So plötzlich, wie der neue Krieg im Nahen Osten begonnen hatte, so plötzlich endete er auch: Nur wenige Stunden nach dem US-Angriff auf drei iranische Atomanlagen verkündete Präsident Donald Trump eine Waffenruhe. Die führenden Köpfe der MAGA-Bewegung bleiben kritisch. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in unserer Juli-Ausgabe mit dem Titelthema „Der Brandstifter – Wie Netanjahu die Welt anzündet“. Klare Analysen und knallharte Fakten auf 64 Seiten. Hier mehr erfahren.
In den frühen Morgenstunden des 22. Juni (unserer Zeit) führten US-Streitkräfte im Rahmen der Operation Midnight Hammer Luftschläge auf die iranischen Atomanlagen in Fordo, Natanz und Isfahan durch. Dabei kamen sechs in Missouri gestartete Northrop B-2-Bomber mit zwölf 13,6-Tonnen-Bunkerbrechbomben vom Typ GBU-57 in Fordo zum Einsatz. Zudem seien nach Angaben eines Militärsprechers 30 Tomahawk-Marschflugkörper von U-Booten auf Natanz und Isfahan abgefeuert worden.
Wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte, waren an dem koordinierten Angriff insgesamt 125 Luftfahrzeuge beteiligt, darunter sieben B-2-Bomber, mehrere Tankflugzeuge sowie Aufklärungs- und Unterstützungsmaschinen.

Die Hauptformation der Northrop-Bomber startete gegen Mitternacht (Ortszeit) von der Whiteman Air Force Base in Missouri und legte unter weitgehender Funkstille eine Flugstrecke von insgesamt etwa 37 Stunden zurück. Zum Schein absolvierte eine separate Gruppe von B-2-Bombern ein Ablenkungsmanöver über dem Pazifik. Die angegebene Angriffsroute führte über Gibraltar, das östliche Mittelmeer sowie israelischen, jordanischen und irakischen Luftraum in den Iran.
Blitzkrieg und Friedensabkommen
Bereits am darauffolgenden Tag erklärte das Pentagon den Einsatz für beendet. Ein Vergeltungsangriff des Iran fiel schwach aus, man informierte die gegnerische Seite sogar rechtzeitig davor über Kanäle in Oman. Ein Signal Teherans zur sofortigen Deeskalation, für das sich Trump via Truth Social sogar beim Iran bedankte.
Auffällig: Kurz zuvor war Irans Außenminister Abbas Araghtschi nach Moskau gereist. Beobachter gehen davon aus, dass Putin im Vorweg von den USA über ihren Angriff informiert war. Wiederholt hatte der US-Präsident seinen russischen Amtskollegen als Vermittler in dem Konflikt ins Spiel gebracht.

Am 24. Juni gegen Mitternacht gab Trump dann bekannt, dass sich der Iran und Israel auf einen Waffenstillstand geeinigt hätten, der am Morgen (um etwa sechs Uhr MESZ) in Kraft treten werde. Irans Außenminister Abbas Araghtschi widersprach zunächst, erklärte dann jedoch, man sei für eine Waffenruhe bereit, falls Israel seine Kampfhandlungen bis vier Uhr iranischer Zeit einstelle.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte, man habe den Vorschlag angenommen, da alle Ziele erreicht worden seien. Doch die Waffenruhe schien nicht zu halten, denn auch nach sechs Uhr kam es kurzzeitig wieder zu gegenseitigen Beschüssen. Trump schrieb daraufhin auf Truth Social schrieb in großen Lettern:
