Heute vor 500 Jahren soll Martin Luther sein berühmtes Zitat „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ vor dem Reichstag in Worms gesprochen haben. Ein historischer Moment: Luthers Standhaftigkeit vor dem Kaiser verlieh der Reformation einen großen Schub. Es folgen Auszüge aus COMPACT-Geschichte Schicksalstage der Deutschen.

    Brodelnd und aufgeregt war die Atmosphäre an jenem Apriltag 1521. Durch die engen Straßen der Stadt Worms schritt ein hagerer Geistlicher im Mönchsgewand, der seine Thesen vor den höchsten Würdenträgern des Reiches verteidigen sollte, sich rechtfertigen vor Kaiser, Fürsten und Kardinälen. Viele nahmen an, diesem tollkühnen Mann namens Martin Luther drohe letztlich der Tod auf dem Scheiterhaufen. In einer Gasse nahe dem Sitzungssaal im bischöflichen Palast näherte sich ein hünenhafter Krieger, klopfte Luther auf die Schulter und sagte: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, dergleichen ich und meine Obristen auch in der allergefährlichsten Schlacht nicht getan haben. Bist du aber rechter Meinung und deiner Sache gewiss, so fahre in Gottes Namen fort und sei getrost.“

    „Papst ist der Apostel des Teufels“

    Dieser Trost des Tiroler Feldhauptmanns Georg von Frundsberg, einem der größten Feldherren seiner Zeit, schien bitter nötig. Nach seinem berühmten Thesenanschlag zu Wittenberg 1517 hatte Luther sich vom gemäßigten Reformer zum Radikalen gewandelt. Seine Angriffe auf die römische Papstkirche gerieten immer heftiger. Kurz vor dem entscheidenden Termin in Worms ließ er verlauten: „Früher habe ich gesagt: Der Papst ist Christi Stellvertreter, jetzt widerrufe ich und sage: Der Papst ist Christi Feind und der Apostel des Teufels.“

    Es sind starke, ja skandalöse Worte, von denen Luther auch vor dem Reichstag zu Worms nicht ablässt. Der legendäre Ausruf vom 26. April 1521: „Hier stehe ich und kann nicht anders. Gott helfe mir!“ ist eine populäre Zusammenfassung seiner Haltung. Ein Augenzeuge, der römische Kardinal Hieronymus Aleander, berichtet von Luthers endgültigen Worten: „Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ Nichts wird er zurücknehmen. „Es sei denn, dass ich durch Zeugnisse der Heiligen Schrift oder durch helle Gründe überwunden werde – denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, derweil am Tag liegt, dass sie öfters geirrt haben und sich selbst widersprochen.“

    Der loyale Fuchs

    Nach Ende des Reichstages scheint der Theologieprofessor aus Wittenberg an der Elbe seines Lebens nicht mehr sicher. Schon vom kirchlichen Bannfluch ereilt, droht ihm nun auch noch die weltliche Ächtung. Und das war eminent gefährlich, denn der Geächtete galt als Feind des gesamten Volkes. Niemand durfte ihn speisen oder beherbergen. Jedermann konnte ihn ohne Strafe ermorden.

    Sein Vermögen fiel dem Geschädigten oder dem Kaiser zu. Die weltliche Acht oder Ächtung galt lebenslänglich und war unlösbar. Juristisch schien die Angelegenheit ganz klar: Luther galt als halsstarriger und überführter Ketzer. Demzufolge hatte auf den kirchlichen Bann die kaiserliche Acht zu folgen. Das dauerte dann aus formalen Gründen zwar noch bis zum 26. Mai; doch schon vier Tage später flammte auf dem Marktplatz in Worms ein Scheiterhaufen, der die Bücher des gebannten und geächteten Luther verschlang – zum Zeichen, dass es mit dem kaiserlichen Erlass gegen ihn bitterernst sei. Luther und seine Anhänger waren vogelfrei.

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