Gibt es wirklich eine einzigartige deutsche Schuld auch in der Kolonialgeschichte, so wie dies heute von einigen Zeitgeist-Historikern behauptet wird? Unser Autor Dr. Gert Sudholt geht dieser Frage nach. Die Rolle der Deutschen in der Kolonialgeschichte ist viel besser als ihr Ruf. Das verdeutlichen wir in unserer neuen Geschichtsausgabe „Deutsche Kolonien – Viel besser als ihr Ruf“. Hier mehr erfahren.
_ von Dr. Gert Sudholt
Vor gut 60 Jahren hielt der damalige britische Premierminister Harold MacMillan in Kapstadt eine Rede , in der er den „Wind der Veränderungen“ für den schwarzen Kontinent mit dem Charme eines britischen Gelehrten prophezeite. In Folge dieses Paradigmenwechsels britischer Afrikapolitik wurden die damaligen britischen Kolonien ebenso schnell wie unvorbereitet in die Unabhängigkeit entlassen. Damals hätte die Möglichkeit bestanden dem afrikanischen Kontinent eine neue Ordnung zu geben, die auf den Grundsätzen der Selbstbestimmung der Völker, der Autonomie der Volkgruppen und der geopolitischen Grundlagen dieses Kontinents beruhte.
Keine „Landreformen“, sondern Enteignung
Die Geschichte Afrikas hat einen anderen Weg genommen: Völkermorde und Bürgerkriege, Exodus der die Kolonien tragenden Europäer und Verelendung von Millionen Menschen kennzeichnen die politische Situation der letzten vier Jahrzehnte. Das damalige politische Erdbeben hat nach Simbabwe nun auch das ehemalige deutsche Schutzgebiet Südwestafrika erreicht.
Von Landreformen ist die Rede, zur Debatte steht jedoch schon seit Jahrzehnten die Enteignung europäischer Siedler und Farmer, die mit dem Geld deutscher Steuerzahler durchgesetzt werden soll. Zu Vorbereitung dieses scheinbar moralischen Anliegens werden zahlreiche publizistische Breitseiten geschossen. Sicherlich sehen es das Auswärtige Amt und das Ministerium für Entwicklungshilfe gerne, wenn in den Medien dieser Monate die Infanteristen regierungsamtlicher Propaganda von deutscher kolonialer Schuld faseln, wenn Opferrechnungen präsentiert werden, die an afrikanische Märchenerzähler oder europäisches Jägerlatein erinnern.
Offiziell wird von regierungsamtlicher Seite zwar betont, man lehne Entschädigungszahlungen ab. Hier wird aber eine politische Offensive vorbereitet, die darauf abzielt ,dass die Enteignung deutscher Farmer in Südwestafrika rechtens ist, da man vor einem Jahrhundert zuerst das Land gestohlen und dann das Volk ausgerottet habe. Hier ist es notwendig, den Dingen auf den Grund zu gehen und aus damaliger Sicht die Ereignisse von damals so zu schildern ,wie sie sich zugetragen haben.
Eine Generalprobe für den Holocaust?
In der Literatur nach dem Ersten Weltkrieg wurde von Seiten der Siegermächte immer wieder behauptet, das Deutsche Reich sei unfähig gewesen, Kolonien zu verwalten. Nach 1945 wurde insbesondere von deutschen Medien, vor allem aber auch von Wissenschaftlern der damaligen DDR gerne geschrieben, die Behandlung der Herero im Herbst 1904 sei die Generalprobe deutschen Junkertums für deutschen Völkermord an ethnischen Minderheiten während des Zweiten Weltkrieges gewesen.
Die klassische Epoche des Imperialismus bildete das 19. Jahrhundert, ausgehend von den napoleonischen Kriegen und ihren überseeischen Verwerfungen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 90 Jahren, also der Zeitraum von etwa 1800 – 1914.
Abgesehen von den Arabern haben nur die Europäer unter verschiedensten Vorwänden, sei es unter dem Zeichen des Kreuzes oder getrieben von Entdeckerdrang oder unter der noch problematischeren Forderung nach Demokratisierung der Dritten Welt, Kolonien begründet und fremde Völker unterworfen, ihre sozialen Strukturen zerstört oder sie ausgerottet.
Krieg durch Missachtung des Ethnos
Im Ausdehnungszyklus des 19. Jahrhundert standen vor allem Afrika, aber auch Vorder- und Hinterindien, der Malaiische Archipel . Australien und Ozeanien . Hinzu kommt der russische Ausgriff über Sibirien in den Fernen Osten und der koloniale Impetus der Vereinigten Staaten in den japanisch- chinesischen Raum. Siedlungs-, Wirtschafts- und Militärkolonien wurden im 19. und im vergangenen Jahrhundert gegründet; die politischen Mächte des 19. Jahrhunderts teilten die Kontinente in Einflussbereiche und Interessensphären nicht selten streng nach Längen und Breitengraden auf. Das Beispiel des Kongo erinnert an die Missachtung jedweder ethnischen Grundsätze , die auch mehr als hundert Jahre späte die Ursachen für Bürgerkriege vor allem auf dem afrikanischen Kontinent sind.
