Hagen! Ein Kinofilm lässt deutsche Mythen aufleben, und schon wächst das Interesse an unserer Frühgeschichte. Buchhandlungen vermelden eine erheblich vermehrte Nachfrage nach Literatur über deutsche Sagen und Epen. Eine wahre Fundgrube ist diesbezüglich unser COMPACT-Geschichtsheft „Die Germanen“, das jedem Deutschen ans Herz gelegt werden kann. Hier mehr erfahren.

    _ von MdL Joachim Paul

    Im tiefen Wald, an einer Quelle, muss Siegfried, Deutschlands größter Held, schließlich sterben. Der Stahl durchdringt jene Stelle des Rückens, die nicht durch Drachenblut gehärtet wurde, weil einst ein Lindenblatt zwischen die Schulterblätter fiel. Die alte gute Ordnung am Wormser Hof, an dem die Burgunderkönige Gunther, Gernot und Giselher herrschen, ist vor der Urkraft des Drachentöters sicher. Doch der Preis des Verrats ist hoch: mit Siegfrieds Tod verlischt der Glanz des Burgunderhofs, ganz so, als sei ein Stern untergegangen.

    Blick in unsere Seele

    Das Nibelungen-Epos ist zweifellos ein Seelengemälde unseres Volkes, das jeden Aspekt deutschen Gemüts detailliert beschreibt: Den strahlenden, zunächst vom Glück geküssten Recken Siegfried, den Streit zweier stolzer und starker Frauen, den abgründigen Hagen von Tronje, der zum Heldenmörder wird und die Rache eines liebenden Mädchens, die schlussendlich zum alles verschlingenden Kampfe führt.

    Mit dem Film Hagen – Im Tal der Nibelungen (Constantin-Film) ist der „deutscheste aller Stoffe“ auf die Leinwand zurückgekehrt. Hundert Jahre nach Fritz Langs Stummfilmepos Die Nibelungen werden wir Deutsche wieder mitgenommen auf eine Reise zu uns selbst. Der Film setzt viele Szenen in über zwei Stunden gekonnt um.

    Zeit für große Bilder: Siegfried badet im Drachenblut, Gunther kämpft auf Island gegen die Walküre Brünhild (Rosalind Mynster), die Burgunder ringen in einer Schicksalsschlacht gegen Attilas Hunnen –, die die wenigen „woken“ Verrenkungen nicht trüben können.

    Jannis Niewöhner (Siegfried) und Gijs Naber (Hagen) setzen das Ringen der beiden Recken, die sich misstrauisch umkreisen, kurzzeitig zueinander finden, nur um dann zu Widersachern zu werden, durchaus mitreißend um.

    Dabei kommt der Zuschauer zu dem Schluss, dass beide Freunde oder gar Gefährten sein könnten, wäre die Welt eine andere, nämlich eine der Drachen, Alben und Zauberdinge geblieben – ohne Könige, ohne Politik, ohne faule Verträge und Bündnisse. Aber so wie die Dinge im Hier und Jetzt des Wormser Hofes nun einmal liegen, fordert die Treue zur Königssippe – „das einzige, was wir haben“, so Hagen vielsagend – letztlich auch das Leben des größten Helden.

    Der Weg in deutsche Herzen

    Heute würde man das wahrscheinlich als Realpolitik bezeichnen. Doch ganz kann Hagen im Tal der Nibelungen von der mythischen Welt, die ebenso durch die Walküre Brünhild verkörpert wird, dann doch nicht Abschied nehmen. Die kämpfende Kriegerschamanin wird in der angekündigten Serie sicher noch von sich hören lassen. Das gilt auch für Kriemhild, die Hagen am aufgebahrten Leichnam Siegfrieds eine Rache „schlimmer als der Tod“ ankündigt.

    Ob vor tausend Jahren oder heute: die Tragik zieht die Menschen in den Bann, insbesondere dann, wenn sie Teil ihrer Geschichte und Kultur, und damit ein kostbarer ferner Spiegel ist. Höchste Zeit, neue Wege in die Herzen der Deutschen zu ebnen. Hagen – im Tal der Nibelungen ist ein erster, wenn auch zaghafter Anfang, der allerdings Lust auf mehr macht.

    Ergründen Sie, welche historischen und mythischen Hintergründe das Nibelungenlied – unser Nationalepos – hat. In „Die Germanen“; einem ganz besonderen COMPACT-Geschichtsheft, arbeiten wir historische Details heraus, sie es in sich haben. Hier bestellen.

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