Weil der Linksstaat Multikulti verordnet, müssen unsere Vorfahren aus den Schulbüchern weichen – dafür feiern sie eine Wiedergeburt auf Netflix. Felix Dahns Großwerk „Germanische Götter- und Heldensagen” (1885) wurde jetzt wieder aufgelegt. Prächtig illustriert und zu einem unschlagbar günstigen Preis. Hier mehr erfahren.

    _ von Fabian Becker

    Wer in Deutschland wohnt, ist Deutscher – diese These stammt unter anderem von einer gewissen Naika Foroutan. 1983 floh ihr Vater aus dem Iran in die Bundesrepublik. Nun will die Ausländertochter uns Inländern unsere Identität erklären. Damit steht die Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung keinesfalls allein.

    Unser viertausendjähriger Stammbaum

    Mit ihrem Fachgebiet stellt sich der etablierten Politik eine Hilfswissenschaft zur Seite, die die Multikulti-Perspektive auch im Geschichtsunterricht durchsetzen will. Foroutan ist der Meinung, dass das Deutsche Reich „aus 39 multireligiösen, multisprachlichen und multikulturellen Fürstentümern“ entstanden sei. Ihre Schlussfolgerung: Die Vorstellung, wir seien erst durch Migration „divers und multikulturell“ geworden, sei falsch. Für sie sind wir Deutsche lediglich schon etwas länger hier Lebende, Findelkinder der Geschichte.

    Um diese Erzählung nicht zu stören, muss allerdings eine Gruppe aus dem Schulunterricht verschwinden: unsere Vorfahren, die Germanen. Inzwischen findet man sie nur noch in den Lehrplänen von vier Bundesländern. In den restlichen fristen sie ein Schattendasein als Subjekt der römischen Hegemonialmacht, als kulturell minderwertiges, zeterndes Grenzvolk – Zeit für eine Spurensuche nach unseren Vorfahren.

    Andreas Vonderach hat jüngst einiges über die germanische Welt zusammengetragen: Schon der römische Historiker Tacitus zählte sorgfältig nur jene Stämme oder Völker dazu, die auch germanisch sprachen. Dass es ein Gemeinschaftsgefühl gab, weist der Anthropologe für die Kaiserzeit, Völkerwanderung und das frühe Mittelalter nach. Hier wurde das Wort diutisc (lat. theodisk, später deutsch) für alle germanisch sprechenden Stämme und Völker verwendet. Kurzum: Die Germanen wussten, wer sie waren. Und wo kamen sie her? Mit einem Blick auf Grabungsergebnisse in Sachsen-Anhalt lässt sich ein Bogen bis in die ferne Bronzezeit schlagen – zur Aunjetitzer Kultur (2300–1500 v. Chr.).

    „Wir tragen diese Gene heute noch in uns“

    Die errichtete zur Zeit der Pharaonen in Mitteldeutschland das erste Reich in Europa. Ihr zweifelsfrei eindrucksvollster Kultgegenstand: die Himmelsscheibe von Nebra. Nur eine kleine Oberschicht dürfte vor 4.000 Jahren über das Wissen verfügt haben, um mit ihr die Sonnenwenden zu berechnen.

    Heute liegt die Himmelsscheibe im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale). Dessen Direktor, Prof. Dr. Harald Meller, macht mit Forschungsergebnissen auf sich aufmerksam, bei denen Migrationspropagandisten wie Foroutan die Haare zu Berge stehen dürften: Auf die Frage, ob angesichts der in seinem Museum versammelten Funde eine Verbindungslinie erkennbar sei, stellt er fest:

    „Wir sprechen heute noch diese Sprachen, tragen die Gene heute noch in uns, sodass wir mit einer gewissen Berechtigung zwischen der Zeit um 2000 bis heute von einer Bevölkerungskontinuität ausgehen können.“

    Vergessene Vorfahren

    Germanische oder gar protogermanische Vorfahren – war das nicht Propaganda des wilhelminischen Kaiserreichs, die sich bei den Nazis zum verhängnisvollen Arier-Fimmel steigerte? Diese These wäre Grund genug für eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte! Zum Beispiel in Schulbüchern. Doch in Thüringen erfahren Schüler noch nicht einmal etwas über jenen Stamm, der ihrem Bundesland den Namen gab. Die mächtigen Thüringer stritten im 6. Jahrhundert mit Franken und Alamannen („alle Männer unter Waffen“) um die Vormacht in Germanien.

    Sie fiel schließlich den Franken zu: Die schlugen 506 bei Straßburg die Alamannen, 531 die Thüringer an der Unstrut. Mit der Unterwerfung der beiden Stämme bildete sich eine germanische Keimzelle heraus.