„Israel. Werft diese Bomben nicht ab. Wenn ihr es tut, ist das ein schwerwiegender Verstoß. Bringt eure Piloten jetzt nach Hause!“
Wenig später verkündete er auf seiner Plattform:
„Israel wird den Iran nicht angreifen. Alle Flugzeuge werden umkehren und nach Hause fliegen, während sie aus dem Cockpit einen freundlichen Gruß an den Iran richten. Niemand wird verletzt, die Waffenruhe ist in Kraft!“
Tatsächlich wurde die Waffenruhe danach eingehalten. Gegenüber der Presse zeigte sich Trump kurz vor seiner Abreise zum NATO-Gipfel in Den Haag weiter ungehalten und übte erneut scharfe Kritik am Verhalten der israelischen Seite. Der US-Präsident wörtlich:
„Israel hat, sofort, nachdem wir die Vereinbarung getroffen hatten, eine Menge Bomben abgeworfen, wie ich sie noch nie gesehen habe. (…) Ich bin nicht zufrieden mit Israel. Wenn ich sage: ‚Okay, jetzt habt ihr 12 Stunden‘, könnt ihr nicht schon in der ersten Stunde losgehen und alles abwerfen, was ihr habt. Also bin ich nicht zufrieden mit ihnen; ich bin auch nicht zufrieden mit dem Iran. Aber ich bin wirklich unzufrieden, wenn Israel heute Morgen loszieht, weil eine Rakete, die nicht eingeschlagen ist, vielleicht aus Versehen abgefeuert wurde und nicht getroffen hat. (…) Wisst ihr was? Wir haben im Grunde zwei Länder, die so lange und so hart gekämpft haben, dass sie nicht mehr wissen, was zum Teufel sie tun {im O-Ton: ‚.. that they don’t know what the fuck they’re doing‘}. Versteht ihr das?“
Seitdem hält die Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran. Heute haben sogar schon die Gespräche des US-Sondergesandten Steve Witkoff mit dem Iran über ein dauerhaftes Friedensabkommen begonnen. Das Treffen verlaufe vielversprechend, so Witkoff gegenüber dem Sender Fox News. Das Abkommen sehe ein ziviles Atomprogramm ohne Anreicherung von Uran vor. Trump betonte zugleich, dass die USA keinen „Regime Change“ im Iran anstrebten – woraufhin ihn der Sohn des letzten persischen Schahs, der ebenfalls Reza Pahlevi heißt, auf Instagram entfreundete …
Beruhigungspille, Ablenkung, „Täuschungsschlag“?
Im Internet tobt nun ein Meinungskampf über die Bewertung des US-Angriffs. Manche meinen, Trump und sein Vizepräsident J. D. Vance seien bis zuletzt unwillig gewesen, in den Konflikt zwischen Israel und dem Iran einzugreifen. Man habe sich letztendlich für die „harmloseste“ Variante entschieden, um die Falken in Washington und Tel Aviv zufrieden- beziehungsweise ruhigzustellen.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Vance in einem Telefonat mit israelischen Politikern eine direkte US-Beteiligung im Iran abgelehnt habe. Ein Beitrag von The Atlantic deutet an, dass Trump unter Druck von pro-israelischen Politikern im Kongress stand, die eine harte Linie gegen den Iran forderten. Die Entscheidung für eine begrenzte militärische Aktion könne demnach als Kompromiss gewertet werden, um diesen Druck zu mildern, ohne einen umfassenden Krieg zu riskieren.
