Bitte einsteigen, es geht ab in die Zukunft: In Paris hat Tesla sein Cybercab präsentiert. Wir stellen Ihnen das selbstfahrende E-Taxi vor – und beleuchten Risiken und Chancen. Der Journalist Ashlee Vance ist dem Tesla-Chef so nah gekommen wie kaum ein anderer. In seiner Biografie „Elon Musk“ entschlüsselt er das Geheimnis seines Erfolgs. Hier mehr erfahren.
Es war ein Paukenschlag, der die Technikwelt in Paris aufhorchen ließ: Auf der Messe VivaTech 2025 stellte Tesla sein lang erwartetes Robotaxi Cybercab vor – ein Fahrzeug, das die Zukunft der Mobilität neu definieren soll. Ohne Lenkrad, ohne Pedale, dafür mit einem futuristischen Design, das an Science-Fiction-Filme erinnert! Doch was macht diese Entwicklung so sensationell? Welche Technologie steckt dahinter? Und welche Chancen und Risiken birgt es?
Die Technik des Cybercabs
Das Cybercab ist kein gewöhnliches E-Auto – es ist ein rollendes Statement! Mit seinem kompakten, zweisitzigen Coupé-Design, das an eine Mischung aus Tesla Model 3 und Cybertruck erinnert, zieht das selbstfahrende E-Auto alle Blicke auf sich. Nach oben öffnende Flügeltüren, innovative Laserscheinwerfer, keine Heckscheibe kein Lenkrad, keine Pedale – stattdessen ein riesiger Bildschirm im Innenraum, über den die Fahrgäste per App ihr Ziel eingeben.
Das futuristische Äußere ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Die wahre Magie steckt in der Technologie: Das Cybercab setzt auf Teslas sogenannte Full-Self-Driving-Software, kurz FSD, die ausschließlich mit Kameras und Künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Waymo, die auf Lidar und Radar setzen, vertraut Tesla auf eine Art neuronales Netzwerk, das aus Millionen von Fahrten gelernt hat, die Umwelt allein mit Kameras zu interpretieren. Hinzu kommt eine bahnbrechende Innovation: kabelloses Laden durch induktive Technologie, was Ladeanschlüsse überflüssig macht.

Die bislang veröffentlichten technischen Details sind spärlich. Laut Tesla-Insidern soll das Cybercab eine Motorleistung von etwa 200 kW (272 PS) bieten, umgesetzt über einen kompakten Elektromotor mit Allradantrieb. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 130 km/h, optimiert für den Stadtverkehr und kurze Überlandstrecken, wo autonome Fahrzeuge ohnehin selten Höchstleistungen ausreizen.
Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schafft das Fahrzeug in geschätzten sechs Sekunden, was für ein Robotaxi sensationell ist! Das Leergewicht beträgt rund 1.500 Kilogramm, dank einer leichten Aluminium-Struktur, ähnlich wie beim Model Y. Die Batteriekapazität wird auf etwa 50 kWh geschätzt, was eine Reichweite von 300 Kilometern ermöglicht.
Tesla-Chef Elon Musk versprach einen Preis von unter 30.000 US-Dollar (circa 27.500 Euro), was das Cybercab in der Preisliga von Klein- und Kompaktwagen rangieren lässt. Die Produktion soll 2026 in der Tesla-Gigafactory in Austin, Texas, starten, wo bereits Model Y und der Cybertruck vom Band laufen. Die ersten Touren der selbstfahrenden Robotertaxis sollen in den USA jedoch schon am 22. Juni 2025 starten – allerdings mit einem anderen Modell.
Risiken des autonomen Fahrens
Das Cybercab ist für den vollautonomen Betrieb (Level 5) ausgelegt, was bedeutet: den Passagieren jegliche Eingriffsmöglichkeit genommen, egal unter welchen Bedingungen. Doch genau hier beginnen die Kontroversen. In der Praxis wiegt der Autopilot beispielsweise den Fahrer mit sauberer Spurführung in Sicherheit – um dann plötzlich auszusteigen. Oder auf gerader Straße eine Vollbremsung hinzulegen. Oder übersieht einen querenden Lastwagen. Es gibt mehrere Todesfälle, bei denen Teslas Autopilot eingeschaltet war.

