So viele Promis haben sich noch nie als Regimekritiker geoutet. Xavier Naidoo war der Dammbrecher – und eine zentrale Rolle spielt der Messenger-Dienst Telegram. Unser Rückblick.

    Es folgen Auszüge aus einem Artikel, den Sie in COMPACT 12/2020 ungekürzt lesen können

    März: Der Clip fegt wie ein Orkan durch die sozialen Medien: «Ich hab fast alle Menschen lieb – aber was, wenn fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt», klagt der Sänger mit sanfter Stimme. «Keiner darf meine Leute quälen. Wenn doch, der kriegt’s mit mir zu tun. Lasst uns das beenden – und zwar nun!»

    «Ich sage meine Meinung, auch wenn ich Nachteile dadurch habe.» Xavier Naidoo

    Xavier Naidoo hat genug – und seine am heimischen Computer aufgenommene Migrationskritik weitreichende Folgen: Nicht einmal 24 Stunden später wird er aus der Jury der Castingshow Deutschland sucht den Superstar  (DSDS) geschmissen. Produzent Dieter Bohlen spricht von «Hass und Hetze», RTL distanziert sich von dem farbigen Soul-Star – und mit dem Sender fast das gesamte Showbiz. Dafür gewinnt der populäre Schmusesänger eine Reihe neuer Fans hinzu – auch unter den Lesern dieser Zeitschrift. Inzwischen hat sich das Coronavirus den Weg von Wuhan nach Deutschland gebahnt. Der Lockdown wird zum Katalysator – aus Promis werden Mutbürger.

    Superspreader der Wahrheit

    Trendsetter auf Telegram: Xavier lockt die Stars ins zensurfreie Netz. Wir feiern ihn mit einer Biografie. Zu bestellen unter compact-shop.de. Foto: COMPACT

    April: Naidoo lässt sich nicht unterkriegen. Nun erhebt er seine Stimme gegen Maskenpflicht und Freiheitsberaubung. Seine Salven feuert er per Telegram ab. Der zensurfreie Messenger-Dienst wird zum Superspreader der Wahrheit – und zum Zufluchtsort für Systemkritiker, die auf Facebook und Youtube mundtot gemacht werden. Bei COMPACT kann Naidoo frei Schnauze reden: «Ich sage meine Meinung, auch wenn ich Nachteile dadurch habe.»

    Das versucht auch Sonja Zietlow (Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! ). Im Zuckerberg-Netz stellt sie sich hinter pandemiekritische Mediziner wie Sucharit Bhakdi und Bodo Schiffmann. Doch nach einem Shitstorm geht die Dschungelcamp-Moderatorin vor dem virtuellen Mob in die Knie – und löscht ihre Facebook-Präsenz. Stabiler erweist sich Rockmusiker Martin Kesici. Der Berliner Star-Search-Gewinner ist schon bei den ersten Corona-Demos in der Hauptstadt dabei. Til Schweiger macht sich derweil über das Robert-Koch-Institut lustig – und bekommt dafür vom Mainstream den Aluhut aufgesetzt.

    Mai: Der Auftritt vor dem Reichstag triggert vor allem seine Stammklientel: Attila Hildmann – Deutscher mit anatolischen Wurzeln – brutzelt in Berlin-Charlottenburg vegane Burger und Tofu-Döner für die Bionade-Bourgeoisie. Nun geht er gegen die Corona-Diktatur auf die Barrikaden. Die Weltoffenen verfahren bald nach dem Motto: «Kauft nicht beim Türken!» Supermärkte wie Edeka nehmen Hildmanns Bio-Produkte aus dem Sortiment, Porsche löscht einen Promo-Clip. Der Autor preisgekrönter Kochbücher sagt dem Spiegel : «Lieber sterbe ich im Kampf für Freiheit und Demokratie, als dass ich mein Leben als Sklave in einer Diktatur verbringe.» Im Interview mit COMPACT warnt er vor Impf-Diktator Bill Gates und der Errichtung einer Weltregierung. Sein Telegram-Kanal wächst rasant, er wirft Merkel «Hochverrat am deutschen Volk» vor, schimpft über Freimaurer und Hochfinanz. Regime-Clowns verpassen ihm Spitznamen wie «Avocadolf» und «Hirse-Hitler».

