Seit mehr als 50 Jahren begeistert Erich von Däniken ein Millionenpublikum mit Theorien über Außerirdische, die die Entwicklung der Menschheit in der Vergangenheit angeblich beeinflusst haben. Doch wie kamen die Aliens zu uns? Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserer September-Ausgabe mit dem Titelthema „Die UFO-Verschwörung: Mythen, Fakten und geheime Pläne“. Hier bestellen.

     Am 8. Dezember erschien in der deutsch-kanadischen Zeitung Der Nordwesten ein merkwürdiger Artikel unter der Überschrift „Hatten unsere Vorfahren Besuch aus dem Weltraum?“. Der Autor war der Schweizer Erich von Däniken, der damals als Maître d hôtel im kanadischen Victoria arbeitete.

    Schwierige Geburt eines Bestsellers

    Die Welt nahm von diesem Text damals noch keine besondere Kenntnis. Erich von Däniken freilich war überzeugt, eine fundamentale Entdeckung gemacht zu haben, denn schon die intensive Lektüre der Bibel hatte bei dem am 14. April 1935 in Zofingen im Schweizer Kanton Aargau geborenen Autor die Überzeugung reifen lassen, dass die Menschheit in ihrer Frühgeschichte von Außerirdischen besucht wurde.

    In den sechziger Jahren unternahm von Däniken dann Reisen nach Kairo, Assuan, Abu Simbel, Beirut, Bogotá, Quito, Lima, Nazca, Cuzco, Sacsayhuamán, Machu Picchu, La Paz, Tiahuanaco, Panama und Tegucigalpa, um seine Theorie belegen zu können. Sein aufwändig recherchiertes und mehr als 400 Seiten starkes Manuskript, das den Titel Erinnerungen an die Zukunft trägt und das er im Herbst 1966 abschließt, will jedoch niemand haben.

    Auch in den ägyptischen Pyramiden sah von Däniken Relikte einer ursprünglich von Außerirdischen begründeten Kultur. Foto: Merydolla I Shutterstock.com.

    Er schaltet sogar eine ganzseitige Anzeige im Börsenblatt des deutschen Buchhandels, in der es heißt: „IN MEINEM TRESOR LIEGT EIN BESTSELLER“. Es melden sich 20 Verlage, doch das Manuskript wird 20 Mal abgelehnt, bevor der Düsseldorfer Econ-Verlag zuschlägt, der das Buch 1968 auf den Markt bringt – zwei Jahre später sind schon 600.000 Exemplare des Buches verkauft.

    Die Prä-Astronautik entsteht

    Erich von Däniken hatte in seiner Anzeige also nicht zu viel versprochen. Doch auf den großen Erfolg folgt ein tiefer Sturz: Weil von Däniken sich hoch verschuldet hatte, um seine Reisen zu finanzieren, wurde er Ende 1968 verhaftet und muss 452 Tage in einem Schweizer Gefängnis verbringen. Die Haftzeit nutzt er, um sein zweites Buch Zurück zu den Sternen zu schreiben, das erneut ein Beststeller wird.

    Zu Beginn der siebziger Jahre etabliert sich auch der Begriff der Prä-Astronautik, der Theorien zusammenfasst, wonach außerirdische Intelligenzen in der Frühzeit der Menschheit die Erde besuchten  und die menschliche Zivilisation beeinflusst oder sie sogar erst geschaffen haben. Fast 40 Bücher hat Erich von Däniken bis heute über dieses Thema verfasst und ist damit einer der meistgelesenen Sachbuchautoren aller Zeiten geworden.

    Auch über das Fernsehen kann von Däniken seine These breit streuen, so in alleine über 200 Folgen, die er für die im US-amerikanischen History Channel gedrehte Doku-Serie Ancient Aliens redaktionell betreut.

    Wissenschaft oder Hokuspokus?

    Die Prä-Astronautik erhebt dabei den Anspruch, streng wissenschaftlich vorzugehen. In der 1997 edierten Erich-von-Däniken-Enzyklopädie wird der interdisziplinäre Ansatz betont, der „Gebiete wie Archäologie, Mythologie, Ethnologie, Astronomie, Genetik, Evolutionsforschung, Raumfahrtwissenschaft, Ingenieurwissenschaften und vieles andere mehr“ mit einschließe. Von Parapsychologie, Anthroposophie und Okkultismus grenzt man sich hingegen ab.

