Der US-Konzern Coca-Cola will mithilfe seines deutschen Tochterunternehmens Apollinaris einen neuen Tiefbrunnen im Landkreis Lüneburg bohren, um das Grundwasser unter der Handelsmarke Vio zu vermarkten. Das Beispiel zeigt exemplarisch die Gefahren der schrankenlosen Globalisierung auf.

    In der Region in Niedersachsen betreibt der Getränkehersteller bereits zwei Tiefbrunnen. Alle Unterlagen zu dem neuen Vorhaben sind bereits bei den Behörden eingereicht. Dabei hatten Bürgerinitiativen zuletzt – besonders vor dem Hintergrund der vergangenen trockenen Sommer – gegen den dritten Tiefbrunnen, das Abfüllen des Wassers in Flaschen und den hohen Verkaufspreis protestiert.

    Firmenlogo an der Zentrale in Atlanta (Georgia): Coca-Cola ist nach Nestlé und PepsiCo der größte Nahrungsmittelkonzern der Welt. | Foto: Katherine Welles, Shutterstock.com

    Coca-Cola will mit dem neuen Projekt bei Reppenstedt bis zu 350.000 Kubikmeter Wasser jährlich aus einer Tiefe von etwa 195 Metern fördern. Bei einem Testlauf, der in diesem Monat beginnt, könnten laut behördlicher Erlaubnis bis zu 118.000 Kubikmeter Grundwasser abgepumpt werden. Der Versuch soll bis Ende März 2021 andauern, sodass bis dahin bereits eine riesige Menge an dem natürlichen Rohstoff abgepumpt sein wird.

    Sollte der Konzern die Genehmigung bekommen, was zu erwarten ist, könnte er später mit einem entsprechenden Wasserrechtsantrag bei den Behörden darum nachsuchen, die Fördermenge zu erhöhen – dann aber ohne öffentliche Beteiligung. Die Bürgerinitiativen wollen daher den neuen Tiefbrunnen verhindern, zumal nach ihrer Einschätzung beim laufenden Verfahren kein unabhängiger Gutachter involviert und später eine öffentliche Einwirkung nicht mehr möglich wäre, auch wenn die trockenen Sommer mit Wassermangel besonders für die Landwirtschaft sich erwartungsgemäß fortsetzen würden. Coca-Cola könnte dann trotzdem die Fördermengen erhöhen, ohne öffentlichen Widerstand fürchten zu müssen.

    Vom pfälzischen Weinberg an die Börse

    Doch wie ist eigentlich die alte deutsche Mineralwasserfirma Apollinaris zu Coca-Cola gekommen? Ein Blick in die Geschichte: Der Pfälzer Winzer Georg Kreuzberg ersteigerte im 19. Jahrhundert einen Weinberg in der Nähe von Bad Neuenahr. Als jedoch der Wein dort nicht gedeihen wollte, führte er Probebohrungen durch und fand im Jahr 1852 in 15 Metern Tiefe kohlensäurehaltiges Wasser. Die hohe CO2-Konzentration im Boden war der Grund des schlechten Wachstums seiner Weinstöcke.

    Aktie der Apollinaris AG (1876). | Foto: EDHAC e.V., CC0, Wikimedia Commons

    Kreuzberg benannte die Quelle nach Apollinaris von Ravenna, dem Schutzpatron des Weines, denn der Berg liegt am Pilgerweg zum Haupt des Heiligen auf dem Remagener Apollinarisberg, und zu Füßen des Weinbergs befand sich eine Pilgerrast samt Heiligenhäuschen mit Apollinarisfigur. Das war der Beginn der Nutzung der Quelle.

    Als Kreuzberg 1873 verstarb, wurde von seinen Erben die Aktiengesellschaft Apollinarisbrunnen vormals Georg Kreuzberg gegründet, die 1885 den nahe gelegenen Heppinger Brunnen erwarb. 1895 meldete Apollinaris das rote Dreieck – mit dem Symbol wurden in Großbritannien damals besonders gute Produkte ausgezeichnet – und dem Slogan „The Queen of Table Waters“ als Warenzeichen an. Man wollte so den englischen Markt erobern. Schon zwei Jahre später wurde das Unternehmen an die Londoner Hotelgruppe Frederick Gordon veräußert und in die Holdinggesellschaft Apollinaris und Johannis Ltd. London eingegliedert. 1913 erreichte Apollinaris eine Jahresabfüllung von 40 Millionen Flaschen, 90 Prozent der Produktion wurden über den Seeweg in alle Regionen der Welt exportiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Quellen verstaatlicht.

