Niemand, der klar bei Verstand ist, leugnet die schrecklichen Untaten, die unter Hitler begangen wurden. Dass hingegen auch schwerste Verbrechen an Deutschen während des Zweiten Weltkriegs und danach begangen wurden, droht dem Vergessen anheimzufallen. Mit seiner Dokumentation „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939–1947“ ruft uns Erich Kern dies wieder in Erinnerung. Hier mehr erfahren.
Im Januar 1945 brach mit der Großoffensive der Roten Armee in Ostpreußen und den anderen östlichen Provinzen des Deutschen Reiches die Hölle los. Hunderttausende machten sich verzweifelt auf den Weg nach Westen, insbesondere zu den Häfen.
Bei Temperaturen von zwanzig Grad unter Null erfroren zahlreiche Kinder und ältere Menschen – viele von ihnen konnten in der tief verschneiten Landschaft nicht einmal begraben werden. Die Trecks der Vertriebenen wurden zudem von der sowjetischen Luftwaffe unter Beschuss genommen.
Gräueltaten in Ostpreußen
Die Angst der Deutschen, in die Hände der Roten Armee zu fallen, war unbeschreiblich groß. Alle erinnerten sich an das Schicksal von Nemmersdorf, einer Gemeinde im ostpreußischen Grenzgebiet, die im Oktober 1944 vorübergehend in sowjetische Hand gefallen war. Hier waren Frauen und Kinder vergewaltigt und regelrecht abgeschlachtet worden, wie Erich Kern in seinem Werk „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939–1947“ schildert und mit Zeugenaussagen und Dokumenten belegt.

Auch 1945 kam es zu unbeschreiblichen Grausamkeiten der Rotarmisten an der deutschen Zivilbevölkerung. Die fürchterliche Verrohung der Soldaten wurde auch vom späteren Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn, selbst Angehöriger der vorrückenden sowjetischen Truppen, in seinem erschütternden Gedicht „Ostpreußische Nächte“ beschrieben, das 1976 in einer zweisprachigen Edition in Deutschland herauskam. Darin schreibt er anklagend:
Gedicht «Ostpreußische Nächte», das 1976 in einer zweisprachigen Edition in Deutschland herauskam. Solschenizyn schreibt anklagend:
„Kleinkoslau, Großkoslau,/ Jedes Dorf in hellen Flammen!/ Alles brennt! Es brennen Ställe,/ Brüllt das eingeschlossene Vieh,/ Tja, ihr Guten,/ seid ja Deutsche. (…) Durch die Wand gedämpft – ein Stöhnen:/ Lebend finde ich noch die Mutter./ Waren’s viel auf der Matratze?/ Kompanie? Ein Zug? Was macht es!/ Tochter – Kind noch, gleich getötet./ Alles schlicht nach der Parole:/ Nichts vergessen, nichts verzeih’n!/ Blut für Blut! – und Zahn für Zahn,/ Wer noch Jungfrau, wird zum Weibe/ Und die Weiber – Leichen bald./ Schon vernebelt, Augen blutig,/ Bittet: Töte mich, Soldat!“
Ebenfalls von Solschenizyn überliefert sind folgende Geschehnisse in Ostpreußen: „Eine Kolonne Soldaten, (…) sie gehen ins Haus. Sie lachen: Mutter, gib Eier! Die Hausfrau gibt ihnen saftige Äpfel. Sie ergreifen sie. Die Äpfel knistern unter den durchgefrorenen Zähnen. Dann erschossen sie die Hausfrau, der Teppich wurde von Blut bespritzt. Der Mann lag krank im Bett, man hat ihn mit der Maschinenpistole geheilt. Nur der kleine Junge, ihr Enkel, konnte entkommen. Wie ein Tier, wie ein Hase lief er durchs Feld zum Wald. Hinter ihm beinahe ein Zug, in Unordnung, schießend. Ich wette, er ist verwundet! So ist es! Er entkommt.“
Ehrenburgs Mordhetze
Dass es zu dieser Entmenschlichung kam, hatte verschiedene Gründe, wie man in „Tod den Deutschen“ nachlesen kann. Die Sowjetsoldaten hatten einen fürchterlichen Krieg und zuvor die Stalin-Ära mit ihren Säuberungen und Hungersnöten erlebt. Als sie nun erstmals Feindesland betraten, wurden sie außerdem noch auf übelste Weise von dem berüchtigten Propagandisten Ilja Ehrenburg aufgehetzt.

