Warum Japan besser ist (I) – Ein Beitrag unseres Korrespondenten Nakaya Roo aus Tokio
Unter allen Ministerien ist das Verteidigungsministerium wohl am undankbarsten. Ich meine zu glauben, dass die meisten Minister, die den Hut nehmen müssen, Verteidigungsminister zu sein scheinen. Denn eines fällt auf: Es gibt nur extrem fähige und extrem unfähige Verteidigungsminister. Die Leistungen oder Nicht-Leistungen offenbaren sich nach kurzer Zeit sehr klar. Familien-, Bildungs- oder Landwirtschaftsminister hingegen müssen ganz viel falsch machen, um aus dem Amt gejagt zu werden. Aber bei Verteidigungsministern geht es in der Regel sehr rasch.
Japans neuer Verteidigungsminister
Japans Premierminister Shinzō Abe hat sein Kabinett im Herbst letzten Jahres umgebildet. Die wichtigste Änderung: Ex-Außenminister Tarō Kōno ist seitdem Verteidigungsminister. Und das nicht ohne Grund, Kōno machte als Außenminister bereits eine extrem gute Figur. Ich erinnere mich noch wie er den koreanischen Botschafter einbestellte, weil Südkorea bilaterale Verträge mit Japan gebrochen hatte. Vor laufenden Kameras hatte er dem armen südkoreanischen Botschafter dermaßen den Kopf gewaschen, dass er nur noch bedröppelt von dannen ziehen konnte. Normalerweise bin ich kein Fan von harter Sprache und harten Gesten in der Politik, aber die Vertragsverletzungen Koreas gegen Japan sind dermaßen eklatant, dass es diemsal völlig gerechtfertigt und auch notwendig war.
War es klug, so einen guten Mann zum Verteidigungsminister zu „degradieren“, möchte man sich da fragen. Als über Japan ein furchtbarer Wirbelsturm zog und Teile der Präfektur Chiba verwüstete, zeigte sich Kōno aus. Der Sturm war dermaßen stark, dass er viele Strommasten umgerissen hatte und auch einige Umspannstationen zerstörte. Zu allem Ungemach war danach auch noch die Wasserversorgung zusammengebrochen, als Konsequenz des anhaltenden Stromausfalls.
In solchen Situationen wie auch bei den häufigen Erdbeben, rücken die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte – so der offizielle Name der Armee – aus und helfen den geschundenen Einwohnern in der Katastrophe. So war es auch geschehen in Chiba. Von überall fuhren die Konvois der Selbstverteidigungsstreitkräfte in die Katastrophenregion. Während die lokalen und Oppositions-Politiker die Energieversorgungsfirmen und andere öffentliche und nicht-öffentliche Entitäten über die Massenmedien kritisierten (wie immer, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist) und sich dabei als kritische Mahner inszenierten, zeigte Tarō Kōno, wie echte Krisenbewältigung geht. Sein Credo in dieser Krise lautete: Solange die Soldaten und Beschäftigten der Energieversorger jetzt ihre so wichtige Arbeit leisten, lasst ihnen die nötige Ruhe — liebe Journalisten und Hobby-Politiker, haltet so lange doch einfach bitte die Klappe. Sobald alle Haushalte wieder zuverlässig mit Strom und Wasser versorgt sind und die unverschuldet obdachlos gewordenen Familien ein Dach über dem Kopf haben, können wir uns der Kritik und den Fehlern, die vor der Krise begangen wurden, widmen.
So ging Kōno vor Ort in die Katastrophenregion und weder er noch sein Pressesprecher waren für die Massenmedien zu haben. Er kommunizierte direkt über Twitter mit den Einwohnern in der Katastrophenregion und beschränkte sich in allen seinen Statements auf 140 Zeichen — mehr geht auf dem japanischen Twitter pro Tweet nicht, aufgrund der 2-Byte-Fonts des Japanischen. Überhaupt ist Twitter in Japan viel wichtiger als in Deutschland, denn bei Katastrophen beweist Twitter immer wieder seinen Nutzen. Sofort wurden wichtige Nachrichten zwischen den betroffenen Bürgern getauscht und so konnten blitzschnell über noch offene Fluchtwege sowie Rettungsstationen informiert und Hilferufe abgesetzt werden.