    Nachdem 1955 die Schweppes Ltd. das Unternehmen erworben hatte, folgte 1956 der Weiterverkauf aller Anteile an die Dortmunder Union-Schultheiß Brauerei AG. 1991 kam es zur Gründung eines Joint-Ventures mit der deutschen Schweppes GmbH. Das neue Unternehmen firmierte als Apollinaris & Schweppes GmbH. 2002 übernahm Cadbury Schweppes alle Anteile.

    Im Jahr 2006 erfolgte dann der Verkauf an Blackstone und Lion Capital – und noch im gleichen Jahr erwarb Coca-Cola die Gesellschaft. Die Markenrechte an den Schweppes-Produkten wurden an die Krombacher Brauerei verkauft. Die Produktion liegt weiterhin bei der Apollinaris Brands GmbH mit Firmensitz in Berlin. Diese ist eine Tochterfirma des Coca-Cola-Konzerns, in Deutschland vertreten in Deutschland durch die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG. Mit seinen Quellen in Bad Neuenahr-Ahrweiler wird jährlich ein Absatzvolumen von mehr als 750 Millionen Litern erzielt. Der Versand erfolgt dabei im Jahresmittel mit 150 Lastzügen werktäglich.

    Verschachert an US-Investoren

    Das Beispiel Apollinaris zeigt exemplarisch, wie deutsche Unternehmen weiterverkauft, zerschlagen, zerteilt und dann von Globalisten vereinnahmt werden. In diesem Fall ist die Sache aber besonders brisant, denn zukünftig soll Wasser nicht mehr als Allgemeingut des jeweiligen Landes gelten, sondern als bewegliche Ware weltweit verkauft werden – ohne Rücksicht auf die wirtschaftlichen Belange des Ursprungslandes.


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    Im Dezember 2020 erlaubte die US-Warenterminbörse in Chicago erstmals den Handel mit Wasser. Die Befürchtung, dass Spekulanten in das Geschäft mit dem lebenswichtigen Gut einsteigen könnten, ist also mehr als berechtigt. Wohin das führen kann, zeigt der zunächst geheim gehaltene Verkauf des Bodenseewassers im Jahr 2008, der wieder rückgängig gemacht wurde, weil die Schwaben dagegen massiv protestierten – und die baden-württembergische Landesregierung in Stuttgart unter massiven finanziellen Druck geriet.

    Die beiden Wasserversorger von Stuttgart, das sein Wasser hauptsächlich vom Bodensee bezieht, hatten ihr gesamtes Leitungsnetz im Rahmen eines sogenannten Cross-Border-Leasing-Deals an die USA überschrieben, das heißt Städte verkauften Eigenbetriebe an US-Investoren, mieteten sie zurück und kamen damit schnell an Geld.

    Zurück zur Allmende

    In der Finanzkrise drohte das System in sich zusammenzufallen, da Investoren wie der US-Versicherer AIG von der US-amerikanischen Regierung mit 200 Milliarden Dollar gestützt werden mussten, weshalb der Landesregierung in Stuttgart Garantiezahlungen in Höhe von 100 Millionen Euro drohten. sodass sie alles daran setzte, aus dem Vertrag wieder herauszukommen. Dies gelang ihr auch auch – allerdings mit einem Verlust von 13 Millionen Euro. Die verantwortlichen Behörden und Politiker wurden jedoch niemals für ihre Fehlentscheidung zur Rechenschaft gezogen und in Regress genommen. Kein Wunder also, dass ein solches Beispiel Schule macht.

    Wasser – ein essentielles Gut. | Foto: ExplorerBob, CC0, Pixabay.com

    Wasser und Boden waren schon immer Allmenderechte der ansässigen Bevölkerung – und das muss auch so bleiben. Damit wird garantiert, dass solche elementaren Güter nicht veräußert werden können, schon gar nicht an Firmen außerhalb des eigenen Landes. Wasser ist ein unentbehrliches Grundlebensmittel und Boden ein unentbehrliches Produktionsmittel.

    Das Vorhaben der Globalisten, über deutsche Tochtergesellschaften darauf Zugriff zu nehmen, besonders aufs Wasser, gehört unterbunden, weil damit die Ressourcen in Deutschland gefährdet werden –  und dann auch noch kräftig daran verdient wird, aber hauptsächlich an der deutschen Steuer vorbei. Mit dieser Politik macht sich die Bundesrepublik zwangsläufig arm, was zur Folge hat, dass der deutsche Steuerzahler bis ins hohe Alter ausgepresst wird wie eine Zitrone –  und es trotzdem nie genug ist.

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