Kilometerlange Geoglyphen und Figuren, die nur aus der Luft zu sehen sind: Die Nazca-Linien von Peru geben bis heute Rätsel auf. Eine junge Dresdnerin machte sich schon in den Dreißigern daran, das Geheimnis zu entschlüsseln. Ihr Leben wurde nun verfilmt. Mehr über dieses Phänomen und viele andere lesen Sie in unserer Sonderausgabe „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“. Wir wir seit Jahrhunderten belogen werden! Hier mehr erfahren.

    Eine endlose, staubige Ebene. Die Sonne brennt unbarmherzig auf den ausgetrockneten Boden. Kein Schatten, kein Wasser, nur ein heißer Wind, der von längst vergangenen Zeiten flüstert. Hier, in der Wüste von Nazca in Peru, erstrecken sich rätselhafte Linien über viele Kilometer – präzise Striche, die geometrische Formen und eigenartige Figuren zeigen. Ein astronomischer Kalender? Rituelle Pfade zu unsichtbaren Gottheiten? Oder Landebahnen für fremde Besucher aus dem All, wie Erich von Däniken vermutete?

    Die Wüstenfegerin

    Eine Frau aus Dresden ist diesem Rätsel bereits in den 1930er Jahren nachgegangen. Ihr Name: Maria Reiche. Der Mathematikerin und Archäologin sowie ihren Forschungen in Peru ist ein neuer Spielfilm gewidmet, der ab 25. September 2025 in den deutschen Kinos zu sehen ist. Titel: „Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien“. Länge: 99 Minuten. Regie führte Damien Dorsaz, vertrieben wird er von der Tobis Film.

    Pionierin in Peru: Die Dresdner Archäologin Maria Reiche (Devrim Lingnau) mit Eingeborenen. Szenenbild aus „Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien“. Foto: Tobis

    Die deutsch-französisch-schweizerische Koproduktion verspricht eine spannende Reise zurück in die Dreißigerjahre. Während in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, landet die junge Mathematiklehrerin Maria Reiche (Devrim Lingnau) in Lima. Dort bittet sie der französische Archäologe Paul D’Harcourt (Guillaume Gallienne) um Hilfe bei der Übersetzung alter Schriften. Er vermutet, dass sich darin Hinweise auf ein Kanalsystem in der Wüste bei Nazca finden.

    Der Stoff wurde bereits in einem Roman verarbeitet: Im vergangenen Jahr erschien „Die Wüstenfegerin“ von Daria Eva Stanco, der auf dem eindrucksvollen Leben Reiches basiert. Stanco erzählt eine Geschichte, die zeigt, was echte Berufung und Leidenschaft bedeuten – genau wie Dorsaz‘ Biopic.

    Von Dresden nach Peru

    Doch wer ist die Frau, die helfen soll, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen? Maria Reiche erblickte 1903 in Dresden als ältestes Kind eines Amtsgerichtsrats das Licht der Welt. Sie wurde in unruhige Zeiten geboren: Als junges Mädchen erlebte sie den Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit, als Studentin die Weimarer Verhältnisse mit ihren multiplen Krisen. Sie studierte Mathematik, Physik und Geographie an der Technischen Hochschule Dresden und schloss 1928 mit dem Staatsexamen ab.

    Doch in Deutschland sah sie für sich keine Zukunft – die Weltwirtschaftskrise verschärfte die Armut, und den Aufstieg Hitlers betrachtete sie mit wachsendem Unbehagen. „Ich wollte weg. Irgendwohin. Das war aus mit den Nazis für mich. Europa war wie unter einer dunklen Wolke“, erinnerte sich Reiche später in einer Radio-Dokumentation.

