Religiöse Fundamentalisten im Judentum, Christentum und im Islam träumen von der letzten Schlacht, in der der Teufel besiegt wird. Danach werde das Reich Gottes anbrechen. Dass der große Teil der Menschheit in dieser Apokalypse getötet würde, gilt vielen als verschmerzbar, wenn nicht sogar als notwendig. Mehr über den Endzeit-Plan lesen Sie in Oliver Janichs neuem Buch «Das offene Geheimnis». Unfassbare Enthüllungen! Hier mehr erfahren.
Normale Menschen fürchten nichts so sehr wie einen Weltkrieg. Bertolt Brecht schrieb – als Mahnung an die Deutschen:
«Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten.»
Fanatiker sehen das kaltschnäuziger. Mao verhöhnte die Angst der Sowjets vor einem atomaren Weltenbrand und die daraus folgende Entspannungspolitik Moskaus mit dem Argument, der Erste Weltkrieg habe ein Sechstel der Erde vom Kapitalismus befreit, nach dem Zweiten seien weitere Länder sozialistisch geworden – warum also den Dritten fürchten?
Für jüdische Apokalyptiker stellt sich die Lage ähnlich dar. Mitten im Schlachten 1914–1918 gab das britische Empire, um den osmanischen Feind zu schwächen, mit der Balfour-Deklaration den entscheidenden Anschub für die zionistische Kolonisierung Palästinas. Und nach 1945 war die Gründung des Staates Israel nicht mehr aufzuhalten. Was also spricht gegen eine Neuauflage? – fragen die Zyniker.
Martin Buber fasste das Denken der endzeitlich orientierten Fraktionen des Judentums in seinem Roman «Gog und Magog» so zusammen:
«Die Welt der Völker ist in Aufruhr geraten, und wir können nicht wollen, dass es aufhöre, denn erst, wenn die Welt in Krämpfen aufbricht, beginnen die Wehen des Messias. Die Erlösung ist nicht ein fertiges Geschenk Gottes, das vom Himmel auf die Erde niedergelassen wird. In großen Schmerzen muss der Weltleib kreißen, an den Rand des Todes muss er kommen, ehe sie geboren werden kann.»
Und weiter: «Selber müssen wir dahin wirken, dass das Ringen sich zu den Wehen des Messias steigere. Noch sind die Rauchwolken um den Berg der Völkerwelt klein und vergänglich. Größere, beharrlichere werden kommen. Wir müssen der Stunde harren, da uns das Zeichen gegeben wird… Nicht zu löschen ist uns dann aufgetragen, sondern anzufachen.»
Gottes Werkzeug
Der letzte Satz ist der entscheidende. Der wahre Fromme, so wird postuliert, wartet das Kommen des Gottesreiches nicht ab, sondern hilft kräftig nach, indem er Armageddon herbeiführt. Wer den Messias herbeiwünscht, wie es Teile des ultrareligiösen Judentums tun, weiß sehr genau, dass dem die Endschlacht der Menschheit vorhergehen muss. In allen monotheistischen Religionen findet diese im Heiligen Land statt.
Fatal ist vor allem das Bündnis, das sich zwischen fundamentalistischen Juden und gleichgesinnten Evangelikalen gebildet hat. Eigentlich bestehen zwischen dem Alten Testament und den Lehren des Neuen Testaments riesige Unterschiede: Jahwe ist ein zürnender und strafender Gott, der die Feinde Israels ausrottet und die Sünder in der eigenen Anhängerschaft mit Feuer und Schwert zum Gehorsam bringt oder tötet (siehe etwa Sodom und Gomorrha).

Jesus dagegen predigt Vergebung und Feindesliebe, und er erlöst nicht nur die Israeliten, sondern die gesamte Menschheit. Doch es gibt eine theologische Brücke über die Kluft, nämlich die sogenannte Offenbarung des Johannes im Neuen Testament, die der Armageddon-Beschreibung des Propheten Hesekiel im Alten entspricht. Dort wird die Abrechnung mit «Gog aus Magog» beschrieben, einem Herrscher aus dem Norden (was man als Babylon/Bagdad, den Iran oder auch das heutige Russland interpretieren könnte).
Hesekiel:
«Ja, du wirst von deinem Ort herkommen, aus dem äußersten Norden, du und viele Völker mit dir, die alle auf Pferden reiten, eine große Menge und ein mächtiges Heer. Und du wirst gegen mein Volk Israel heraufziehen, wie eine finstere Wolke, die das Land bedecken will.»
Gog und seine Heere würden vollständig vernichtet:
«Und ich will ihn richten mit Pest und Blut; einen überschwemmenden Regen und Hagelsteine, Feuer und Schwefel will ich regnen lassen auf ihn und auf seine Kriegsscharen, auf die vielen Völker, die bei ihm sind.»
Bei Johannes wird eine ähnliche Schlacht beschrieben. Gog kommt allerdings nicht vor, sondern die Feinde sind Satan, «das Tier», «der falsche Prophet» und «die Hure Babylon». In Jerusalem versammeln sich 144.000 Fromme, die gerettet werden. Die sieben Siegel, sieben Posaunen und sieben Schalen des Zorns verbreiten Tod und Schrecken, vielleicht mit Massenvernichtungswaffen. Am Schluss werden alle Gottlosen «in einen See voller brennendem Schwefel geworfen». Danach kommt Christus auf die Erde zurück und errichtet sein tausendjähriges Reich.

