Fans der SG Dynamo Dresden haben nach dem torlosen Remis beim FC St Pauli versucht, im Millerntor Stadion einen Block der Heimfans zu stürmen. Dabei soll es mehrere Verletzte gegeben haben. Vorangegangen war einmal mehr eine geschmacklose Verhöhnung der Dresdner Bombenopfer durch St. Pauli-Anhänger. COMPACT berichtete in der Oktoberausgabe schon ausführlich über patriotische Tendenzen in den deutschen Fankurven. 

    Die Partien zwischen der SGD und den Boys in Brown aus der Hansestadt sorgen immer für eine ganz besonders große Spannung, die Rivalität zwischen den beiden Fanszenen ist legendär. Bei einem der letzten, im Rudolf-Harbig-Stadion ausgetragenen Derbys, das am 31. August vergangenen Jahres mit einem 3:3 endete, wurde es im Gästefanblock schon als Provokation gewertet, dass im berühmten Dresdner K-Block viele schwarz-rot-goldene Deutschlandfahnen zu sehen waren.

    „In Hamburg sah es nicht viel besser aus als in Dresden“

    Wirklich giftig und bösartig war eine Aktion, die die Gruppierung Ultrà Sankt Pauli am Millerntor im März 2017 beim Spiel gegen Dynamo abzog. Es wurden Transparente mit den Parolen „Schon Eure Großeltern haben für Dresden gebrannt“ und „Gegen den doitschen Opfermythos“ entrollt. Sehr verärgert darüber zeigte sich damals der „Alte Stamm“, ein Zusammenschluss älterer Mitglieder und ehemaliger Spieler des FC. St. Pauli. Auf der Vereinshomepage kritisierten sie das „dämliche Banner auf der Südtribüne“ und baten die eigenen Ultras darum, bei der nächsten Aktion „vorher das Gehirn einzuschalten“. Außerdem fügten sie hinzu: „Viele von uns haben den Zweiten Weltkrieg als Kinder noch in Erinnerung, und in Hamburg sah es nicht viel besser aus als in Dresden.“

    COMPACT wehrt sich gegen die Verhöhnung der Dresdner Bombenopfer. Zum 75. Jahrestag des Vernichtungsbombardements auf Dresden erscheint unsere neue Geschichtsausgabe: „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“ (sie kann hier bestellt werden!). Aus der Feder des bekannten Buchautors Wolfgang Schaarschmidt und des Dresdner Heimatforschers Gert Bürgel  wird der Massenmord durch die angloamerikanischen Bomber am 13./14. Februar 1945 exemplarisch nachgezeichnet. Bahnbrechend ist diese Ausgabe auch deswegen, weil die Autoren nach immenser Recherchearbeit dem obszönen Herunterschwindeln der Dresdner Opferzahlen entgegentritt. Es waren nicht nur 25.000, wie es der heutige Staat behauptet, und auch nicht 35.000, so die offizielle Angabe in der DDR, sondern über 100.000. Auch die sowjetischen Historiker gingen von dieser Größenordnung aus. Das Heft kann hier bestellt werden!

    Einigen Pauli-Ultras ist aber offensichtlich auch mit solchen Geschichts-Nachhilfestunden nicht zu helfen. Vor dem gestrigen Derby am Millerntor kursierten Aufkleber, die ein verfremdetes Dynamo-Logo zeigen, in dem an der Stelle des weinroten Buchstabens D, der das Logo normalerweise in zentraler Position schmückt, eine herabfallende Bombe zu sehen ist.

    „Antisächsische Aktion“ stieß nicht auf Gegenliebe

    Außerdem kursierte ein weiterer Aufkleber mit dem Schriftzug „Antisächsistische Aktion“. Zudem entrollten die Pauli-Fans ein Transparent, auf dem zu lesen war: „Sowas kommt von sowas. Gegen den deutschen Opfermythos“.

     Einige Dynamo-Ultras fühlten sich dadurch wohl provoziert und unternahmen nach dem Spiel den Versuch, einen Block der gegnerischen Fans zu stürmen. Dabei sollen nach Angaben des NDR acht Ordner verletzt worden sein, einer von ihnen musste im Krankenhaus behandelt werden. Beide Vereine kündigten nun an, die Vorgänge aufarbeiten zu wollen.

     

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