Kommentar von Hilfe zum Samstag, dem 15.08.2020

    Der Zusammenbau des Atomfusions-Reaktor ITER ( Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor) tritt in eine entscheidende Bauphase, denn in das bereits stehende Reaktorgebäude wird nun die Innenausstattung gebracht: Zwei große Feldspulen, wobei der Termin symbolisch zu verstehen ist, denn es wird seit 35 Jahren geplant. Ohnehin war das Projekt wegen der Kostenexplosion stark in die Kritik geraten: Ursprünglich waren fünf Milliarden Euro veranschlagt, jetzt aber weiß niemand, ob 20 Milliarden Euro reichen werden.

    Präsident Macron indes feierte den Termin 25.07.2020 bei einer Online-Veranstaltung mit den zusätzlich zu den EU-Staaten dran beteiligten Ländern wie China, Indien, Japan, Südkorea, Russland und USA. Die EU zahlt mit 45,6 Prozent den größten Anteil der Kosten. Die anderen Partner beteiligen sich mit jeweils 9,1 Prozent. Die Atomfusion soll langfristig die Energieprobleme auf der Erde lösen, da bei der Kernfusion großen Mengen an Energie frei werden und kein CO2 oder radioaktiver Abfall entsteht.

    Die Sache hat nur mehrere Haken, da der Prozess der Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium, wie er auf der Sonne stattfindet, auf der Erde nicht einfach imitiert werden kann. Die Sonne hat 330.000 Mal die Masse der Erde und erzeugt das Helium in ihrem atomaren Brennofen in ihrem Inneren, holt sich den Nachschub aus ihrem inneren Wasserstoff-Vorrat durch Konvektionsströme, die auch die anfallende Energie in die äußeren Bereiche der Sonne bringen.

    «Wir bewegen uns in Richtung Ökodiktatur», warnte der Ökonom Carl Christian von Weizsäcker bereits 2011. COMPACT-Spezial 22: „Klimawahn: Öko-Diktatur und die heimliche Agenda der Grünen“ klärt auf. Infos und Bestelloption hier.

    Wegen der hohen Temperaturen von 16 Millionen Grad Celsius im Inneren der Sonne (Oberflächenbereich etwa 6000 Grad Celsius) liegen die Atomkerne von Wasserstoff als sogenanntes „Plasma“ vor, das die Kernfusion und Umwandlung zu Helium überhaupt erst möglich macht. Der Brennstoffvorrat der Sonne an Wasserstoff reicht noch für etwa fünf Milliarden Jahre; die Hälfte ihrer aktiven Lebenszeit hat die Sonne bereits hinter sich. Dann wird sie sich zum Roten Riesen aufblähen und die inneren Planeten wie Merkur, Venus, Erde und Mars als erste verschlingen, bevor mit dem Zusammenbruch der Sonne das Ende unseres Sonnensystems eingeleitet ist. Durch die großen Masse der Sonne entsteht eine enorme Gravitation, die das Plasma der Sonne zusammenhält.

    Das fehlt auf der Erde und kann nicht kopiert werden. Man muss andere Lösungen finden, um das Plasma, das bereits durch hohe Temperaturen erzeugt werden kann, zusammenzuhalten. Russische Wissenschaftler sind vor Jahrzehnten auf die Idee gekommen, durch einen Torus-Ring (sieht aus wie ein Donut) von erzeugten Magnetfeldern das Plasma im Inneren des Torus zu halten. Danach wurde diese Art des Reaktortyps als Tokamak-Reaktor bezeichnet. Die Idee ist gut, aber die begleitenden Probleme keineswegs gelöst, denn das Plasma schwappt gegen die Wände des Torus und kann auch verloren gehen.

    Die heißen Gase prallen gegen Wände, die Millionen Grad Celsius heiß sind, abgeleitet werden und dann über Wasserdampf die angeschlossenen Turbinen zur Stromerzeugung antreiben. Der Nachschub im Torus ist auch ungeklärt. Die Dauer eines Impulses kann zwar durch Einbringung von Neutronen, die sofort ionisiert werden, auf maximal 15 Minuten verlängert werden. Dann aber bricht der Vorgang ab und muss neu gezündet werden, was für ein Kraftwerk, das rund um die Uhr Strom liefern soll, nicht geeignet ist.

    Der Atomreaktor ITER, der nördlich von Marseille in Südfrankreich seinen Standort hat, soll nach der Zusammenbauphase dann ab 2025 den Betrieb aufnehmen und beweisen, dass das angedachte Prinzip überhaupt funktioniert. ITER ist also ein reiner Versuchs-Reaktor, der keinen Strom für Haushalte oder die Industrie liefern wird. Der bekannte deutsche Professor Harald Lesch rechnet mit weiteren 20 bis 30 Jahren, bis alle technischen Probleme gelöst sind, so dass der Reaktor ans Netz kann.

