Am 31. Januar 2021 laufen für Großbritannien die letzten EU-Regelungen aus. Für diesen Tag plant die Regierung in London bereits vorab. Dazu gehört auch ein neues Einwanderungsrecht, das Boris Johnsons Innenministerin Priti Patel jetzt präsentiert hat. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat das Land damit wieder volle Kontrolle über die Zuwanderung. Vorbild der Neuregelung ist das australische Punktesystem.
Ziel des Gesetzes ist die Orientierung der Zuwanderung am Bedarf des britischen Arbeitsmarktes. Es soll die Migration geringqualifizierter Arbeitskräfte senken, zugleich aber die von Hochqualifizierten und tatsächlichen Fachkräften fördern. Nach dieser Regelung werden Kriterien von ausschlaggebender Bedeutung sein: 1) Der Zuwanderer muss das Stellenangebot eines anerkannten Arbeitgebers vorweisen. 2) Das Stellenangebot soll mit den Qualifikationen des Einwanderungswilligen übereinstimmen. 3) Der Antragsteller muss über ausreichende Englischkenntnisse verfügen. Bei Kandidaten mit besonders hohem Bildungsgrad ist ein konkretes Jobangebot nicht mehr zwingend.
Sind alle drei Anforderungen erfüllt, erhält der Zuwanderer bereits 50 von 70 Punkten. Weitere Punkte gibt es für Zusatzqualifikationen, ein akzeptables Gehalt beim vorgewiesenen Jobangebot (absolutes Minimum: 20.480 Pfund) sowie die Beschäftigung in einer Branche, in der Bewerbermangel vorherrscht. Besonderes Interesse besteht an Zuwanderung von Ingenieuren, Mathematikern und Fachkräften in naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen.
Nicht mehr zwingend verlangt wird ein Berufs- oder Universitätsabschluss. Vergleichbare Abschlüsse oder ein Abitur reichen demnach aus. Selbständige, darunter Handwerker oder Bauarbeiter, sollen keinen Einlass mehr erhalten. Hingegen: Künstler, Musiker und Sportler brauchen für Auftritte oder Teilnahme an Wettbewerben nicht die oben genannten Hürden passieren. Kritik gab es u.a. seitens Gastronomie- und Gesundheitsbranche. Deren Gewerkschaft betonte, dass ein Sechstel der Pflegekräfte, ca. 140.000 Personen, Migranten seien . In einer Radiosendung antwortete die Innenministerin: „Einwanderung ist nicht die Lösung“. In der Vergangenheit habe man sich von der EU-Niedriglohn-Zuwanderung abhängig gemacht. Personen mit richtiger Qualifikation würden weiterhin gebraucht.
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