    Doch die Prä-Astronautik hat ein großes Problem: Bislang kann sie noch keinen „rauchenden Colt“, also einen letzten Beweis, für ihre Thesen präsentieren. Dennoch wird man Erich von Däniken zugestehen dürfen, zumindest die richtigen oder doch interessante Fragen zu stellen.

    Seine Thesen wirken nicht mehr so exotisch wie vor 50 Jahren. Mittlerweile geht man von einer Billion Galaxien im beobachtbaren Universum aus; eine weitaus höhere Zahl, als man selbst vor 20 Jahren noch annahm. Unter den meisten heutigen Astrophysikern ist es deshalb Konsens, dass es „irgendwo da draußen“ intelligentes Leben gibt und mittlerweile gibt es selbst in Deutschland an der Universität Würzburg einen Lehrstuhl für Extraterrestrik.

    „Eine Million Jahre voraus“

    Doch wie sollten Außerirdische die unglaublichen Entfernungen bewältigen, die sie zurücklegen müssten? In dem in der Septemberausgabe von COMPACT veröffentlichten Artikel „Per Abkürzung durch die Galaxis“ von Amelie Winther heißt es dazu:

    Der US-amerikanische SETI-Forscher Seth Shostak rechnet vor, dass die statistisch wahrscheinliche Distanz zu unseren nächsten außerirdischen Nachbarn 1.000 bis 2.000 Lichtjahre beträgt. Und er gibt zu bedenken: ‚Trotz des Eindrucks, den Film und Fernsehen vermitteln, ist die Überwindung der enormen Entfernungen zwischen den Sternen nicht trivial, ganz gleich, welche Technologie eingesetzt wird.‛ Entweder müssten ‚die Raumschiffe Zehntausende von Jahren unterwegs sein‛, oder es wären ‚außerordentlich große Mengen an Energie‛ notwendig, ‚um hohe Geschwindigkeiten zu erreichen‛.

    Für 380.000 Kilometer – 1,26 Lichtsekunden – zum Mond brauchte Apollo 11 rund 76 Stunden. Das ist ein kosmischer Katzensprung im Vergleich zu einer Reise zum nächstgelegenen Stern in 40 Billionen Kilometern – 4,247 Lichtjahren – Entfernung. Legt man den Geschwindigkeitsrekord von circa 39.000 km/h in der bemannten Raumfahrt, erbracht von Apollo 10, zugrunde, würde dies eine Flugzeit von über 117.000 Jahren bis Proxima Centauri und seinem Exoplaneten bedeuten. (…)

    Michio Kaku, medienpräsenter Physikprofessor und Vordenker der Stringtheorie, mahnt, menschliche Maßstäbe des Möglichen zu hinterfragen. ‚Der grundlegende Fehler der Menschen beim Nachdenken über außerirdische Intelligenz ist die Annahme, dass sie genau wie wir ist, nur ein paar hundert Jahre weiter entwickelt. Ich sage, seien Sie offen für die Möglichkeit, dass sie uns eine Million Jahre voraus ist.‛ Das ist die Hälfte der Zeit, die uns und Homo erectus trennt, also womöglich ausreichend für wegweisende Entdeckungen in Sachen Warp, Wurmlöcher und dergleichen.

    So lange allerdings der letzte harte Beweis dafür fehlt, dass Außerirdische die Erde in der Vergangenheit schon einmal besucht haben, dürften die Skeptiker die besseren Argumente auf ihrer Seite haben.

    In unserer September-Ausgabe mit dem Titelthema „Die UFO-Verschwörung“ beleuchten wir das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln, trennen Fakten von Legenden und präsentieren Hintergründe und geheime Pläne, die Sie erstaunen werden. Was verheimlich die US-Regierung über Area 51 und Roswell? Ist ein Besuch von Außerirdischen wirklich realistisch? Woher stammen die Flugobjekte? Gibt es geheime Stützpunkte? Und kommt nach Corona- und Klima-Hysterie die UFO-Panik? Wir geben Antworten. COMPACT 9/2021 können Sie hier bestellen.

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