen, bewusste Terrorangriffe auf deutsche Bevölkerungszentren durchzuführen, um mit diesem unbarmherzigen Vorgehen das Schicksal Hitlers zu beschleunigen. Luftangriffe, wie sie kürzlich von schweren Bombern der alliierten Luftstreitkräfte auf Wohnviertel von Berlin, Dresden, Chemnitz und Cottbus geflogen wurden, stehen den Deutschen auch in Zukunft bevor. Ziel ist es, weitere Verwirrung im Straßen- und Schienenverkehr der Nazis zu stiften und die deutsche Moral zu brechen.“

    Der Weg in das Vergessen

    Die Folgen des Dresden-Raids schienen im Hinblick auf das nahe Kriegsende und der nun justiziabel zu machenden Kriegsschuldanklagen ein heikles Thema zu sein. Ein Mittelsmann überließ dem Verfasser dazu eine gewichtige Mitteilung des ehemaligen Botschafters der Sowjetunion in Bonn, Valentin Falin.

    Valentin Falin
    Valentin Falin auf der COMPACT-
    Souveränitätskonferenz 2012. Foto: COMPACT, SvM

    Demnach sei auf Churchills Anordnung die britische Seite an die sowjetische mit dem Wunsch herangetreten, sie möge alle Unterlagen über die Dresdner Bombenopfer, die in ihre Hände fielen, den Briten im Original aushändigen. Dafür würden die Russen aus dem englischen Beutebestand deutscher moderner Waffenentwicklung Kompensationen erhalten.

    Auch über die Größenordnung der Opferzahlen, die man der Öffentlichkeit anbieten werde, wurde Einvernehmen angestrebt. Falin, langjähriger Diplomat in der Deutschlandabteilung des sowjetischen Auswärtigen Dienstes, arbeitete 1950/51 in der sowjetischen Kontrollkommission für Deutschland, die seit der Gründung der DDR 1949 die Militäradministration ersetzte. Damals hat er die Dokumente des Kontrollrates, speziell die Erlasse über die Koordination der Zonenbehörden gelesen. Einiges hatte er schon in seinem letzten Studiensemester in der Dienstbibliothek des Außenministeriums und später, Ende 1951, bei seinen Untersuchungen im Informationskomitee „in Händen gehabt“.

    Das Informationskomitee ging aus der Aufklärungszentrale hervor, die aus dem Hauptaufklärungsdienst des Generalstabes und der ersten Hauptverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit entstanden war und anfänglich noch von Außenminister Wjatscheslaw Molotow geleitet wurde.

    Sollte Falins Angabe zutreffen, könnte das den auffallenden Mangel an deutschen Unterlagen über die Angriffsfolgen auf Dresden erklären. Spezialeinheiten der Roten Armee sperrten die Bediensteten der deutschen Ämter wochenlang von ihren Diensträumen aus und entwendeten, zerstörten oder vernichteten Akten, Unterlagen und anderes Archivgut. Es bestand ein nachhaltiges Widerstreben der deutschen und sowjetischen Nachkriegsadministration, die Aussagen der damals leicht zu erreichenden amtlichen Zeitzeugen zur Dresdner Katastrophe zu dokumentieren oder zugänglich zu machen.

    Eine fundierte und wahrheitsgetreue Darstellung der Bombardierung und Fakten zur Zerstörung der Elbmetropole, die in der öffentlichen Debatte unter den Tisch fallen, finden Sie in COMPACT-Geschichte „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“. Unser Autor Wolfgang Schaarschmidt kommt zu dem Schluss, dass über 100.000 Menschen bei den Bombenangriffen auf Dresden ihr Leben ließen. Mit unserer Sonderausgabe setzen wir den Opfern des Infernos ein würdiges Denkmal. Das Heft können Sie hier bestellen.

    17 Kommentare

    1. Holger Jahndel am

      Es war übrigens auch die britische RAF, welche als erstes zivile Ziele bzw. Wohngebiete angriff – danach erst die deutsche Luftwaffe. Was ich keinesweges rechtfertigen will!

