Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte: Im ersten Kriegswinter 1914 verbrüderten sich deutsche und britische Soldaten in den Schützengräben. Die Reaktion ihrer Offiziere war überraschend. Ein Auszug aus unserer Januar-Ausgabe mit dem Titelthema «Krieg oder Frieden». Hier mehr erfahren.

    _ von Werner Bräuninger

    Westfront, Dezember 1914: Entgegen der Hoffnung der deutschen Soldaten auf «Weihnachten zu Hause!» war die Kriegslage ziemlich ernüchternd, denn man hatte kaum neue Geländegewinne zu verzeichnen und war zum nervenzermürbenden Stellungskampf übergegangen. Die Kälte, das Vegetieren in den feuchten Schützengräben, umgeben von Ratten und Fliegen, sowie die Sehnsucht nach ihren Lieben machten allen das Leben schwer. (…)

    Good friends at Christmas – der Alemanne gibt seinem englischen Kameraden Feuer. Foto: World History Archive

    Ein Lied bricht den Bann

    An Heiligabend 1914 und an den folgenden Tagen ereignete sich dann allerdings eine etwas andere Weihnachtsgeschichte. Überraschend nämlich kam es damals an einigen Abschnitten der Westfront, in Flandern vor allem, zu einem spontanen Weihnachtsfrieden zwischen Deutschen und Engländern, wovon etliche Zeitzeugenberichte, Feldpostbriefe und Fotografien künden. Ausgangspunkte waren offensichtlich die Frontabschnitte nahe der Stadt Ypern.

    Dort kauerten die gegnerischen Soldaten oft nur 50 Meter voneinander entfernt in ihren nasskalten Stellungen, so nahe also, dass sie Sprechkontakt miteinander aufnehmen konnten.

    Am Morgen des 24. Dezember riefen einige beherzte deutsche Landser ihren Gegnern zu, dass sie ihre Gefallenen bergen wollten und man daher nicht auf sie schießen solle. Als sie sich daraufhin unbewaffnet ins Niemandsland begaben, riefen sie fortwährend zu ihrer Sicherheit noch «Kameraden, nicht schießen, nicht schießen!» Die Engländer hielten sich daran.

    Nachdem die Deutschen in ihre Stellungen zurückgekehrt waren, stellten sie als Zeichen des Dankes und gut sichtbar Kerzen auf den Grabenrand und begannen das alte und wohl innigste deutsche Weihnachtslied «Stille Nacht, heilige Nacht» zu singen. Nach einiger Zeit stimmten die zunächst noch misstrauischen Tommys mit «Silent night, holy night» in den Gesang ein, gingen zögerlich auf die deutschen Linien zu und trafen schließlich in der Mitte des Niemandslandes mit ihren Feinden zusammen. (…)

    Ein echtes Freundschaftsspiel

    Irgendwo an der Front wurde von den deutschen Soldaten sogar ein Fass Bier ins Niemandsland gerollt; die Engländer revanchierten sich mit Christmas Puddings. An manchen Frontabschnitten trug man selbst Fußballspiele aus, wovon eines – Leipzig gegen Glasgow – 3:2 für die «Fritzen» ausging. Nahe des Dorfes Fromelles, westlich von Lille und etwa 30 Kilometer südlich von Ypern gelegen, feierte man einen gemeinsamen Gottesdienst, Regimentsgeistliche sprachen Psalme in beiden Sprachen. Auf einer Seite standen die Deutschen, gegenüber von ihnen die Briten, alle hatten die die Kopfbedeckungen abgenommen. Von einer Beteiligung der Franzosen ist übrigens kaum etwas bekannt.

    Weihnachtsfrieden 1914: Deutsche und Briten spielen zusammen Fußball. Foto: CC0, Wikimedia Commons

    Von einer Minute zur anderen schien der Krieg in einer längst vergangenen Ferne zu liegen, in einer irrealen Welt. Ein Sachse meinte plötzlich: «We are Saxons, you are Anglosaxons. Why should we shoot each other?» Eine durchaus berechtigte Frage, denn die Kriegsziele jener politisch verantwortlichen hysterischen Schlafwandler auf allen Seiten der beteiligten Nationen, die den Ersten Weltkrieg ohne jede Not mutwillig vom Zaun gebrochen hatten, lagen allenfalls in der Erfüllung von Verpflichtungen aus einem kaum noch zu entwirrenden Gestrüpp undurchsichtiger Beistandspakte. (…)

    Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Januar-Ausgabe von COMPACT mit dem Titelthema «Krieg oder Frieden». Hier bestellen.

     

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