    1932 wagte die Dresdnerin den großen Sprung: Als Hauslehrerin für den deutschen Konsul in Cusco reiste sie nach Peru. Ein Unfall – ein Kaktusstich, der zu einem Gangrän führte – kostete sie einen Finger, doch sie blieb. 1934 zog sie nach Lima, wo sie von Gelegenheitsjobs lebte: Sprachunterricht, Gymnastikstunden, Übersetzungen. Drei Jahre später eröffnete sie eine Sprachschule und arbeitete im peruanischen Nationalmuseum, restaurierte historische Stoffe.

    Die Kultur der Nazca

    Als 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, blieb Reiche in Südamerika. 1941 traf sie den US-Historiker Paul Kosok, der nach antiken Bewässerungssystemen suchte. Gemeinsam flogen sie über die Nazca-Wüste – und entdeckten die Linien am Boden. „Als sie zum ersten Mal aus der Luft betrachtet wurden, wurden sie als prähistorische Landeplätze bezeichnet und scherzhaft mit den sogenannten Kanälen auf dem Mars verglichen“, notierten Reiche und Kosok 1947 in der Zeitschrift Natural History.

    Für die junge Mathematikerin wurden die Geoglyphen zur Berufung. Sie begann, die Linien zu vermessen – zu Fuß, mit Maßband und Sextant, bei 40 Grad Hitze, in Zelten oder einer Lehmhütte ohne Strom und Wasser. Entstanden waren die tatsächlich nur aus der Luft zu erkennenden Formen zwischen 800 v. Chr. und 650 n. Chr., geschaffen wurde sie, so die offizielle Version, von den Nazca- und Paracas-Völkern in der Region.

    Die Nazca-Linien in den peruanischen Anden: Was Erich von Däniken als Landebahnen für prähistorische Raumschiffe ansieht, wird von Mainstream-Archäologen entweder als religiöse Symbolik, astronomisches Muster oder Relikt eines Bewässerungssystems gedeutet. Foto: seb001/Shutterstock

    Die Nazca, ein Volk von Ackerbauern in der trockensten Wüste der Welt, sollen die Geoglyphen gezeichnet haben, indem sie vom Boden die obere, rostfarbene Steinschicht entfernten und den hellen Untergrund freilegten. Die Region war von Wasserknappheit geplagt daher bauten die Nazca sogenannte Puquios – unterirdische Kanäle – und verehrten Fruchtbarkeitsgötter.

    Neuere Forschungen deuten die Linien als heilige Stätten, auf denen Opfer für Regen und Fruchtbarkeit dargebracht wurden, wie Markus Reindel vom Deutschen Archäologischen Institut erklärt. „Die Geoglyphen hatten eine Funktion von Freilichttempeln, also man ist auf die Geoglyphen gegangen, um den Göttern zu opfern. Im Zentrum des Kultes standen ganz offenbar Wasser und Fruchtbarkeit.“

    Von Dänikens Interpretation

    Doch es gibt auch andere Theorien. Manche deuten die Nazca-Linien als astronomischen Kalender, als Wegmarken für Handelsrouten – oder als Landebahnen für Raumschiffe von Außerirdischen. Letzteres geht auf den 1968 erstmals veröffentlichten und seitdem unzählige Male wiederaufgelegten Weltbestseller „Erinnerungen an die Zukunft“ des Schweizer Prä-Astronautikers Erich von Däniken zurück, wie man in unserer Sonderausgabe „Geheime Geschichte – Von den Pharaonen bis zur Kabale im Vatikan“ nachlesen kann. Dort heißt es:

    „Von Däniken interpretiert die Linien als Start- und Landebahnen für Alien-Raumschiffe. Neben den langen, geraden Linien finden sich in der Ebene auch trapezförmige Flächen, die seiner Ansicht nach von Außerirdischen angelegt wurden, um Orientierungsmarken zu bieten.“

    Dies untermauert er unter anderem durch den Verweis auf einige der figürlichen Darstellungen, die dort anzutreffen sind, wie den von ihm so bezeichneten „Astronauten“, der einen der außerirdischen Piloten zeigen soll. Im Zusammenhang mit anderen auffälligen Strukturen in den Anden kommt er in seinem 1997 erschienenen Buch „Zeichen für die Ewigkeit“ zu dem Schluss, dass wir es hier mit einem riesigen Weltraumbahnhof zu tun haben.