    Juni: Das Wahrheitsvirus grassiert auch in der Deutschrap-Szene. Sido glaubt, «dass die großen Medien unterwandert sind». Im Plausch mit Hip-Hop-Homie Ali Bumaye sinniert er über «den alten Rothschild», der «seine Kinder überall hingeschickt» habe. Kollegah wünscht sich eine «objektive Berichterstattung» über Pädo-Pizzagate, und Fler sagt im Bunkertalk über Hildmann und Naidoo, die beiden seien «Systemopfer». Die Beispiele zeigen: Nicht nur Corona, auch andere Narrative werden zunehmend hinterfragt.

    Liebesgrüße von Nena

    August: Der Sommer des Widerstandes erreicht seinen Höhepunkt mit den beiden Querdenken-Großdemos in Berlin. Auf der Bühne steht auch Thomas Berthold. Der Fußball-Weltmeister und 62-fache Nationalspieler hatte seinen Einstand schon auf dem Cannstatter Wasen gegeben. Dort bekundete er vor tausenden Corona-Kritikern, dass sein Vertrauen «in die politische Führung dieses Landes» mittlerweile «bei unter null» angekommen sei.

    «Denk an Xaviers Worte: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen.» Nena

    (…)

    Vom TV-Pfarrer zum Prediger wider die Corona-Hysterie: Jürgen Fliege am 12. September auf der Querdenken-Kundgebung in München. Seine Botschaft: «Fürchtet Euch nicht!» Foto: picture alliance/dpa

    Oktober: Der Ballermann ist menschenleer, das Sommerhaus der Stars verwaist. Dafür steppt auf Telegram der Bär. Dort hat sich nun auch Michael Wendler («Sie liebt den DJ» ) angemeldet. In einem Video wirft der aus Trash-TV-Formaten bekannte Schlagersänger Merkel & Co. «bezüglich der angeblichen Corona-Pandemie (…) grobe und schwere Verstöße gegen (…) das Grundgesetz» vor. Alle Fernsehsender, auch RTL, seien «gleichgeschaltet und politisch gesteuert». Deshalb macht der Wendler den Naidoo und verlässt die DSDS-Jury. Sofort stoppen die Supermarktkette Kaufland und das Modelabel Uncle Sam ihre Werbekampagnen mit der in Florida lebenden Stimmungskanone. Boulevardgazetten berichten empört, dass er sogar mit Trump-Sticker auf dem SUV herumgurkt. Und was macht Laura, die 20-jährige Gattin des 48-Jährigen? Sie hält ihm die Stange! Per Instagram lässt sie die Öffentlichkeit wissen: «Natürlich bleibe ich bei Michael – was wäre ich denn sonst für eine Ehefrau?»

    Ein echtes Traumpaar: Nein, sie liebt nicht den DJ, sondern den Wendler. Laura steht zu ihrem Mann, der sich mit dem Wahrheits-Virus infiziert hat – und nicht mehr am Ballermann oder in der DSDS-Jury sitzt, sondern bei Telegram über Corona-Lügen aufklärt. Die Werbeverträge sind deswegen geplatzt, die Gage ist futsch, die Eigentumswohnung vom Finanzamt gepfändet. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress

    Ein interessantes Detail verrät Wendlers Manager Markus Krampe dem Spiegel : In der Nacht vor der Veröffentlichung seines Anti-Corona-Statements soll sich sein Schützling mit Hildmann ausgetauscht haben. Beide hatten 2016 bei der RTL-Show Let’s Dance  das Tanzbein geschwungen. Der Berliner Vegan-Koch teilt sogleich über Telegram mit, dass ihm bald zehn weitere Promis ins Widerstandslager folgen werden…

