Patt in den Umfragen: Mit ihrem Kanzlerkandidaten hat die Union kein glückliches Händchen bewiesen. Kein Wunder: Niemand weiß genau, wofür Laschet eigentlich steht. Ein Auszug aus der September-Ausgabe von COMPACT. Hier mehr erfahren.

    Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Erftstadt Opfer der Hochwasserkatastrophe betrauerte, sah man im Hintergrund Armin Laschet und seinen Tross feixen. Peinlich! Anschließend prasselten Häme und Wut auf ihn ein. Die Entschuldigung des Kanzlerkandidaten der Union ließ nicht lange auf sich warten. Laschets Lacher war ein wiederholter Tritt ins Fettnäpfchen.

    In der Summe dürften sie mit dazu beigetragen haben, dass die Union derzeit in einer Insa-Umfrage gleichauf mit der SPD liegt. Für beide Parteien werden jeweils 22 Prozent ausgewiesen. Eine Forsa-Umfrage sieht die Sozialdemokraten mit 23 Prozent sogar vor CDU/CSU. Dass ausgerechnet ein Olaf Scholz Laschet die Butter vom Brot nimmt, sagt eigentlich alles.

    Laschet hat sich gegen einen Impfzwang ausgesprochen.

    Nicht geholfen hat Laschet offenbar, dass er sich mit Aussagen gegen einen direkten oder indirekten Impfzwang von den derzeitigen Figuren im Kanzleramt abhebt. «In einem freiheitlichen Staat gibt es Freiheitsrechte nicht nur für bestimmte Gruppen», so der CDU-Chef.

    Eigentlich ist das eine Binse, im Merkel-Deutschland aber schon eine mutige Ansage. Doch wie glaubwürdig ist sie aus seinem Mund? Einerseits personifiziert Laschet die wandelnde Phrase, andererseits nimmt man ihm ab, seine Politik nicht zwanghaft an gesellschaftlichen Minderheiten ausrichten zu wollen. Den gedrungenen Mann umgibt der Mief der Bonner Republik, was ihm bisweilen gar nicht schadet.

    Frisierte Karriere?

    Laschet wurde 1961 in Aachen in eine römisch-katholisch geprägte Familie geboren, Mutter Hausfrau, Vater Bergmann. Mit drei jüngeren Brüdern wuchs er in seiner Geburtsstadt auf, ging dort zur Schule und absolvierte 1981 das Abitur. In München und Bonn studierte der Arbeitersohn Rechts- und Staatswissenschaften, 1987 bestand er das erste juristische Staatsexamen.

    Schauen sie gerade auf die Umfragewerte? Angela Merkel, Armin Laschet und Henriette «Armlänge» Reker beim Sommerfest der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Berlin. Foto: picture alliance/dpa

    Eine Scheuermann-Erkrankung ersparte ihm den Grundwehrdienst. Während seiner Studienzeit bereicherte der Rheinländer – schon ab Kindesbeinen in Kirchenkreisen aktiv – die Reihen der Aenania München und der Ripuaria Bonn, nichtschlagende katholische Studentenverbindungen.

    Von 1987 bis 1994 war Laschet für Radio- und Fernsehsender tätig. Während er in seinem Lebenslauf auf Mitwirkung an diversen Formaten des Bayerischen Rundfunks, etwa Report München, verweist, finden sich keine Beiträge von ihm in den Archiven. Die Wirtschaftswoche thematisierte diesen Umstand erst 2019.

    Der heutige CDU-Chef hat hier augenscheinlich ziemlich dick aufgetragen, seine Journalistenkarriere könnte bei genauerer Betrachtung auf Zuliefererdienste oder dergleichen schrumpfen. Unstrittig ist, dass er ab 2011 als Kolumnist regelmäßig für die türkische Tageszeitung Hürriyet zur Feder gegriffen hat. (…)

    Türken-Armin

    Wofür Laschet inhaltlich steht, bleibt unscharf. Als Referent von Rita Süssmuth trug er einst den verkorksten gesundheitspolitischen Ansatz der früheren CDU-Familienministerin in der AIDS-Debatte mit. Als Chefredakteur der Kirchenzeitung verteidigte Laschet hingegen den Schutz ungeborenen Lebens.

    Als «Deutschlands erster Integrationsminister» setzte er wiederum voll auf Multikulti und präsentierte sich in der Flüchtlingskrise 2015 auf Merkel-Kurs, 2017 lehnte er dann die Gleichstellung der Homo- mit der konventionellen Ehe ab. Er hatte nicht mehr an die Wiedervereinigung geglaubt, wollte die Abschaffung der D-Mark, ist ein treuer Anhänger Israels, setzt sich aber für einen Dialog mit Russland ein. In der Corona-Frage mahnt er zumindest gelegentlich zur Vernunft. (…)

    In NRW eine nicht zu vernachlässigende Wählergruppe: Türken posieren 2016 mit ihren Fahnen vor dem Kölner Dom. Foto: picture alliance / dpa

    Laschet flirtet schon seit geraumer Zeit mit schwarz-grünen Visionen. Er ist Mitglied der Atlantik-Brücke, im Rotary Club Aachen, und er gehört der Türkisch-Deutschen Studierenden- und Akademiker-Plattform an. Überhaupt hat der Rheinländer beste Drähte hinein in die türkische Community: Serap Güler, Staatssekretärin für Integration in NRW, zählt ebenso zu seinen Vertrauten wie der vormalige Grünen-Chef Cem Özdemir oder Kenan Kolat, langjähriger Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland.

    Auch Faruk Sen, von 1985 bis 2008 Leiter des Zentrums für Türkeistudien, und die Journalistin Ferda Ataman, die manche Laschet-Rede verfasst hat, zählen zu seinem Netzwerk. Den Spitznamen «Türken-Armin» hat sich Laschet redlich verdient. (…)

    Der Schattenmann

    Die Beharrlichkeit, mit der Laschet Rückschläge wegsteckt und dennoch in der Lage bleibt, Konkurrenten auszustechen, trägt die Handschrift von Nathanael Liminski, seinem wichtigsten Berater. Der 35-jährige Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei zieht alle Fäden, ist der Architekt der Siege Laschets über Merz und Söder – und, das hört man immer wieder, fasziniert Freund und Feind.

    Konservativer Hardliner: Nathanael Liminski (l.), Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, mit seinem Chef. Foto: LAND NRW/R. Sondermann

    Der gebürtige Bonner (Abi-Notendurchschnitt 1,1), der Geschichte und Politikwissenschaften studiert hat und ein Auslandssemester an der Pariser Sorbonne absolvierte, gilt als konservativer Hardliner, ist gegen Homo-Ehe und Abtreibung. In einem später wieder zurückgezogenen Wahlkampfvideo der SPD hieß es, mit der CDU wähle man «erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist».

    Das war auf Liminski gemünzt, der beim Weltjugendtag 2005 die papsttreue Organisation Generation Benedikt (heute: Initiative Pontifex) mitgegründet hatte. In der Folgezeit fungierte er als Sprecher dieses weltweiten Netzwerkes für junge Katholiken.

    Der Staatssekretär ist Sohn des konservativen Publizisten, zehnfachen Vaters und Lebensschützers Jürgen Liminski (1950–2021), mit dem auch (…) Ende der Textauszüge.

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