Die demokratischen Institutionen in Deutschland werden immer weiter ausgehöhlt und teilweise bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ist bald Sense mit der Demokratie – oder gibt es noch Hoffnung auf eine Wende? Der Publizist Baal Müller beantwortet diese Fragen in seinem neuen Werk Die Selbstzerstörung der Demokratie, das Sie hier bestellen können.

    _ von Rudolf Seitner

    Der Schriftsteller und Journalist Baal Müller gehört sicher zu den interessantesten Köpfen der nonkonformen Szene in Deutschland. Hatte er sich in seinem Frühwerk mit sehr spezifischen Fragen zu den Kosmikern Ludwig Klages und Alfred Schuler befasst und anschließend mit einer Neufassung des Nibelungenliedes sowie einem Band vom wendischen Heidentum inspirierter Dichtkunst literarisches Terrain erobert, wendet er sich in seinem neuesten Werk Die Selbstzerstörung der Demokratie – Deutschland am Abgrund der Politik zu.

    Keine Volksherrschaft ohne Volk

    Baal Müller plädiert für eine demokratische Wende. Foto: Privat

    Man braucht sich bei Müller allerdings keine Sorge machen, dass er sich damit verhebt, denn auch dieses Feld beackert er gewohnt geistreich und in gut lesbarem Deutsch. Dabei spannt er einen weiten Bogen vom Ursprung und Wesen der Demokratie über deren im Parlamentarismus verkörperte Zweckehe mit dem bürgerlichen Liberalismus und die in den gleichen Zeitraum fallende Frage der politischen Selbstfindung der Deutschen als Nation bis zu dem wesentlich durch Krieg, Besatzung, alliierte Umerziehung und freudomarxistische Subversion der Frankfurter Schule und der 68er bewirkten Verlust der Mitte sowie den sich daraus ergebenden Problemen der Gegenwart.

    Als besonders anregend empfand der Rezensent die Ausführungen zur Entstehung und Theorie der verschiedenen Staatsformen und die entsprechende Einordnung der Demokratie. Dabei wird insbesondere der identitäre Kern der Demokratie herausgestellt: Eine näherungsweise Übereinstimmung von Herrschern und Beherrschten, wie sie diese Regierungsform kennzeichnet, bedarf der gemeinsamen Werte, Kultur und Sprache. Bei zu großer Heterogenität der Beherrschten verschwindet die Möglichkeit der demokratischen Staatsform. Kurz: keine Volksherrschaft ohne Volk.

    Demokratie und Liberalismus

    Spannend ist in Die Selbstzerstörung der Demokratie auch die Betrachtung des Verhältnisses zwischen Demokratie und Liberalismus. Wir sind gewohnt, die Synthese dieser beiden als natürlich und selbstverständlich zu erachten. Baal Müller führt aus, dass dies keineswegs der Fall sein muss, dass diese Verbindung zwar klare Vorteile hat, jedoch zahlreicher Kompromisse bedarf. Die grundsätzliche Frage ist hierbei, wie sich vom Volk als Ganzen und seinem Überleben und vom Individuum und seinen Rechten ausgehende Vorstellungen vereinbaren lassen.

    Die Proklamierung des deutschen Kaiserreiches, Gemälde von Anton von Werner, CC0.

    Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen geht es in einem Parforceritt durch die jüngere Geschichte der Deutschen, wobei der Autor in seine Betrachtungen stets das identitäre Selbstverständnis und die jeweilige Gestaltung von Staat und Gesellschaft einbezieht. Die rückblickend überraschend freiheitliche Gesellschaft des Kaiserreichs, das Problem der alliierten Aufsicht über die Weimarer Republik und die demokratietheoretische Einordnung der nationalsozialistischen Herrschaft werden beleuchtet, wobei es Müller immer wieder gelingt, ungewohnte, aber nachvollziehbare Gesichtspunkte aufzuzeigen.

    Umerziehung, 68er und EU

    Ausführlich betrachtet wird auch die Gesellschaftsordnung der Nachkriegszeit – mit dem Schwerpunkt auf Westdeutschland. Wieder erwies sich die Kontrolle durch Fremdmächte als grundsätzliches Problem, zumal nun noch die durch die alliierte Umerziehung bewusst verstärkte dauerhafte Identitätskrise hinzukam. Auch die Rolle der 68er und ihr erfolgreicher Marsch durch die Institutionen wird thematisiert.

    Aufgewachsen im DDR-Sozialismus. Ihre Kindheit verbrachte Angela Kasner im brandenburgischen Templin, zum Studium ging sie nach Leipzig. Foto: picture-alliance/ dpa/ Montage COMPACT

    Nach der Frage der glücklichen und doch durch Maastricht, Euro und so weiter vergifteten Wiedervereinigung geht es in Die Selbstzerstörung der Demokratie zu Ursprung und Wirkung der Ideologie der politischen Korrektheit und der Rolle der amtierenden Kanzlerin bei der Zerstörung von Volk und Volksherrschaft. Merkels Politik wurde freilich bereits bis zum Erbrechen thematisiert; was Müllers Ausführungen dennoch interessant macht, ist die Ausleuchtung ihrer ideologischen Hintergründe. So kann man durchaus zum Schluss kommen, dass es sich nicht nur um ein uninspiriertes Zertrümmern handelt, sondern die Kanzlerin trotz ihrer biederen Erscheinung über eine gefestigte kulturmarxistische Weltsicht verfügt.

    Reformierbarkeit der Republik

    Sukzessive hat sie, wie Müller aufzeigt, in ihrer bürgerlichen Maskerade linksextreme Positionen in den Mainstream gebracht. Massenabtreibungen und Masseneinwanderung, weitgehende Angleichung der früher differenzierten Parteien und Medien, Deindustrialisierung, Erosion der Gewaltenteilung und zunehmende Gängelung des Bürgers sind hier die zentralen Themen.


    Zum Ende stellt Müller in Die Selbstzerstörung der Demokratie die Frage nach der Reformierbarkeit der bundesrepublikanischen Gesellschaft – und diskutiert, inwieweit die Demokratie als Volksherrschaft überhaupt noch zu retten sei. Ohne eine Rückbesinnung auf das Eigene sieht Müller hier keine Hoffnung.

    Die multikulturelle Utopie wird grausam scheitern, der Globalismus kann nur zerstören, aber nicht bewahren oder gar schaffen. Letztlich bleibt es jedem Einzelnen überlassen, Würde und Charakter zu beweisen. Aber wenn diese würdigen Einzelnen angesichts des Niedergangs zusammenstehen und den Gedanken eines besseren Deutschlands pflegen, kann zumindest der Geist, der Deutschland einst zu einer großen Kulturnation gemacht hat, überleben.

    Das Buch Die Selbstzerstörung der Demokratie – Deutschland am Abgrund von Baal Müller  (496 Seiten, 24,95 Euro) ist in unserem Online-Shop erhältlich. Zur Bestellung geht es hier oder durch einen Klick auf das obige Banner.

    _ Rudolf Seitner ist freier Journalist und Musiker und lebt in Berlin. Für COMPACT 5/2018 schrieb er eine Reisereportage aus Vietnam.

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