Das bestgehütete Geheimnis der Bibel ist, dass Jesus Staatsfeind war. Nehmen wir nur die Zehn Gebote. Sie sind ein Manifest des Eigentumsschutzes und des Schutzes des Individuums.

    _ Von Oliver Janich

    Gebote fünf, sieben und acht: Du sollst nicht töten, stehlen und lügen (betrügen). In den Geboten neun und zehn wird sogar noch die Grundlage des Diebstahls, der Neid, verurteilt. Die Familie als wichtigster Sozialverband wird vom vierten Gebot geschützt – und von Staaten rund um die Welt zerstört.

    _ Oliver Janich, lange Jahre Autor bei «Focus Money» und wegen seiner Recherchen zu 9/11 in Ungnade gefallen, lebt heute auf den Philippinen und hat eine große Fangemeinde in den digitalen Netzwerken. Sein Buch «Die Vereinigten Staaten von Europa» ist auf compact-shop.de bestellbar.

    Nirgends steht, dass es einer Gruppe von Menschen, die sich Politiker, Abgeordnete, Präsidenten oder Könige nennen, erlaubt ist zu stehlen. Nun könnten Skeptiker einwenden, das wäre damals als selbstverständlich angesehen worden. Meiner Meinung nach ist es ein putziger Gedanke, dass Gott oder ein weises Individuum, das diese seit Tausenden von Jahren bekannten Regeln geschrieben hat, vergessen habe zu erwähnen, dass es unterschiedliche Klassen von Menschen gibt. Aber die Bibel wird noch viel deutlicher.

    Bei der Versuchung Jesu in der Wüste bietet Satan alle Weltreiche an – ein klarer Hinweis darauf, dass der Teufel alle Staaten beherrscht. Christus lehnt ab, weil er nicht herrschen will; dies sei nicht Gottes Wille. Was Gottes Wille ist, wird im ersten Buch Samuel, achtes Kapitel, überdeutlich.

    Der Prophet berichtet von seinem Gespräch mit Ihm und warnt das Volk davor, sich einen Herrscher zu wählen: «Vom Ertrag Eurer Äcker und Weinberge zieht er ein Zehntel als Steuern ein, um damit seine Hofleute und Beamten zu bezahlen. Eure Knechte und Mägde wird er übernehmen, die kräftigsten und besten jungen Männer müssen ihm dienen.»

    Und weiter: «Auch Eure Lasttiere wird er benutzen. Er verlangt von Euch ein Zehntel Eurer Schafe und Ziegen, und Ihr alle seid seine Untertanen und müsst ihm gehorchen. Dann werdet Ihr bereuen, dass Ihr Euch je einen König gewünscht habt. Doch wenn Ihr dann zum Herrn um Hilfe schreit, wird er Euch keine Antwort geben.» Gott waren also schon zehn Prozent Steuern zu viel – weil sie gegen das siebte Gebot verstoßen –, und heute zieht der deutsche Staat über alle Abgaben sogar mehr als 70 Prozent ein.

    Demokratiekritik

    Schon diese Passage enthält eine deutliche Demokratiekritik, weil das Volk, indem es einen Herrscher wählt, Gottes Wille missachtet. Nirgends aber wird die Ablehnung von Staat und Mehrheitsentscheidungen so klar wie bei der Kreuzigung Jesu: Pontius Pilatus ließ die Bürger darüber abstimmen, ob der Verbrecher Barabbas oder Jesus hingerichtet werden soll. Das Volk entschied sich in einem demokratischen Votum mit großer Mehrheit für die Kreuzigung des Sohnes Gottes! Kann Kritik noch deutlicher formuliert werden?

    Christen wurden nach dem Golgatha-Tod von Jesu überall vom Staat verfolgt und in vielen Fällen getötet. Der Gedanke, dass ihre Religion staatliche Herrschaft legitimiert, ist also geradezu lachhaft. Aber was ist mit den Stellen im Neuen und Alten Testament, die den Staat scheinbar rechtfertigen? Nun, dazu muss man nur wissen, dass es die Amtskirchen waren, die die Bibeltexte ausgewählt, übersetzt und interpretiert haben. In meinem nächsten Buch werde ich ausführlich auf diese Zitate eingehen.


    Der EU-Superstaat gilt als Vorbild für eine Neue Weltordnung, in der nicht mehr der Einzelne über sein Schicksal entscheidet, sondern jeder Lebensbereich von anderen bis in Kleinste geregelt ist. Das Buch unseres Autors können Sie hier oder per Klick auf das Banner oben bestellen.

    Auf den Einwand, wieso denn die einen Stellen authentisch sein sollten und die anderen nicht, gibt es eine einfache Antwort: Die Amtskirchen hatten und haben ein Motiv, Passagen, die den Staat zu legitimieren scheinen, zu erfinden. Warum aber hätten sie gegenteilige Aussagen konstruieren sollen?

    Eines steht fest: Der Wortlaut der Zehn Gebote wird von niemandem angezweifelt. Dort heißt es, Du sollst nicht stehlen. Dieses Gebot kann nicht durch Mehrheitsentscheidung aufgehoben werden, denn wenn zwei Räuber beschließen, ein Opfer auszurauben, sind sie auch in der Mehrheit. Das ist reine Logik. Im Anfang war das Wort, heißt es in der deutschen Bibelübersetzung. Im Altgriechischen steht dafür das Wort Logos.

    Kommentare sind deaktiviert.