    2. Die britische Fliegerlegende Jack Currie war mit seiner Lancaster dabei und noch Jahre danach mächtig stolz auf seine Taten.
      https://www.youtube.com/watch?v=2tH8OVAICjQ

    3. Da kann man schon fast bedauern daß Hitler von diversen Leichtgläubigen seiner eigenen Regierung daran gehindert wurde seine Wunderwaffen, gab 3 Typen, einzusetzen.

      Übrigens hatten die Briten gedroht im Falle des Einsatzes deutscher Atomwaffen 10.000 Flugzeugladungen Giftgas auf deutsche Städte zu werfen.

      Daher mußte zuerst wieder die Möglichkeit geschaffen werden den eigenen Luftraum schützen zu können.

    4. Und das ist nicht alles. https://de.wikipedia.org/wiki/Hungersnot_in_Bengalen_1943

    5. "Erste Kritik an Churchill"

      Ich habe das buch von David Irving gelesen. Der kritik an Churchill war sehr begrentz; mit begrentz meine ich vor allem in der ganze aufruhr das diese krieg verursacht hatte. Daher – und das scheinen wenige leute zu wissen vor allem deutschen selbst- gab es dieser gros angelegten spektakel mit die vernichtungslager (Lampenschirme aus menschenhaut, seife aus Judenfett, die haufen leichen…) um die welt die aufmersamkeit zu lenken von ihre eigene grausamkeit zu denen der deutschen. Für diese leistung haben sie deutschen Alfred Hitchcock zu "verdanken". Er war es die mit sein cinematorische technische fähigkeiten die leute dazu brachte das man über die bombenterror noch kaum sprach bis vor kurzem.

      • "um die welt die aufmersamkeit zu lenken von ihre eigene grausamkeit "

        Korrekt: abzulenken von ihre…

    6. Respekt dafür daß es wenigstens ein Medium gibt daß diese monströsen menschenverachtenden Kriegsverbrechen samt ihren Tätern klar benennt.

      Immer wenn aus dem Angloamerikanischen Dunstkreis die Worte "Befreiung" und "Demokratie bringen" fallen sollte man mit diesen Bildern kontern.

      • The Fascist Buddhist am

        Solche Leute werden von Volksverrätern wie dem "Patrioten" Stürzenberger gefeiert.

    7. Ludmilla Bonner am

      Kolonialismus, Indianerausrottung, Massenmord an Buren, Köln, Hamburg, Dresden, Hiroshima,
      Nagasaki, Vietnam … Ukraine – die Blutspur der westlichen Werte.

      Aber die Deutschen sind bislang unfähig, Mcdonalds, KFC, Starbucks, Microsoft und Apple zu boykottieren und öffentlich wahrnehmbare Gedenkstätten für die Opfer der westlichen Verbrechen einzurichten.

      Wer könnte etwas dagegen haben, etwa ein Denkmal für ermordete Indianer einzurichten? Eben diejenigen, die im Geiste oder in der Tat Völkermörder sind.

      • "Mcdonalds, KFC, Starbucks, Microsoft und Apple"

        deswegen bist du doch in den goldenen Westen gekommen, du Intelligenzbolzen!

        Ich verstehe, daß ihr Russen – neben den Engländern – Experten in Völkermord seid, aber halte uns trotzdem keine Vorträge darüber, denn du bist hier nur unerwünschter Gast!

        Völkermörder im Geiste sind die, die jeden Tag am 8. Mai ihren Völkermord feiern, die sagen "1941-1945 – wir können es wiederholen", die der Ukraine offen Völkermord ankündigen, die Stalin und Marinesko und Lenin und Dzerschinski Denkmäler setzen oder die alle paar Tage einem westlichen Land mit Vernichtung drohen!

        Verzieh dich nach Russland.

      • Wolfhard Wulf am

        Eine Gedenkstätte für deutsche Opfer wird es nicht geben da wir deutschsprechende Amerikaner geworden sind!!!!!!!