Das betrifft allerdings auch andere Modelle: 2024 wurde in Tempe, Arizona, die damals 49-jährige Elaine Herzberg von einem Uber-Testwagen des Typs Volvo XC90 mit 70 Stundenkilometern überfahren und tödlich verletzt. Am Steuer: die angeblich unfehlbaren Sensoren und Algorithmen – und eine zur Überwachung im Vordersitz platzierte Person namens Rafaela Vazquez, die bereits einige Straftaten auf dem Kerbholz hatte.
Die Tragödie wirft die grundsätzliche Frage auf: Was passiert, wenn ein Fahrzeug keine Lenkfunktion mehr hat? Die Software muss in hundertstel Sekunden entscheiden: Überfährt es das Kind, das plötzlich zwischen anderen Autos auftaucht, oder steuert es in den Gegenverkehr? „Level 5 erfordert, dass das Fahrzeug in allen Szenarien autonom agiert. Ein einziger Fehler könnte katastrophale Folgen haben“, mahnt Mobilitätsexpertin Claudia Brühwiler von der ETH Zürich an.
Dazu kommt die regulatorische Hürde: In vielen Ländern, darunter Deutschland, sind die Genehmigungen für vollautonomes Fahren extrem streng. „Die Behörden verlangen lückenlose Sicherheitsnachweise, die Tesla bisher nicht liefern konnte“, kritisierte ein Sprecher des Kraftfahrt-Bundesamts im ZDF.
Ökonomisches Potenzial
Abgesehen von solchen prinzipiellen Erwägungen könnten sich für die Privatwirtschaft ganz neue Möglichkeiten ergeben. „Autos stehen durchschnittlich 158 von 168 Stunden pro Woche still. Robotaxis sind rund um die Uhr in Bewegung“, betont Mobilitätsforscher Andreas Herrmann von der Universität St. Gallen. Laut Herrmann könnten autonom fahrende Taxis die Anzahl benötigter Fahrzeuge in Städten um das Zehnfache reduzieren, Straßen entlasten und den urbanen Raum neu gestalten. Bedeutet: Weniger Staus, mehr freie Parkplätze, aber auch mehr Platz für Grünflächen.
Auch was Betriebs- und Lohnkosten betrifft, könnte das Tesla-Konzept für Beförderungsunternehmen interessant sein. „Das Fahrpersonal verursacht rund 50 Prozent der Kosten von Taxi- und Ride-Hailing-Diensten. Mit Robotaxis werden solche Angebote deutlich günstiger“, so Experte Herrmann. Tesla plant, den Cybercab in ein taxiähnliches Netzwerk à la Uber zu integrieren, bei dem Privatbesitzer ihre Fahrzeuge vermieten können, wenn sie sie nicht nutzen. Musk schätzt, dass ein privates Tesla-Robotaxi bis zu 30.000 US-Dollar pro Jahr einbringen könnte. „Ein Airbnb auf Rädern“, wie es der Wiener Standard treffend formuliert.
Technische Hürden und Skepsis
Doch so atemberaubend die Vision, so groß sind die Hürden. Kritiker wie Automobilwirtschaftsexperte Frank Schwope bezweifeln, dass Teslas rein kamerabasierter Ansatz für Level-5-Autonomie ausreicht. „Die Genehmigungen für echtes autonomes Fahren sind mit dem Cybercab kaum zu erreichen, solange Tesla nur auf Kameras setzt“, warnt er auf der Branchen-Website taxi-heute.de. Konkurrenten wie Waymo nutzen Lidar und Radar, um auch bei schlechten Wetterbedingen oder in unvorhersehbaren Situationen zuverlässig zu navigieren. Teslas KI könnte in durchaus gefährlichen Szenarien an ihre Grenzen stoßen.

Auch Musks Zeitplan sorgt für Stirnrunzeln. Bereits 2016 versprach er, dass Tesla „bald“ den Durchbruch beim autonomen Fahren schaffen werde. 2020 sollten laut Musk eine Million Robotaxis auf den Straßen sein – ein Ziel, das krachend verfehlt wurde. Nun plant Tesla den Start des Robotaxi-Dienstes am 22. Juni im texanischen Austin, doch zunächst mit einem seriennahen Model Y, nicht dem Cybercab. „Erneut liefert Elon Musk mehr Versprechen als Ergebnisse“, kritisiert Auto-Experte Schwope.
Hinzu kommen wirtschaftliche Turbulenzen: Tesla verlor 2025 eine Billion US-Dollar an Börsenwert, die Neuzulassungen von Musks E-Autos in Deutschland sanken im Januar um 77 Prozent. Interne Krisen verstärken den Druck: Der Rücktritt von Optimus-Projektleiter Milan Kovac und ein Datenskandal um einen ehemaligen Tesla-Ingenieur belasten das Unternehmen.
Innovation oder Luftschloss?
Das Cybercab könnte die Art, wie wir uns fortbewegen, grundlegend verändern. Städte könnten sich von der Parkplatznot befreien, Ride-Hailing-Diensten könnten durch günstigere, autonom fahrende Alternativen Konkurrenz gemacht werden, mit geringeren Kosten für die Kunden – so sehen es zumindest die Befürworter von Robotaxis. Der „Mobility Services Report 2024“ zeigt, dass Anbieter wie Uber profitabel sind – doch Teslas Einstieg könnte den Markt aufmischen.
Für die Wirtschaft bedeutet das Cybercab eine Chance, aber auch ein Risiko. Erfolg könnte Tesla aus der Absatzkrise katapultieren und Musks Vision eines echten Robotikunternehmens zementieren. Doch Misserfolg – etwa durch technische Pannen oder regulatorische Hürden – könnte den Börsenwert weiter drücken. „Das Cybercab ist Musks größtes Wagnis – ob es Teslas Zukunft sichert oder den Niedergang beschleunigt, bleibt abzuwarten“, resümiert das Portal wirfahren.de. Ob diesem Wagnis Erfolg beschieden sein wird oder ob sich die vermeintliche Innovation als Luftschloss entpuppt, wird die Zukunft zeigen.
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