Der Göttinger Historiker Percy Ernst Schramm hat diese Epoche einmal treffend charakterisiert, wenn er in „Deutschland und Übersee“ ( 1971 ) schreibt:
„Es war eine Epoche ,in der es nicht nur für die Deutschen, sondern auch für Engländer, Franzosen, die Belgier, die Russen und Japaner sowie Nordamerikaner eine Selbstverständlichkeit war, sich bei der Aufteilung der Erde so viel wie möglich zu sichern.“
Eine ähnliche Auffassung vertrat auch der Historiker Gustav Adolf Rein. Er betonte, dass ein neuer Wettlauf eingesetzt habe, der alle Völker mitgerissen habe, um die Welt untereinander aufzuteilen. Dieser hoch gesteigerte, national bestimmte Imperialismus, wie er sich in dem zeitgemäßen Wort von Cecil Rhodes widerspiegelt „Ausdehnung ist alles“ führte schließlich das Abendland in zwei Weltkriege und bewirkte damit die Auflösung der Suprematie Europas über die Ozeane und das Emporkommen der außereuropäischen Flügelmächte.
„Bezweifle, dass es einen deutschen Imperialismus gegeben hat“
Deutschlands Eintritt in den Kreis der Kolonialmächte fällt in die Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Vor 1890, also zur Bismarck – Zeit, erstreckten sich die deutschen Landerwerbungen auf Südwestafrika, Togo, Kamerun, Deutsch – Ostafrika , Deutsch Neuguinea und Südseeinselgruppen. Deshalb wird man auch dem Wirtschaftshistoriker Wilhelm Treue gerne zustimmen , wenn er betont:
„Ich selbst bezweifele ,dass es einen deutschen Imperialismus gegeben hat und dass Bismarck ein Imperialist gewesen ist –wenn man die Bedeutung dieser Bezeichnung grundsätzlich vergleichbar sein soll, insbesondere mit der in England wo es eine Empire-Ideologie sowie eine imperialistische Missions- Idee gegeben hat ,sowie mit der in Frankreich gebräuchlichen.“
Bismarck wollte dem Handel die Flagge folgen lassen. Und als der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz, der bereits im Sommer 1882 den Plan fasste an der südwestafrikanischen Atlantikküste eine Handelsniederlassung ins Leben zu rufen, fragte er beim Auswärtigen Amt in Berlin wegen Gewährung des Flaggenschutzes an . Großbritannien, das bereits 1878 die Walvis Bay, den einzig schiffbaren Hafen in dieser Region der Atlantikküste seiner flagge unterstellt hatte, meldete zudem Ansprüche auf das Hereroland im Norden Südwestafrikas an, gestützt auf die Tätigkeit englischer Staatsangehöriger in der britischen Kapkolonie.
Dieser Text wird morgen fortgesetzt.
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5 Kommentare
Nirgends wird über der vater von Hermann Göring gesprochen der dort arbeitete als erster Reichskommissar für Deutsch-Südwestafrika.
Diejenigen, die auf das Deutsche Kaiserreich schimpfen, reden nicht von diesem, sondern von sich selber. Heutzutage werden fremde Länder mit üblen finanziellen Tricks ausgesaugt, zum doppelten Schaden, denn arm werden dadurch sowohl die Bürger und Unternehmen in den Südländern wie auch in den Ländern Europas. Eine unheimliche Wertevernichtung. Profitieren tun allenfalls die staatlichen Obervampire, die sich mit Tyrannei und Bevormundung erkenntlich zeigen.
Compact, es wäre wichtig über die antideutsche Hysterie in Polen und das unmögliche Verhalten der Polen uns gegenüber zu berichten, denn weder die Mainstream Presse, noch die alternative Presse tut das.
Sind sie hier neue oder was? Das tut Compact seit wochen und, wie immer, auf ein sehr professionelle art. Ich habe darüber so viel gelesen das ich manchmal meine muttersprache (französisch) verwechselt mit deutsche worten. Ich fang an sogar Grüss Gott zu sagen anstatt "Bonjour tout le monde" oder "es ist mir scheiss egal" statt "Ca m’est égal". Was das wort "ficken" bedeutet muss ich noch nachschlagen.
Es wurde lediglich der Protest der polnischen Regierung gegen das Compact Heft über polnische Kriegsverbrechen erwähnt, nicht aber der Hass vieler Polen gegen uns, der von Politik und Medien geschürt wird.