Welche Gräuel erlitten die Dresdner im Februar 1945 – und welche Opfer werden bei heutigen Einschätzungen zumeist vergessen? Ein Leser von COMPACT-Geschichte Nr. 9 „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“, dessen Vater nach dem Dresdner Inferno als Polizist in die Elbmetropole abkommandiert wurde, schildert die schaurigen Erlebnisberichte des Vaters in einem Leserbrief.

    _ E. Westphal

    Mein Vater war als Polizist bei den Aufräumarbeiten dabei. Er kam – vom Polizeirevier 4 in Gotha abgeordnet – am 14. Februar 1945, um Tote zu bergen. Nach der Rückkehr erzählte er davon.

    Laut Anweisung sollten die Leichen auf Schienen gebettet zu jeweils 100 Personen verbrannt werden. Anfänglich wurden die Leichen mit Benzin, später – durch Benzinmangel – mit Flammenwerfer verbrannt. Aber aus der Anweisung „zu je 100 Personen“ wurde nichts, denn binnen kurzer Zeit wurden 350 Leichen aufgepackt. Kaum personell erfasst.

    Als am 15. Februar 1945 die letzten Bomber das Stadtgebiet von Dresden wieder gen Westen verließen, lagen 40 Stunden Bombenterror hinter der Stadt. Das Ausmaß der vier Angriffswellen ist mit Worten kaum zu beschreiben. Tausende verbrannten im Feuersturm bei lebendigem Leibe, andere wurden verschüttet. Das als sicher geltende Dresden war damals voller Flüchtlinge. Viele mussten ihre Hoffnung mit dem Leben bezahlen. Dresden 1945 gilt seitdem als Fanal für Terror gegen die Zivilbevölkerung. Militärisch sinnlos, wurde das einst blühende Elbflorenz nahezu vollends zerstört. Unser Autor Wolfgang Schaarschmidt hat das Inferno überlebt und jahrelang recherchiert. Mit diesem Werk treten wir auch den Verharmlosern und Herrunterrechnern der Opferzahlen mit vielen neuen Fakten entgegen. Den über 100.000 Bombenopfern ist damit ein würdiges Denkmal gesetzt. Zur Bestellung von COMPACT-Geschichte Nr. 9 „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“ klicken Sie HIER oder auf das Bild.

    Nach Vaters Angaben erlebte er am 15. Februar, zwischen 11:00 und 12:00 Uhr, einen Tieffliegerangriff auf den Elbwiesen, wo auf die dicht gedrängten Menschen mit Brandmunition geschossen wurde. Er glaubte, es seien Phosphorgeschosse, denn die Menschen sprangen in die Elbe und brannten weiter. Nach neueren Erkenntnissen soll es Napalm gewesen sein. Gemäß Mitteilungen von Dresdner Polizeikameraden seien seit Mitternacht, den 13. Februar, viele Dresdner oder sich dort befindliche Personen von Brücken und Bootsstegen in die Elbe gesprungen, um den brennenden Körper zu löschen. Niemand hat bisher von diesen Toten etwas gefunden am Ufer oder im Flussbett. Allein am 15. Februar hat mein Vater zirka 550 bis 600 Leute geschätzt, die ins Wasser sprangen und nicht wieder auftauchten. Davon wurde bisher auch nichts in den Berichten über die Opferzahlen erwähnt.

    Selbst 1960 wurden bei Abrissarbeiten in Dresden in den Kellern zerbombter Häuser Leichenteile gefunden, wie ein Dresdner Studienkollege uns erzählte. Eine Pfarrfrau erzählte mir, dass ihr Zug aus Glogau kommend noch 21:45 Uhr aus dem Bahnhof gezogen wurde. Fünf weitere Züge hatten keine Lokomotive und verbrannten vollständig.

    Von daher ist anzunehmen, dass die Zahl von 25.000 Toten völlig untertrieben ist. Ich selbst bin Jahrgang 1940 und habe das Dresdengeschehen halt nur von Erzählungen und nicht aus eigenem Erleben.

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