    Germanische Astronomie: Die etwa 4.000 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist die älteste konkrete Darstellung des Firmaments. Foto: Dbachmann, CC BY-SA, Wikimedia Commons

    Weitere kamen hinzu: Als Sieger löste der fränkische König Chlodwig („Ruhmreicher Krieger“, altfränkisch: Hlodowig, deutsch: Ludwig) sein Versprechen ein und ließ sich in Reims taufen. Aus Heiden wurden Christen. Der Historiker James C. Russell weist dabei auf die Wechselwirkungen der Christianisierung hin, bei der es auch zu einer Germanisierung der neuen Religion gekommen sei. Als Belege führt er etwa die Heiligen- und Reliquienverehrung oder das Sakralkönigtum ins Feld. Der germanische Einfluss habe das weltabgewandte und universale Christentum in einen lebensbejahenden und heroischen Glauben gewandelt, der durch die ottonischen Kaiser im 10. und 11. Jahrhundert gefestigt worden sei. Die Vollendung dieser Synthese als architektonisches Zeugnis war die gotische Kathedrale.

    Eine fruchtbare Symbiose

    Der Historiker Stefan Scheil unterdessen meint, die germanische Prägung des christlichen Mittelalters dort zu erkennen, wo man es nicht unbedingt vermuten würde, in Herrschaftssymbolik und Rechtsgeschichte:

    „So gehört zu den Symbolen der Königsherrschaft immer eine Lanze, vor und nach der Christianisierung. Heute wird die karolingische Flügellanze in Wien als ‚Heilige Lanze‘ ausgestellt. In sie soll ein Nagel vom Kreuz Christi eingearbeitet worden sein. Dieser Gedanke kommt erst im Hohen Mittelalter auf. Die Übernahme der Lanze als Herrschaftssymbol ist ein Zeichen kultureller germanischer Kontinuität, das erst spät umgedeutet wurde.“

    Auch im Sachsenspiegel  (1220–1235) lasse sich eine germanische Tradition erkennen:

    „Urheber Eike von Repgow zeichnete geltendes Recht schriftlich auf, wahrscheinlich um dem damals aus Italien kommenden, verschrifteten römischen Recht etwas entgegenzusetzen.» «Erstmals in der Menschheitsgeschichte», so Scheil, «wurde das Verbot der Sklaverei festgeschrieben. (…) Im römischen Recht hingegen konnte der Mensch schlichtweg zur Sache werden. Es ist sicher gewagt, aber am Anfang des Endes der römischen Herrschaft in Germanien stand mehr als tausend Jahre zuvor ja ebenfalls der Versuch des Varus, das römische Rechtsverständnis dem Lande aufzuzwingen. Da wurden tief sitzende Unterschiede im Menschenbild schon damals politisch wirksam.“

    Christliche Feste, germanische Werte

    Nicht zuletzt ist da noch die Sprache: Mit dem Hildebrandslied (8. oder 9. Jahrhundert) stellt ein in Althochdeutsch überliefertes germanisches Heldenlied das älteste deutsche Sprachzeugnis dar. Das in Mittelhochdeutsch verfasste Nibelungenlied (11. Jahrhundert) spiegelt bereits die Kultur großer mittelalterlicher Höfe wider. Dem Leser wird sofort seine tragische Spannung klar: Zwar feiern die Schlüsselfiguren christliche Feste, im Zweifel aber handeln sie nach germanischen Werten – und mit dem Schwert.

    Im 20. Jahrhundert machten die Nationalsozialisten aus Germanen Übermenschen, richteten die Forschung politisch aus und streuten eine Botschaft: je germanischer, desto besser. Das Gefolgschaftswesen wurde, dem Zeitgeist entsprechend, als Vorbild blinden Gehorsams gepriesen.

    Dabei gründete es sich auf gegenseitige Verpflichtung, lateinisch consilium et auxilium – Rat und Tat. Bei den Sachsen wurden die Gefolgschaftsführer sogar gewählt. Die Schulbücher der DDR wiederum stilisierten die Germanen zu Widerstandskämpfern. Aus dem adligen Cherusker wurde im real existierenden Sozialismus ein Proletarier mit Hörnerhelm. Daran knüpften dann auch die 68er an. Ihnen galten unsere Vorfahren als naturreligiöse Indianer Europas, deren Lebensart durch den römischen Imperialismus bedroht wurde. Doch nun heißt es für unsere bunten Schulbücher wohl für immer: Die Nibelungen ziehen aus.

    Runen auf Netflix

    Germanen aber sind dafür bekannt, sich nicht unterkriegen zu lassen. Sie kämpfen, insbesondere um ihren Platz in der Geschichte. Und so steht dem verordneten Auszug aus Lehrplänen ein ungeheurer Aufstieg gegenüber – und zwar in der Populärkultur. In der Blockbuster-Serie Vikings  (seit 2013) ist es Odin, Gott der Kriegerbünde und Urheber der Runen, der – in Blitz und Donner gehüllt – dem Krieger Ragnar Lodbrok und seiner bald größer werdenden Gefolgschaft den Weg zu fernen Ufern und zur Königskrone weist.

    Szenenbild aus der TV-Serie «Vikings». Foto: MGM Television

    Geschickt verbinden die Staffeln Götterwelt und Geschichte. Hier haben die Weltesche und Aslaug, die Tochter des Drachentöters Sigurd, genauso Platz wie geschichtliche Wegmarken. Dabei stützen sich die Handlungsstränge wesentlich auf eine Hauptquelle der Wikingerzeit: Die Gesta Danorum  (um 1200) eines Mönches, den man Saxo Grammaticus nannte.

