Manfred Kleine-Hartlage hat einen Fantasy-Roman geschrieben, in dem Linke und Rechte mit Hexerei um die Macht kämpfen – und um die Liebe. Erstabdruck in COMPACT 12/2020.

    _ von Daniel von der Heiden

    Mit politischen Sachbüchern sowie seinen Kolumnen in COMPACT und anderswo hat sich Manfred Kleine-Hartlage einen Namen als politischer Analytiker gemacht. Mit Die magische Kraft des Wünschens  hat er nun einen Roman vorgelegt – und unterstreicht dessen unterhaltenden Charakter dadurch, dass er ihn unter seinem Künstlernamen Fermand veröffentlicht.

    Um es vorwegzusagen: Unterhaltsam ist das Buch in der Tat, es hat sogar in überreichlichem Maß alles, was einen guten Schmöker ausmacht: Roger aus Berlin gerät im Jahr 2000 kurz vor seinem 13. Geburtstag in das Magische Reich, eine Parallelwelt, die im Mittelalter von Hexenorden geschaffen wurde. Dort wird er dem Schwarzen Orden zugewiesen, einer bizarren Mischung aus altem, etwas bequem gewordenem Adel, ängstlichen Konformisten und jungen Rebellen, kurz: einer Karikatur der heutigen Rechten.

    In diesem Reich herrscht aber nicht der Schwarze, sondern der Rote Orden unter Führung der 35-jährigen Großkanzlerin Allegra. Zu ihr hegt Roger – trotz des Altersunterschieds – sofort tiefe Zuneigung. Er begibt sich auf eigene Faust in Gefahr, um sie zu schützen.

    Mit jeder der immer rasanter aufeinanderfolgenden Wendungen in der Handlung wird das, was der Leser schon zu wissen glaubt, wieder und wieder relativiert: Roger ahnt nicht, dass er selbst den Schlüssel zu den verschollenen Reichsgeheimnissen besitzt und Allegras seltsames Werben um seine Freundschaft etwas damit zu tun hat, dass sie dies weiß und auszunutzen gedenkt: Sie ist eine kommunistische Spionin, die nach Wegen sucht, durch Magie die Weltrevolution zu erzwingen.

    Empört man sich zunächst noch über Allegras Perfidie, die Gefühle eines pubertierenden Jungen für eigene Zwecke auszubeuten (während sie eine lesbische Beziehung zu ihrer Sekretärin unterhält, die zugleich ihr Führungsoffizier ist), so stellt sich immer deutlicher heraus, dass dies höchstens die halbe Wahrheit ist: Allegras Gefühle sind echt, aber sie ist eine Gefangene ihrer Freundin, ihrer Ideologie, ihrer Lebenslügen.

    Das Magische Reich wurde von Hexenorden geschaffen.

    Was Fermand en passant im Rahmen einer Handlung zwischen romantischem Fantasyroman und Agententhriller skizziert, ist ein Psychogramm der Linken, die durch Allegra verkörpert wird. Zu den stärksten Passagen des ohnehin starken Romans gehören die Dialoge, in denen der rechte Anarchist Roger (dessen auf den ersten Blick allzu schnelle Reifung hier nicht erklärt werden soll, um dem Leser nicht die Spannung zu verderben) und die orthodoxe Marxistin Allegra um die Seele des jeweils anderen ringen – und beide dieses Ringen (und einander) zu verlieren scheinen. Kleine-Hartlage, der vor seiner patriotischen Wende selbst bei den Jusos war, kennt die Gefühlslagen beider Seiten genau… Mehr muss hier nicht verraten werden – nur, dass es Spaß macht, dieser Geschichte und ihrem souveränen Slalom zwischen den Genres zu folgen.

    Unsere Leser kennen Kleine-Hartlage als politischen Autor mit hohem intellektuellen Anspruch und gewaltiger Sprachkraft. Es ist faszinierend zu lesen, wie er diese Fähigkeiten in belletristische Form bringt! Magisch, sozusagen… Vielleicht sogar Lektüre für Teenager – da steht Fantasy hoch im Kurs!

    Mehr Infos und Bestelloption hier

    Kommentare sind deaktiviert.