Er hämmerte – wie Kern in seiner Dokumentation schildert – den vorrückenden Soldaten ein: „Tötet, Ihr tapferen Rotarmisten. Tötet. Es gibt nichts, was an den Deutschen unschuldig ist. Folgt der Anweisung des Genossen Stalin und zerstampft das faschistische Tier in seiner Höhle. Brecht mit Gewalt den Rassenhochmut der germanischen Frauen. Nehmt sie als rechtmäßige Beute. Tötet, Ihr tapferen, vorwärts stürmenden Rotarmisten. Tötet!“
Massenvergewaltigungen in Berlin
Ehrenburgs Mordhetze zeigte ihre Wirkung – nicht nur in Ostpreußen, sondern wenig später auch in Berlin. Der Schriftsteller Bertolt Brecht notierte mit Blick auf die dort von Rotarmisten begangenen Sexualverbrechen:
„Die Begegnung der Deutschen mit den Befreiern wurde zum Überfall, der die Siebzigjährigen und die Zwölfjährigen nicht schonte und in aller Öffentlichkeit vor sich ging.“
Das nach dem Krieg lange Zeit tabubehaftete Thema rückte 2011 schlagartig ins Licht der Öffentlichkeit, als Heribert Schwan das Buch „Die Frau an seiner Seite – Leben und Leiden der Hannelore Kohl“ veröffentlichte und darin die tragische Lebensgeschichte der Kanzlergattin, die sich zehn Jahre zuvor das Leben genommen hatte, nachzeichnete.
Schwan gehörte Ende der 1990er Jahre zu einem Autorenteam, das von Helmut Kohl engagiert worden war, um ihn beim Verfassen seiner Memoiren zu unterstützen. Dabei führte Schwan auch ausgiebige Gespräche mit Hannelore Kohl, die ihm anvertraute, dass sie im Alter von zwölf Jahren von sowjetischen Soldaten mehrfach vergewaltigt worden war, die sie dann „wie einen Zementsack aus dem Fenster geworfen“ hätten. Dabei zog sich die gebürtige Berlinerin eine Wirbelverletzung zu, an der sie zeitlebens leiden sollte.
Hannelore Kohl war nur eine von unzähligen Frauen, die beim Einmarsch der Roten Armee 1945 sexuellen Übergriffen zum Opfer fielen. Der Kulturhistoriker Hans Peter Duerr schreibt in seinem Buch „Obszönität und Gewalt: Der Mythos vom Zivilisationsprozess“ von den „vielleicht schlimmsten Massenvergewaltigungen, die jemals von der weiblichen Bevölkerung eines besiegten Landes erduldet werden mussten“.
Der russische Dramatiker Sachar Agranenko notierte im Januar 1945 in seinem Tagebuch, das er als sowjetischer Marineoffizier führte:
„Neun, zehn, zwölf Mann zur gleichen Zeit – vergewaltigt wird im Kollektiv.“
Erich Kern untermauert in „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939–1947“ solche Selbstzeugnisse und Berichte nicht nur mit Aussagen von Augenzeugen und Betroffenen, sondern liefert auch die Dokumente, die zeigen, dass der vergewaltigenden und mordenden Soldateska von höchster sowjetischer Stelle quasi ein Freibrief erteilt wurde. Erst ein Machtwort von Georgi Alexandrow, Stalins Propagandachef im Zentralkomitee, bereitete der Ehrenburg-Hetze ein Ende und dämmte die Gewaltorgien der Soldaten ein.
Sexuelle Gewalt im Westen
Sexuelle Übergriffe durch die Truppen der Sieger gab es allerdings auch im Westen, wie Kern in seiner Dokumentation belegt. Der französische General Jean de Lattre de Tassigny hatte am 5. April 1945 als Direktive an seine auf deutschen Boden vorstoßenden Truppen ausgegeben, sie mögen „einen natürlichen Hass gegen den grausamen Feind unserer Freiheit und unserer Kultur, einen legitimen Hass gegen eine Nation, die gierig ist, die Welt zu unterwerfen“, nicht zurückhalten.
In einigen Orten Südwestdeutschlands kam es daraufhin im April und Mai 1945 zu Vergewaltigungen, Brandstiftungen, willkürlichen Erschießungen von Deutschen durch die Franzosen. In der amtlichen Sammlung „Dokumente deutscher Kriegsschäden“, die Kern in „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939–1947“ anführt, findet sich ein Augenzeugenbericht über die Vorgänge in Freudenstadt, in dem es heißt:
„Weiße Franzosen, Fremdenlegionäre, Marokkaner und Algerier besetzten die Stadt. (…) Es wurde drei Tage lang gemordet, geplündert, vergewaltigt und Häuser angezündet. Frauen von 16 bis 80 Jahren waren Freiwild; Väter und Mütter, die sich schützend vor ihre Angehörigen stellten, wurden niedergeschossen; die Schreie der gequälten Menschen hallten durch die Nächte. Circa 800 geschändete Frauen meldeten sich zur ärztlichen Untersuchung im Krankenhaus.“
Dies alles droht heutzutage in Vergessenheit zu geraten oder wird mit Verweis auf die Untaten, die unter Hitler begangen wurden, relativiert. Eine ausgewogene, gerechte und wahrhaftige Geschichtsschreibung hat jedoch die Verbrechen auf allen Seiten zu betrachten, ohne sie gegeneinander aufzurechnen.
Gegen das Vergessen: In seiner aufrüttelnden Dokumentation „Tod den Deutschen. Verbrechen am deutschen Volk 1939-1947“ zeichnet Erich Kern den Massenmord an Millionen Deutschen anhand von Zeitzeugenberichten und Dokumenten nach. Hier bestellen.