Kōno arbeitete direkt mit dem General- und Krisenstab zusammen und sah seine Funktion darin, organisatorische Hürden zu beheben und direkt mit dem Volk zu kommunizieren. Ansonsten sollten die Experten des Militärs ihren Job machen. Er hatte also dafür zu sorgen, dass die Selbstverteidigungsstreitkräfte alles Material haben, das sie benötigten. So gelang es dem Team, die Trinkwasserversorgung durch das Militär in kürzester Zeit aufzubauen und überall Notstromstationen einzurichten, damit die Bürger die Handys laden konnten. Denn das beste Twitter nützt nichts ohne funktionierende Sendemasten und Handys. Dort wo das noch nicht möglich war, ist die japanischen Fernmeldetruppen in Stellung gegangen.
Mittlerweile haben die japanischen Streitkräfte einen so großen Rückenhalt im Volk, dass die Menschen die abrückenden Truppen mit winkenden Fähnchen, Blumen und Musik verabschieden, wenn solch ein Einsatz zu Ende geht. Inzwischen ist die Armee als Arbeitgeber bei jungen Männern und Frauen äußerst beliebt und mit Stolz gehen viele junge Menschen — sogar von Eliteuniversitäten – gerne in den Dienst für ihre Nation.
So formulierte der nun neue Verteidigungsminister Tarō Kōno zu Beginn seines Amtes seine Ziele, die da lauten:
1) Stolz, d.h. jeder Soldat Japans soll stolz darauf sein, im japanischen Militär zu dienen;
2) Dankbarkeit, d.h. das japanische Volk soll Dank empfinden für die Leistungen, die die japanischen Soldaten selbigem erweisen;
3) Respekt, d.h. die japanische Armee sollen so gut sein, dass sie von jedem ob ihrer hohen Leistungsfähigkeiten respektiert werden.
Die deutsche Misere
Erinnern Sie sich noch an die Ziele, die Ursula von der Leyen damals zu Beginn ihrer Bundeswehr-„Karriere” formulierte? Sie wollte das Ansehen der Bundeswehr verbessern, indem die deutsche Armee zu einem attraktiven Arbeitgeber transformiert wird, wo Beruf und Familie vereinbar sind. Und was denken Sie, sind die Ziele von AKK (Annegret Kramp-Karrenbauer), die sie ersetzte? Was, das wissen Sie nicht? In ihrer ersten Erklärung erklärte AKK, dass sie sich deutlich mehr Geld und eine stärkere Anerkennung für die Bundeswehr wünsche. Manchmal muss man die Menschen nur kurz reden lassen, um zu erkennen, ob sie dem Amt gewachsen sein werden oder nicht. In Deutschland kommen und gehen neuerdings die Verteidigungsminister. Für geringe Vergehen müssen sie ihren Hut nehmen; z.B. wenn sie alte Panzer aus DDR-Beständen an die Türkei verkaufen. Das ist mittlerweile aber zum Geschäft der deutschen Bundeskanzlerin geworden. Es ist interessant, dass es inzwischen zu einem geringeren Vergehen wurde. Heute verkauft man keine alten Waffen an ein Nato-Mitglied, sondern modernste an die Saudis.
Deutschland hatte mit von der Leyen eine Verteidigungsministerin, die alles falsch gemacht hat. Sie hat alle nur möglichen Fehler begangen und jedes Fettnäpfchen gründlich studiert, aber ihre Frisur saß zu jeder Zeit. Sie hat letztendlich nichts geleistet und die Wehrfähigkeit der Truppen ist unter ihrer Führung zerfallen. Das Material funktioniert nicht und sie hat neben ihrer Arbeit obendrein gezeigt, was das englische Wort „corrupt“ bedeutet. Sie hinterlässt einen Sauhaufen allererster Güte. Ob Ihre Unfähigkeit nur ein „Corrupt-Sein“ im Sinne von völliger Unfähigkeit war oder gar im Sinne von wirklich durch und durch „korrupt sein“, also bestechlich und kriminell, muss noch der Untersuchungsausschuss klären.

Solch ein Land ist nur noch eine Scheindemokratie. In einem Land, wo die politische Opposition — bis auf eine Partei — ihre Arbeit als Kontrolleur der Regierung eingestellt hat, ist selbst die verbliebene Scheindemokratie in ihrer Gesamtheit gefährdet. Wie konnte dies in einem Land geschehen, in dem schon einmal die übelsten Typen die Regierung übernahmen? Haben die Einwohner nichts aus der Vergangenheit gelernt? Wer eine solche Regierung und vor allem solche Medien hat, wird sich auch ohne externe Feinde von innen heraus selbst ruinieren. Wer seine Freiheit nicht verteidigt, verliert sie. Wie bitter der Verlust der Freiheit ist, merkt man leider immer erst hinterher.