    Kampf um die Wüste

    Maria Reiche hingegen hatte freilich einen anderen Ansatz. Sie widmete sich der Sache mit mathematischer Präzision. „Wenn es gelingt, alle Maße in Zeitangaben zu übersetzen, können wir in der Pampa lesen wie in einem riesigen Geschichtsbuch“, schrieb sie.

    Ein Leben im Dienste der Wissenschaft: Maria Reiche (Devrim Lingnau) bei der Arbeit. Szenenbild aus „Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien“. Foto: Tobis

    Die Dresdnerin entdeckte 50 Figuren, vermaß 1.000 Linien auf 150 Quadratkilometern. 1955 ließ sie sich sogar an einen Hubschrauber binden, um Luftaufnahmen zu machen: „Die Spinne hab ich im Jahre 1946 gefunden. Das war die erste Figur nach der Entdeckung von Paul Kosok. Ich war sehr erstaunt (…) Als ich sie erst fand, war sie wunderschön: hell auf einem gleichmäßig dunklen Untergrund.“

    Ihr Leben war asketisch:

    „Für viele ist es zu öde und verlassen, für mich ist es mein Land, und ich fühle mich eins mit dem weiten Himmel, dem dunklen steinigen Boden und der weiten Ebene, auf der ein Mensch sich verliert wie ein kleiner unsichtbarer Punkt in der Ferne. Ich spüre bei der Arbeit nicht Hunger und Durst und älter werden.“

    Unterstützt von ihrer Partnerin Amy Meredith, kämpfte Reiche gegen die Zerstörung der uralten Zeichen durch Bewässerungsprojekte oder die Panamericana-Autobahn – die Deutsche protestierte, baute einen Turm und erreichte 1973 den staatlichen Schutz des Gebietes. 1994 wurden die Nazca-Linien zum UNESCO-Welterbe erklärt.

    Pionierin und Beschützerin

    Von Dänikens Prä-Astronautik-Theorien machten die Linien weltberühmt, zogen Touristen an – und trieben Reiche zur Weißglut. Sie kritisierte den Autor aus der Schweiz scharf in dem Werk „Waren die Götter Astronauten? Wissenschaftler diskutieren die Thesen Erich von Dänikens“ (1970). „Angeblich schrieb sie ihm wütende Postkarten“, berichtet die Seite grenzwissenschaft-aktuell.de.

    Reiche sah in den Linien ein menschliches Meisterwerk, kein Alien-Artefakt. „Die Zeichen müssten Landebahnen für Außerirdische sein, so behauptete es Erich von Däniken. Allerdings blieb er jedem nur annähernd wissenschaftlich geführten Beleg für seine Hypothesen schuldig“, bemängelte sie.

    Dorsaz, der die Sächsin in den 1990ern persönlich kennenlernte und 2006 einen Dokumentarfilm über sie drehte, ehrt sie in „Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien“ als wissenschaftliche Pionierin und Beschützerin von uralten Relikten einer längst untergegangenen Kultur.

    Produzent Oliver Damian betont:

    „Ihre Bereitschaft, einen Sinn im Leben zu suchen und sich dem auch vollständig zu widmen. Maria Reiche hat für ihre Überzeugung jahrzehntelang unter kargen Bedingungen in extremem Wüstenklima gelebt.“

    Der Spannungsbogen des Films reicht von der Entdeckung der Linien über den Kampf um ihre Bewahrung bis zum Versuch, das Rätsel zu lösen – und doch bleiben die Geoglyphen von Nazca ein Mysterium, das uns fesselt. Wie Reiche selbst: Eine Frau, die die Wüste bezwang und ein unschätzbares Erbe schuf.

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