    Gehört dazu auch Nena? Die Powerfrau, die 1983 mit «99 Luftballons» einen Megahit landete, setzt am 14. Oktober folgenden Instagram-Post ab: «Ich habe meinen tiefen Glauben an Gott. Daher kommt mein Vertrauen ins Leben. Und ich habe meinen gesunden Menschenverstand, der die Informationen und die Panikmache, die von außen auf uns einströmen, in alle Einzelteile zerlegt. Und so ist es mir möglich, mich nicht hypnotisiert von Angst in die Dunkelheit ziehen zu lassen. Lasst uns ins Licht gehen und für die Liebe stehen, denn trotz allem Wahnsinn, den wir hier erleben, glaube ich und weiß, dass der positive Wandel nicht mehr aufzuhalten ist.» Hört sich allerdings eher nach Inspiration durch den smoothen Xavier als nach Rüpel-Attila an. Und tatsächlich: Auf einen Fan-Kommentar antwortet die NDW-Legende: «Denk an Xaviers Worte: Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen.» Das klingt verdächtig nach dem «Where we go one, we go all» der QAnons…

    Der Mainstream reagiert gereizt auf die Liebesbotschaft. Von «wilden Corona-Äußerungen» ist die Rede, und das Nachrichtenportal Tag24 fragt spöttisch: «Wird Nena etwa die nächste Aluhut-Trägerin?»  (…)

    Reizfigur Attila Hildmann: 2018 standen noch die Hipster vor seiner Snack-Bar für vegane Burger und Döner an, in diesem Jahr kam die Antifa. Foto: picture alliance / Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

    Ganz und gar nicht herzlich endet die Trennung von S. Fischer und Monika Maron: Nach 40 Jahren Zusammenarbeit beendet der Verlag die Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin. Gerade war dort noch ihr Roman Artur Lanz erschienen. «Man kann nicht bei S. Fischer und gleichzeitig im Buchhaus Loschwitz publizieren, das mit dem Antaios-Verlag kooperiert», begründet das Haus den Schritt. Laut FAZ wurde Marons Agenten mitgeteilt, sie sei «politisch unberechenbar».

    Uwe Steimle, Kabarettist und Erfinder des Wortes «Ostalgie». Foto: Schleich TV

    Die Edition Exil der Dresdner Buchhändlerin Susanne Dagen ist für Literaten das, was Telegram für Popstars ist: ein Ort, an dem man auch Unbequemes äußern kann. Uwe Tellkamp ließ dort seine Erzählung Das Atelier  verlegen, Monika Maron nun den Essayband Krumme Gestalten, vom Wind gebissen. S. Fischer hatte 1981 ihren ersten Roman Flugasche veröffentlicht. Das Buch durfte in der DDR nicht erscheinen, weil es die dortige Umweltverschmutzung und Zensur thematisierte. Jetzt hat die Berlinerin ein Déjà-vu…

    Mälzer kocht schon

    November: Ausgerechnet zu Beginn des zweiten Lockdowns tritt der Wendler den Rückzug an. Nachdem seine Laura wohl von Showbiz-Freunden unter Druck gesetzt wurde, verabschiedet er sich von Telegram: «Ich habe gesagt, was wichtig war, und getan, was ich konnte. Jetzt seid Ihr aufgefordert, die Welt zu verbessern und sich nicht nur auf andere zu verlassen, die Euch diese Arbeit abnehmen.» War wohl doch nicht alles «egal»…

    Als standfester und vor allem pfiffiger erweist sich Jürgen Fliege. Der TV-Pfarrer erklärt eine Querdenken-Demo an Allerheiligen in München kurzerhand zum Gottesdienst, um die auferlegte Teilnehmerbeschränkung auszuhebeln. Der Hamburger Star-Koch Tim Mälzer bringt die Ungerechtigkeit gegenüber seiner Branche im Interview mit dem Handelsblatt auf den Punkt: «Als Unternehmer und Arbeitgeber hat man uns Gastronomen alles abverlangt in der Krise. (…)

    Dieser Artikel erschien ungekürzt im COMPACT-Magazin 12/2020. Diese Ausgabe können Sie in digitaler oder gedruckter Form  hier bestellen.

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