    Auch in Game of Thrones spiegeln die weißen Wanderer, Wildlinge und der Schutzwall die nordische Sagenwelt wider. Vorläufer ist natürlich Tolkiens Herr der Ringe. Gleich zwei Wissenschaftler haben die germanischen Wurzeln des Epos herausgearbeitet: der Runen-Experte Wolfgang Krause und zuletzt der Germanist Rudolf Simek. Ihr Befund: Vom Erscheinungsbild Gandalfs, das Odin in der Völsungen-Sage entlehnt ist, über die totenbeschwörende Schwarzkunst (Seidr), die Sauron wie Odin ausüben, bis zu dessen Ringen ist nahezu alles von der mythischen Vorstellungswelt der Germanen inspiriert – was der Philologe Tolkien im Übrigen immer einräumte. Dass Ringe als kultische Gegenstände dienten, belegt der Goldring von Pietroasa (um 400). Die Runen auf ihm warnen: „Der Goten Erbgut, heilig und unberührbar.“

    _ Fabian Becker (*1991) hat in Bayreuth Geschichtswissenschaft studiert. Seine Masterarbeit trägt den Titel «Der Erste Kreuzzug. Ein Endzeit-Unternehmen?» Während seiner Studienzeit absolvierte er verschiedene Praktika in Berlin, unter anderem bei den Wissenschaftlichen Diensten des Bundestages und der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus. Seit Juni 2019 arbeitet er als Büroleiter für die Stadtratsfraktion der AfD in Koblenz und befasst sich in seiner Freizeit mit europäischer Frühgeschichte und dem christlich-germanischen Mittelalter.

    Felix und Therese Dahn bieten im vorliegenden Band einen umfassenden Einblick in die germanische und nordische Sagenwelt. Im ersten Teil „Göttersagen“ werden die Grundanschauungen der Götterwelt sowie einzelne Götter wie Odin, Thor und Loki vorgestellt. Anschließend präsentiert Therese Dahn die bekanntesten Heldensagen, von den Wölsungen über Beowulf bis zu den Nibelungen. Diesen prächtig illustrierten Schmuckband können Sie HIER zu einem sensationellen Preis bestellen – oder einfach auf das Banner unten klicken.

     

    7 Kommentare

    1. Norbert Nothdurft am

      Was ist das Schlimme daran, wenn "der Linksstaat Multikulti verordnet"?
      Die willenlose Akzeptanz durch die Masse und das stupide Mitmachen!
      Darin hat die Masse mittlerweile leider Übung und der Linksstaat wird in seinem Tun bestärkt.

    2. Wenn es um Germanen geht, dann haben die ja schon vor gut 350.000 Jahren gelebt.
      Warum ?
      Ger heisst ja Speer und im Schöninger Tagebau wurden zwei Jagd-Speere gefunden die auf ca. 350.000 Jahre datiert werden.
      Daher empfinde ich als grosse Lüge was die schulische Geschichte bringt.
      Von wegen das vor 30.000 Jahren die Menschen aus Afrika sich auf dem gesamten Planeten breit gemacht haben.
      Also wurden Afrikaner zu Eskimos, Indianer, Inder, Mongolen, Chinesen, usw, oder was ?
      Wie dumm ist das denn solch ein Schwachsinn als Wahrheit zuvermitteln ?

      • Wernherr von Holtenstein am

        @ L. Bagusch: "Von wegen das vor 30.000 Jahren die Menschen aus Afrika
        sich auf dem gesamten Planeten breit gemacht haben."

        Die "Out-of-Africa-Hypothese" ist – wie der Name bereits verrät – eine These, eine Theorie. Es ist zwar die von den meisten Wissenschaftlern anerkannte Theorie, allerdings sind auch Wissenschaftler nur Menschen und somit "Herdentiere". Die "Out-of-Africa-Hypothese" ist also lediglich eine Vermutung, die gern angezweifelt werden darf. Und auch wird! Man frage einmal die Chinesen oder erkläre ihnen, daß sie aus Afrika kämen. Kopfschüttelndes Entsetzen wäre dann die etwas mildgestimmtere Antwort. Aber gerade die Weißen scheinen geradezu danach zu hecheln, aus Afrika kommen zu dürfen. Geschichte ist eben immer auch politisch motiviert. Die Nazis hielten sich für reinblütige Germanen und heute will’s – genau deshalb – keiner mehr gewesen sein. Schon das heutige Auseinanderdividieren von "Wikinger und Germanen" ist rein politische Spalterei. Das ist wie "Niedersachsen und Deutsche" oder – um mal kompett politisch-inkorrekt zu sein: "Frauen und Menschen"! Völliger Humbug also. – Dies alles ficht den gemeinen Germanen indes nicht an. Thor vigi runar!

        Habe die Ehre.

        PS: Nun war aber auch nicht jeder mit einem Speer ein Germane.

      • Ulrich Vettero am

        Ja, die Perser nennen sich seit 1935 Iraner = Arier und tun es mutig noch immer.
        Arier meint in einer indischen Sprache ungefähr Adliger.