Bei den fundamentalistischen Juden, die Jesus als Erlöser verleugnen, ist das Kommen des Messias an die Wiederrichtung des Tempels des mythischen Königs Salomo geknüpft. Die Bewegung Chabad Lubawitsch ist überzeugt, dass dies an alttestamentarischer Stätte, sprich dem Tempelberg in Jerusalem, geschehen müsse. Dafür müsste jedoch erst ein wichtiges Bauwerk weichen – die 1.300 Jahre alte al-Aqsa-Moschee. Schließlich wäre es undenkbar, den dritten Tempel zu bauen, solange auf dem Berg ein muslimisches Heiligtum stünde.
So postulierte bereits im Jahre 1948 der damalige Oberrabbiner:
«Nicht Tel Aviv wird die Hauptstadt sein, sondern Jerusalem, denn dort stand Salomos Tempel, und die gesamte jüdische Jugend ist bereit, ihr Leben zu opfern, um den Ort ihres heiligen Tempels zu erobern.»
Schwer vorstellbar, dass die Moslems ihr nach Mekka und Medina drittwichtigstes Heiligtum preisgeben, ohne dass sie kriegerisch aus Palästina vertrieben werden.
Der apokalyptische Bund
Schmelztiegel zwischen ultrareligiösen Evangelikalen und endzeitlichen Juden sind die USA, die unter Führung von Freimaurern, aber in der Masse von evangelikalen Pietisten gegründet wurden. Diese sogenannten Puritaner (von lateinisch purus = rein) waren aus Großbritannien ausgewandert, weil sich dort nach den Konfessionskriegen zwischen Anglikanern und Katholiken im 15./16. Jahrhundert eine gewisse Toleranz herausgebildet hatte, die in ihren Vorstellungen gottlos war. In den nordamerikanischen Siedlerkolonien herrschten alttestamentarische Eiferer. Angeblich sollen dort mehr Hexen verbrannt worden sein als von der katholischen Inquisition.
Eine lose Koalition zwischen der Bevölkerungsmehrheit der WASPs (White Anglo-Saxon Protestants) und den Juden bildete sich schon im Vorfeld des Ersten Weltkriegs heraus, weil die jüdischen Bankiers für das finanzielle Fundament der kommenden Großmacht wichtig waren, blieb aber zunächst durch den Antisemitismus der altenglischen Frömmler brüchig.
Erst die Gründung der sogenannten Neokonservativen schuf Anfang der 1970er Jahre eine stabile Symbiose auf der Grundlage bedingungsloser Solidarität mit Israel und gleichzeitigem Weltmachtanspruch der USA; jede Form der Entspannungspolitik, sowohl im Nahen Osten wie gegenüber der Sowjetunion, wurde abgelehnt. Den Durchbruch erreichten die Neokonservativen in der Amtszeit des frömmelnden Präsidenten George W. Bush (2001 bis 2009), vor allem nach dem 11. September.
Wesentliche Schaltstellen – besonders im Pentagon – wurden von ihnen besetzt. Gemeinsame Arbeitsgruppen von Likud und US-Republikanern (etwa der Thinktank Project for the New American Century) bereiteten die Kriege gegen islamische Staaten vor, unter anderem durch Fälschung von Beweisen über die nie vorhandenen Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein. Ein schon 2008/2009 geplanter Angriff auf den Iran wurde nur knapp von der US-Generalität verhindert.
Die Endschlacht im Islam
Die Heilsfigur des Mahdi tauchte bei den Moslems nach Mohammeds Tod auf, als die Kalifen den designierten Nachfolger des Propheten, Ali, ausgeschaltet hatten. Vor allem dessen Anhänger, die Schiiten, sehen in ihm seither den erhofften Herrscher, der den wahren Glauben wiederherstellen soll. In der Endzeit vereinigt er alle Muslime und tritt zur entscheidenden Schlacht gegen Daddschal an (dem ultimativen Bösen, vergleichbar dem Antichristen).
Der islamische Historiker Ibn Chaldun beschrieb im 14. Jahrhundert den Ablauf so: «Danach wird Jesus herabsteigen und den Daddschal töten. Oder Jesus wird zusammen mit ihm {dem Mahdi} herabsteigen, ihm bei der Tötung des Daddschal helfen und hinter ihm beten.» An der Beschreibung wird deutlich, dass Christus, obwohl nicht als Messias gesehen, im Islam trotzdem eine positive und wichtige Rolle spielt, einerseits als Prophet und anderseits in der Endzeit.

Die Figur inspirierte die blutigen Mahdi-Aufstände gegen die britische Besatzungsherrschaft im Sudan Ende des 19. Jahrhunderts. Im Iran gilt der Mahdi seit der Islamischen Revolution 1979 als eigentliches Staatsoberhaupt. Da seine Wiederkehr erst nach epochalen Unruhen und Kriegen prophezeit wird, fürchtet man im Westen, dass die Ayatollahs eine solche Entwicklung provozieren könnten.
In den letzten 30 Jahren hat sich der Iran allerdings außenpolitisch defensiv verhalten. Schiitische Milizen wie die Hisbollah beteiligten sich mit Unterstützung Teherans an der Bekämpfung von al-Qaida und Islamischem Staat und verteidigten in Syrien und dem Libanon auch christliche Dörfer. Das Verhältnis zur ebenfalls sunnitischen Hamas war bis zur jüngsten Eskalation kühl.
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