Manche vergleichen den Iran-Schlag auch mit den US-Angriffen auf al-Schairat: In der Nacht vom 6. auf den 7. April 2017 befahl Trump den Abschuss von fast 60 Tomahawk-Marschflugkörpern auf syrische Stellungen. Die Wirkung dieses Angriffs blieb überschaubar. Unser Autor Benedikt Kaiser schreibt dazu in der COMPACT-Spezial-Ausgabe über Trump:
„Zwei Lesarten schälten sich dabei heraus: Ein Teil deutete den Vorfall pessimistisch. Der militärisch-industrielle Komplex könnte sich durchgesetzt haben; man habe durch Lügen die Eskalation herbeigeführt. (…) Der größere Teil der (…) Trump-Anhängerschaft interpretierte den Raketenangriff optimistischer: Der Präsident habe dies nur ‚geschehen lassen‘, um bei den Falken in Militär und Politik das Argument zu nehmen, seine Nahost-Politik sei ‚zu schwach‘. Er habe gewissermaßen getrickst: Mit dem – vergleichsweise moderaten – Schlag in Syrien habe er nur die Medien und Politiker beruhigen wollen, die an Assads Giftgasschuld glaubten. Zugleich habe sich Trump aber Bewegungsspielraum verschafft, weil er ja etwas getan hatte und nun – nach gezeigter Stärke – mit den Russen (als der Schutzmacht Syriens) in Verhandlungen treten konnte, was dann auf dem G20-Gipfel in Hamburg am 7. und 8. Juli 2017 tatsächlich der Fall war.“
Der frühere US-Offizier und UN-Waffeninspekteur Scott Ritter, der für einen Ausgleich mit Russland wirbt und als scharfer Kritiker der israelischen Regierung um Netanjahu bekannt ist, behauptete in einem Video sogar, dass es sich bei dem aktuellen US-Angriff gegen den Iran um einen „Täuschungsschlag“ gehandelt habe, um außen- wie innenpolitische Spannungen zu entschärfen. Diese Ansicht teilt inzwischen auch der republikanische Politiker Matt Gaetz, der ursprünglich das US-Justizministerium übernehmen sollte. Gaetz hatte sich zuvor vehement gegen eine US-Intervention im Iran ausgesprochen.
MAGA-Köpfe bleiben kritisch
Doch wie sehen Trumps größte Unterstützer aus der MAGA-Bewegung („Make America Great Again“) die Sache? Sie hatten sich vehement gegen eine militärische Beteiligung der Vereinigten Staaten im Krieg gegen den Iran gewandt. Der bekannte konservative TV-Moderator Tucker Carlson zeigte sich nach Verkündung der Waffenruhe am 24. Juni erleichtert und postete auf X „Thank God“. Später twitterte er:
„Gott sei Dank hat Trump eine Waffenruhe vermittelt. Das war das Letzte, was Mark Levin {ein bekannter Kriegstreiber, der eine Sendung auf Fox News hat} wollte.“
Trumps früherer Chefstratege Steve Bannon bleibt kritisch. Am 24. Juni äußerte er in seinem Podcast War Room seine Missbilligung gegenüber einem möglichen Regimewechsel in Teheran und betonte, dass sich die USA aus ausländischen Konflikten heraushalten sollten.
Truther-Ikone Alex Jones berichtete in seiner X-Show Info Wars ausführlich über die Ereignisse nach der Waffenruhe. In mehreren X-Posts am 24. und 25. Juni 2025 fokussierte er sich auf Trumps Verärgerung über Israels anfängliche Verletzung des Waffenstillstandes. Am 24. Juni postete er wohlwollend:
„Trump platzt der Kragen wegen Israel. Er sagt, er sei sehr wütend und lehnt Netanjahus Forderung nach einem Regimewechsel öffentlich ab.“
Die konservative Kommentatorin Candace Owens blieb auch nach der Waffenruhe kritisch. In einem Interview mit Piers Morgan am 24. Juni äußerte sie ihre Enttäuschung und sagte:
„Das ist nicht der Kandidat, den ich gewählt habe.“
Marjorie Taylor-Greene, eine enge Verbündete von Trump im US-Repräsentantenhaus, kritisierte die US-Attacke auf Iran scharf und warnte davor, dass dies die MAGA-Bewegung spalten könnte. Gegenüber USA Today bezeichnete sie den Angriff am 24. Juni als „Verschwendung“ und warf dem Präsidenten vor, seine Wähler zu getäuscht zu haben. Auf X postete sie:
„Das einzige Nation Building, das passieren sollte, hat in den Vereinigten Staaten von Amerika stattzufinden. Der Einzige, dem ich mein absolutes Vertrauen, meinen Glauben und meine Loyalität schenke, ist Gott.“
Die MAGA-Bewegung zeigt sich insgesamt gespalten in dieser Frage. Einige Unterstützer wie Laura Loomer befürworten die militärische Intervention im Iran, während andere, wie die oben genannten, der Sache weiterhin skeptisch gegenüberstehen, insbesondere hinsichtlich der Rolle Israels und der möglicherweise langfristigen Implikationen.
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