Am vergangen Sonnabend wurde am historischen Heimkehrer-Denkmal in Friedland der Opfer von Flucht und Vertreibung gedacht. Linke Gegendemonstranten störten die Veranstaltung. In COMPACT-Geschichte Verbrechen an Deutschen erinnern wir an die Schandtaten, die unser Volk im Zuge der Kriege erlitten hat. Hier mehr erfahren.

    „Völker, entsaget dem Hass, versöhnt Euch, dienet dem Frieden – baut Brücken zueinander.“ Vor dem Heimkehrer-Denkmal auf dem Hagenberg in Friedland hat sich eine kleine Schar größtenteils älterer Leute versammelt. Es ist der 28. August – und wie schon im vergangenen Jahr findet hier ein Gedenken der Vereinigung Aufbruch Heimat für deutsche Kriegsgefangene und Vertriebene statt.

    Doch noch vor Beginn der Veranstaltung hört man lautes Gebrüll. „Alerta, alerta, Antifascista!“, schreien Linksextremisten durch eine Hecke, die ihnen sowohl die Sicht als auch den Zugang zu der Kundgebung am Denkmal verwehren. Kaum betritt man den Platz vor dem Mahnmal oben auf dem Berg, gerät man auch schon ins Visier eines Antifa-Fotografen.

    Die Maske bis zu den Augen gezogen, schießt er von jedem Ankommenden detaillierte Fotos, um sie kurz darauf im Netz zu veröffentlichen. Doch die Gäste nehmen unbeirrt auf den Bänken vor dem Denkmal Platz, die Einschüchterungsversuche gehören für sie vermutlich schon zur Routine.

    Ansprache von Johann Thießen vom Verein Die Russlanddeutschen Konservativen. Foto: Sophia Fuchs

    Als Johann Thießen von dem Verein Die Russlanddeutschen Konservativen das Gedenken eröffnet, steigt die Lautstärke des hasserfüllten Geschreies aufseiten der Antifa drastisch an. Zur Gegendemonstration aufgerufen hatten sowohl die Friedländer Grünen als auch das Göttinger Bündnis gegen Rechts.

    Über 100 Leute sind diesem Aufruf gefolgt, um das friedliche Gedenken an die Heimkehrer und Vertriebenen mit lautem Sirenengeheul und schrillen Tönen zu stören. Zuvor hatten die örtlichen Freien Wähler und der grüne Ortsverband sogar gefordert, die Veranstaltung zu verbieten.

    Bewegende Schicksale

    Bei der Gedenkveranstaltung tritt eine ältere Dame vor die versammelte kleine Schar. „Hier, in diesem Grenzdurchgangslager haben sich Familien zum ersten Mal nach Jahren der Trennung wieder in den Armen gelegen“, beginnt sie mit zittriger Stimme ihre Rede.

    Kranz am Heimkehrer-Denkmal. Foto: Sophia Fuchs

    Aber es habe auch andere Schicksale gegeben, fährt sie fort: Manche Männer hätten sich erhängt, weil ihre Frauen und Kinder nicht kamen. Schrecklich viele solcher Fälle seien vorgekommen. Die Frau lässt ihren Blick durch die Menge schweifen und schaut in betroffene Gesichter. Dann erzählt sie von einer jungen Mutter, die den Bombenterror auf Dresden 1945 knapp überlebte – ihren dreijährigen Sohn verlor sie jedoch in dieser Nacht.

    Als die Dame das Rednerpult verlässt, sind die Blicke der Zuhörer gesenkt. Viele von ihnen haben Ähnliches erlebt. Sie kennen das Leid, haben selbst Angehörige im Krieg verloren, mussten ihre Heimat im Osten verlassen und Todesmärsche gen Westen antreten. Im Hintergrund tobt die Antifa weiter, brüllt ihre Parolen gegen „Hass“. Aber – welcher Hass?

    Geschändetes Denkmal

    „Unsere Heimat“, lautet das Gedicht von Frau W., einer anderen alten Dame. Sehnsucht liegt in ihrer Stimme. Ihre Verse erzählen das Schicksal von Millionen von Deutschen, vertrieben aus einstigen Provinzen des Deutschen Reiches, in denen heute eine andere Sprache gesprochen wird.

    Nach einem Vortrag von Johann Theißen über die Vertreibung der Wolgadeutschen wird eine Schweigeminute eingelegt. Ehrfürchtig stehen die Menschen vor dem Denkmal, die Gesichter voll Trauer und Schmerz. Plötzlich wirkt das wilde Getose hinter der Hecke wie gedämpft, Stille scheint sich über den Platz zu legen. Nach der Minute des Schweigens wird das Lied der Deutschen angestimmt.

    Dunkle Wolken steigen über dem Heimkehrer-Denkmal auf. Schweigend stellen sich die Teilnehmer unter Musikbegleitung vor dem Monument auf. Ehrfurchtsvoll werden zwei Kränze niedergelegt. Danach ist die Veranstaltung beendet. Der Himmel beginnt zu weinen.

    Das Denkmal der Künstler Martin Bauer und Hans Wachter wurde 1966/67 auf dem Hagenberg oberhalb von Friedland errichtet. Foto: Sophia Fuchs

    Beim Abschied werden Taschentücher gezückt und letzte Worte ausgetauscht. „Diese Schändung des Denkmals ist unfassbar, letztes Jahr war das noch nicht“, empört sich ein älterer Herr. Und tatsächlich: „Kein Platz für Nazis!“, steht in roter Farbe auf einem der Steine. Auf einem weiteren springt einem der Satz „Kein Vergeben, kein Vergessen“ ins Auge. Doch dieser Aufruf gilt nicht den über 10 Millionen deutschen Kriegsgefangenen. Das verrät das „Fck Nazis“ unter dem Satz.

    Auffanglager für Afghanen

    Auch 76 Jahre nach Kriegsende dient Friedland noch als Erstaufnahmeeinrichtung – allerdings nicht für Deutsche. In der Gemeinde in Niedersachsen kommen die sogenannten Ortskräfte aus Afghanistan an, nachdem die Flugzeuge in Hannover gelandet sind. Dann werden sie zunächst in Friedland untergebracht und von dort in die umliegenden Kommunen verteilt.

    Dass der Ort nun zum Auffanglager für Afghanen wird, stößt auf Unmut, „Friedland nahm sich als Camp von Deutschen für Deutsche wahr“, so die Leiterin des örtlichen Museums, Anna Haut, gegenüber dem Wiener Standard.

    1967 wurden die letzten deutschen Heimkehrer nach Friedland gebracht. Seitdem hat sich in der kleinen Gemeinde viel verändert. Geblieben ist die Erinnerung an das Leid der Vertriebenen und Kriegsgefangenen. Menschen wie Johann Theißen oder auch Wolfram Schiedewitz von der Gedächtnisstätte in Guthmannshausen, die im April 2021 in Brand gesetzt wurde, setzen sich dafür ein, dass dieses Erinnern noch möglich ist. In einem Jahr werden sie wieder in Friedland stehen und der Heimkehrer gedenken.


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