    8. Rápido González am

      Der britische Kriegsveteran & Militärhistoriker MAX HASTINGS behandelt in seinem Buch "Bomber Command" den WK II-Luftkrieg.
      19/3/1940: Air Marshal "Butcher" Arthur Harris, C-in-C des Bomber Command, beginnt den Luftkrieg mit der Bombardierung Deutschlands: Hornum auf Sylt.
      24/8/1940: Die Luftwaffe bombardiert London.
      In England protestiert das Bombing Restriction Committee öffentlich: STOP BOMBING CIVILIANS. Nach dem 1.000-Maschinen-Angriff auf Köln erheben renommierte WK-I-Offiziere ihr Wort gegen Harris & sein Bomber Command – Generalmajor Fuller & Hauptmann Hart im Parlament: "Die Verteidiger der Zivilisation versuchen auf eine barbarische Art den Krieg mit einer Zerstörung zu gewinnen, wie es sie seit den Goten, Vandalen, Hunnen, Seljuken, Mongolen noch nie gab.
      HASTINGS widerlegt in seinem Buch die These von Harris, durch Flächenbombardierungen das deutsche Volk in die Knie zu zwingen & Aufstände zu entfachen. Die Moral des Volkes blieb ungebrochen. In den ersten 4 Monaten von 1945 warf Bomber Command auf Deutschland 181.000 Tonnen Bomben ab; etwa 20% der im WK II benutzten Bomben. Fortsetzung Teil – 2 –

      • Rápido González am

        FORTSETZUNG TEIL – 2 –
        ====================
        HASTINGS beweist in seinem Buch, daß die von Harris über 55.000 verheizten Soldaten des Fliegerpersonals von Bomber Command in keiner Weise positiv zum Sieg der Alliierten über Deutschland beigetragen haben.
        Nach Kriegsende schämten sich die Tommies für Harris:
        1) Bomber Command wurde die "campaign medal" versagt.
        2) Der ursprünglich Harris zugesagte Posten des Gouverneurs von Rhodesien, wurde anderweitig besetzt.
        Erst vor einigen Jahren errichtete man in London ein Denkmal für Bomber Command.
        Nach Kriegsende tönte der psychotische Bettnässer Churchill im Parlament – O-Ton: "We should never allow ourselves to apologize to what we did to Germany".

        • Die ersten Angriffe flogen die Briten schon ab Sept. 39, das wird in der offiziellen Geschichtsschreibung aber nur als Störangriff, sporadischer Angriffe, Scheinangriff abgetan oder sogar ganz unter den Teppich gekehrt.

          Die Moral der Bevölkerung blieb nicht ungebrochen, wie sollte sie denn auch. Die offizielle Schreibung führt das aber gerne an nach dem Motto "alles halb so schlimm". Man sollte immer aufpassen wenn D von GB/USA lobend erwähnt wird, die verfolgen meist ein bestimmtes Ziel damit.

    9. Der alte dicke zigarren-Winny ist doch der Teufel in Person gewesen. Er hatte ja nach 33 geäußert: "es spielt keine rolle ob ein Hitler oder ein Pfarrer herrscht. Das deutsche Volk ist der Hauptgrund". Übrigens interessierte London die Innenpolitik von Deutschland nicht im geringsten, wie eben Rötlinge und Ohrennäschen verfolgt wurden. Erst als der Krieg richtig brodelte wurden diese Themen richtig in den Vordergrund gedrückt. Der alte Churchill war auch nicht bereit diplomatische Verhandlungen mit Berlin aufzunehmen. Warum??? Ganz einfach er hatte ja US-Rüstungslieferungen. 1940 gehörte die berühmte Gangsterspritze Tommygun mit Trommelmagazin zum Hauptsortiment auf der königlichen Insel. Später kamen weitere und größere Sachen von Santa Claus hinzu. mfg

      • ""Tommygun mit Trommelmagazin zum Hauptsortiment auf der königlichen Insel""

        Stimmt nich ganz genau. Sie war damals noch zu neue und wurde betrachtet als nicht handlungsfähig genug. Es waren die gangsters aus Chicago die es berühmt machte. Frank McEralane war der erste gangster der es benützte und damit unsterblich wurde.