    Der Atomfusionsreaktor wäre durchaus langfristig die Lösung der Energieprobleme. Wegen der Dringlichkeit des Klimawandels aber – immerhin haben wir ja 2020 wieder einen Dürresommer – ist er nicht geeignet, kurzfristig die Energieprobleme Deutschlands und Europas zu lösen. Wir müssen das Steuer in
    den nächsten zehn Jahren herumreißen, Ansatzpunkte gäbe es genug: Umbau der stillgelegten, aber besten und sichersten Atomreaktoren. Sie werden nicht mit Wasser gekühlt, sondern mit einem Flüssigsalzgemisch, das Fluoride enthält. Wird der eigentliche Brennraum moderiert, das heißt, die Thorium Reaktion ist in ein Flüssigsalzgemisch eingeschlossen.

    Luftbild des ITER-Geländes zur Bauphase (2018). Foto: Oak Ridge National Laboratory / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)

    Dies verhindert eine Explosion wie bei Tschernobyl, da sich das Gemisch bei Steigen der Temperatur im Brennraum ausdehnt. Dadurch sinkt die Dichte des Thoriums, und die Reaktion wird von allein herunter gefahren, reguliert sich also selbst. Thorium ist zwei bis drei Mal häufiger in der Erdkruste vorhanden als Uran, so dass an Nachschub kein Mangel ist. Es wird für die Umsetzung im Reaktor in kleine Graphitkugeln eingeschlossen und in den Reaktionsraum gebracht, es erst durch eine starke Neutronenquelle wie Uran 238 aktiviert werden muss, das nur schwach radioaktiv ist.

    Nach der Zündung der Reaktion zerfällt Thorium zu Uran 233, das stark strahlt und auch zu einer Atombombe weiterverarbeitet werden könnte wie bei herkömmlichen Uran-Reaktoren. Außerdem entsteht Tritium, ein radioaktiver Wasserstoff, der mit dem Dampf entweicht, was allerdings bei den bekannten Uran-Reaktoren ebenfalls der Fall ist. Es müsste auf jeden Fall an einer Tritium Abscheidung gearbeitet werden, indem der Wasserdampf kondensiert und das Wasser gefiltert wird.

    Der radioaktive Abfall ist stark strahlend, hat aber mit circa 300 Jahren eine deutlich kürzere Halbwertzeit als der Abfall herkömmlicher Uran-Reaktoren mit mehr als 20.000 Jahren. Die Lagerfrist für Thorium-Abfälle ist also nach menschlichen Maßstäben noch überschaubar. Grüne Energie ist die Energie aus Thorium  Reaktoren nicht, aber deutlich besser als die Energiegewinnung von herkömmlichen Reaktoren mit Uran als Brennstoff. Als Zwischenlösung aber denkbar, bis der Atomfusions-Reaktor einsatzfähig ist.

    Wir hatten auch in Deutschland einen Versuchsreaktor in Hamm-Uentrop, der aber 1989 aus politischen und ökonomischen Gründen stillgelegt wurde – auch wegen der Katastrophe von Tschernobyl 1986.
    Eine solche Katastrophe ist gerade bei einem Thorium Flüssigsalz-Reaktor nicht denkbar, da das
    System sich selbst reguliert und dann auch herunterfährt. Als Gründe wurden Korrosionsprobleme bei der Ableitung der Kühlflüssigkeit angegeben, was sicher in den Griff zu bekommen wäre.

    Jedenfalls will China auf diese Technik der Energiegewinnung setzen und Thorium Reaktoren in der Wüste Gobi bauen. Es ist aber trotzdem unumgänglich, dass viele andere Maßnahmen zur Klimarettung sofort ergriffen werden:

    — Regionale Energieerzeugung über Windkrafträder, wo es möglich ist, besonders aber Ausbau der Offshore Windkraftanlagen

    — Kohlekraftwerke mit Abscheidern für CO2 ausstatten

    — Weiterbau der North Stream 2 Gaspipeline und Nutzung des russischen Erdgases, das besonders umweltfreundlich bereits ohne CO2 geliefert werden kann, da bei der Pyrolyse CO2 als reiner Kohlenstoff abgeschieden wird und dann gelagert oder weiterverarbeitet werden kann. Die Elektrolyse von Wasser zur Wasserstoffgewinnung ist nicht grün, sondern rot und gehört verboten, da die originalen Wasservorräte zersetzt werden und sich nicht mehr im alten Umfang nachbilden.

    — In den Ländern mit viel Sonne Schaffung von Energiegewinnung durch Solarenergie, vor allem
    für den Eigenbedarf

    — in Ländern mit großen Ölvorräten weiterhin Nutzung der Ölvorräte, aber Verbrennung stets mit
    CO2 -Abscheidung als festen Stoff und anschließender Einlagerung

    — Autos mit Hybrid-Motor und später mit CO2-Abscheider, Mix aus Hybrid-Autos und Elektro-Autos.

    — Hohe Besteuerung der Langstreckenflüge über mehr als 1000 km, progressiv ansteigend mit der
    Entfernung. Es muss unmöglich werden, dass deutsche Nordseekrabben zum Pulen nach Asien
    geflogen werden.

    — Hohe Besteuerung des Kerosins, das die Luft erheblich verpestet. Bürgerinitiativen zur Reinhaltung der Luft unterstellen den Flugzeugen aufgrund von Beobachtungen, dass sich Abgasfahnen ungewöhnlich lange am Himmel halten, dass diese Partikel enthalten, die in größeren Höhen einen Schirm bilden, der die natürliche Abstrahlung der Tageswärme in der Nacht in den Weltraum verhindert, so dass es unerträglich heiß wird, so wie jetzt im August 2020 und es auch nicht mehr regnet, da die natürliche Wolkenbildung verhindert wird. Dafür spricht die Tatsache, dass es in den Monaten, in denen wegen Corona nur wenig geflogen werden konnte, es nachts abgekühlt und auch meistens etwas geregnet hatte.

    Für die Rettung der Lufthansa wurden nun über neun Milliarden ausgegeben, auch zur Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen. Was ist die Folge? Jetzt werden die Leute trotzdem entlassen, eine
    umweltfreundliche Umrüstung der Kranichflotte ist gar nicht angedacht, und die Lufthansa will nun
    Condor auf Langstreckenflügen Konkurrenz machen, ebenfalls Urlauber in weit entfernte Ziele
    bringen. Versteuert wurde bisher in Malta, eine solche staatlich geförderte Steuerflucht gibt es nur in
    Deutschland, in keinem anderen Staat der Welt.

    Da wäre es doch besser gewesen, diese Milliarden in die Umrüstung auf Thorium-Reaktoren und in die Maßnahmen zur Abscheidung von CO2 und Lagerung für alle Kraftwerke zu geben, statt diese stilllegen zu wollen. Die Rettungs-Milliarden, die in die Lufthanse gepumpt worden sind, wären auch im Aufbau eines
    eigenen Atomfusionsreaktors besser aufgehoben gewesen. So hat das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Greifswald ein neues Konzept des „Stellarator“ entwickelt, das einen Dauerbetrieb des Thorium-Reaktors ermöglichen würde, wobei die Magnetspulen anders angeordnet sind als beim ITER-Projekt.

    Es wäre angebracht, deutsche Ingenieurskunst und deutsche Wissenschaftler zu fördern, ihre Leistungen patentieren zu lassen und dann auf dem Weltmarkt teuer zu verkaufen und auch selber zu nutzen, anstatt Geld ohne Auflagen im Gießkannenprinzip zu verteilen. Solcherart reiben sich nur die Großaktionäre die Hände, weil sich ein Konzern auf Staatskosten saniert, sie aber noch mehr Aktien kaufen, um hernach die Richtlinien der Politik bestimmen können – zu ihren Gunsten, also auf Gewinnmaximierung ausgerichtet.

    Die Umrüstung auf Thorium-Reaktoren würde die arbeitslosen deutschen Atomkraft-Ingenieure weiter beschäftigen; immerhin fällt kein CO2 an, und die Einrichtung von CO2-Abscheidern bei jedem Kohlekraftwerk und auch auch in jeder Stadt würde die Übergangsphase erleichtern. Hybrid-Autos würden Massenentlassungen verhindern, bis neue Lösungen gefunden sind.

    Jedenfalls ist das alles besser, als die eigenen Anlagen stillzulegen und Atomstrom aus dem Ausland, besonders aus Frankreich, zu kaufen. Findige speisen diesen Strom in ihre Windkraftanlagen, die sich nicht drehen wollen, ein und mahlen ihn zu grünem Strom, der dann gegen eine erhöhte Gebühr wieder ins deutsche Netz eingespeist wird.

    COMPACT ist die stärkste Stimme des Widerstands. Unterstützen Sie uns durch Ihr Abo. Klicken Sie dazu auf das untere Banner.

    Kommentare sind deaktiviert.