In Dresden wurde ein Säure-Anschlag auf eine kleine Liebhaber-Buchhandlung verübt. Die Besitzerin sitzt für die Freien Wähler im Stadtrat – die Täter werden in der linksextremen Szene vermutet. COMPACT-Spezial Antifa – Die linke Macht im Untergrund verdeutlicht, von wem die Gefahr für die Demokratie wirklich ausgeht. Hier bestellen.

    In der Scheibe der kleinen Buchhandlung klafft ein Loch, zwischen den Werken von Jules Verne und Marcel Proust liegen Glassplitter über die Auslage verstreut. Das Schlimmste aber ist der Gestank: Die Täter haben einen selbst gebastelten Buttersäure-Cocktail in ihren Laden geworfen. Zwei Drittel der Bücher riechen nach einer ekelhaften Mischung aus Erbrochenem und ranziger Butter.

    Das zerstörte Schaufenster des Buchhauses Loschwitz. Foto: Susanne Dagen

    „Die armen Klassiker haben den zeitgenössischen Stress mitgekriegt“, sagt Susanne Dagen gegenüber COMPACT. Jetzt seien sie nur noch „Sondermüll“. Seit 26 Jahren betreibt die 49-Jährige das Buchhaus Loschwitz: Ein kleines Liebhabergeschäft ganz in der Nähe des „Blauen Wunders“, der Elbbrücke in Dresdens bekanntem Künstlerviertel. Jetzt ist ihr Geschäft, durch Corona ohnehin angeschlagen, über Nacht verwüstet worden. Vieles spricht dafür, dass Linksextremisten hinter dem Anschlag stecken.

    Sorge um die Meinungsfreiheit

    Eigentlich ist es Loschwitz ein friedliches Pflaster. Mit seinen über grüne Hügel verstreuten Fachwerkhäusern erinnert es eher an ein Dorf als an eine Metropole – eine Art sächsischer Montmartre. Mittendrin liegt das Buchhaus Loschwitz, ein barocker Bau mit kleinem Innenhof, in dem man beim Lesen leicht die Zeit vergessen kann. Im Obergeschoss wohnt die Tochter, unten finden immer wieder auch Kulturveranstaltungen statt.

    In den Jahren 2015 und 2016 erhielt das Geschäft gleich zwei Mal in Folge den Deutschen Buchhandlungspreis in der Kategorie „Besonders herausragende Buchhandlungen“. Doch dann kam die Asylflut, Pegida demonstrierte in Dresden, auf der Frankfurter Buchmesse 2017 wurden unliebsame Verlagsstände wie der vom Antaios-Betreiber Götz Kubitschek verwüstet. Die gesellschaftlichen Spannungen machten auch vor Kunst und Kultur nicht halt. Susanne Dagen beschloss, Position zu beziehen. Gemeinsam mit Schriftstellergrößen wie Uwe Tellkamp und bekannten Publizisten wie Matthias Matussek unterzeichnete sie die Charta 2017 für gelebte Meinungsfreiheit im Literaturbetrieb. Unsere Gesellschaft sei „nicht mehr weit von einer Gesinnungsdiktatur entfernt“, hieß es in dem Aufruf. Seither ist vieles anders.

    „Mit den Drohungen habe ich mich abgefunden“, sagt Dagen. Der Anschlag mache ihr keine Angst, sondern bestärke sie in dem, was sie tue. Es scheint fast, als ob viele ihrer Kunden entsetzter sind als sie selbst. Sie sprechen Mut zu, bringen Blumen, Schokolade und Spenden.

    Gezielte Hetze

    Der Buchhändlerin geht es vor allem um freiheitliches Denken. Dass sie selbst keine intellektuellen Scheuklappen kennt, beweist sie mit ihrem Youtube-Format Aufgeblättert. Zugeschlagen – mit Rechten Lesen, dass sie gemeinsam mit Kubitscheks Ehefrau, der Publizistin Ellen Kositza, betreibt. Auch finden „gecancelte“ Autoren wie Monika Maron (zuvor beim S. Fischer Verlag) bei ihr eine neue publizistische Heimat – passenderweise unter dem Reihentitel „Exil“.

    Ellen Kositza (r.) und Susanne Dagen in ihrem Youtube-Format „Aufgeblättert – Zugeschlagen“, hier mit Gast Erik Lehnert (Institut für Staatspolitik). Foto: Screenshot Youtube, Buchhaus Loschwitz

    Zwischenzeitlich wurde Dagen ins Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung berufen. 2019 zog sie dann in den Dresdner Stadtrat ein – allerdings nicht für die Blauen, sondern auf dem Ticket der Freien Wähler. „Ich bin keine Parteimieze“, sagte sie damals im COMPACT-Interview. Doch offenbar reichten ihr öffentliches Engagement und ihre „Kontaktschuld“ bereits aus, sie in Gefahr zu bringen. Immer wieder war sie von Verfechtern der Cancel Culture angezählt worden, weil sie neben bekannten Literaten auch Bücher so genannter umstrittener Autoren und Verlage anbietet. Für Dagen steht daher fest, dass linke Journalisten die geistigen Brandstifter sind, die Attacken wie die auf ihr Buchhaus durch gezielte Hetze vorbereiten.

    „Handschrift linksradikaler Gruppen“

    Die Vorgehensweise der bislang unbekannten Täter wiederum ist typisch für die linksextreme Szene, die derzeit in Ostdeutschland die Machtfrage stellt. In den vergangenen Wochen kam es zu zahlreichen Angriffen und Brandanschlägen, auch in Sachsen. Besonders Leipzig gilt als bundesweite Hochburg der Szene. „Ein politischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden“, sagt die Polizei. Der Staatsschutz ermittelt. Hinter dieser Floskel, die man dieser Tage immer wieder in Pressemitteilungen liest, steht das, was ohnehin alle vermuten: Es war die Antifa.

    Das sieht auch der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion Arnold Vaatz so. In einer Pressemitteilung schreibt er:

    „Ziel und Durchführung dieses hinterhältigen und feigen Anschlages legen die Vermutungen nahe, dass es sich hierbei um die Handschrift linksradikaler Gruppen handelt, also um ein weiteres herausragendes Ergebnis des Kampfes gegen rechts.“

    Und weiter:

    Dies ist offenbar die Art wie sich die politische Linke in diesem Land den Austausch von Argumenten vorstellt.

    Allerdings bezweifelte der CDU-Politiker, dass unter der sächsischen Justizministerin Katja Meier (Grüne) überhaupt ein ernsthaftes Interesse an der Aufklärung der Tat bestehe. Meier war früher Mitglied in einer linken Punkband, zu deren Repertoire unter anderem Lieder wie „Advent, Advent, ein Bulle brennt“ gehörten.

    „Insofern lautet eine der offenen Fragen: Inwieweit werden die dafür Zuständigen überhaupt bereit sein, in solchen Fällen bedrohte Personen und Institutionen unter Einsatz des staatlichen Gewaltmonopols in Zukunft wirksam zu schützen?“, so Vaatz. Seine Zweifel sind nicht von der Hand zu weisen. Wie sich zeigt, sind Susanne Dagens Sorgen um die Meinungsfreiheit berechtigter als ihr lieb wäre.


    Man darf bei linkem Terror nicht wegsehen: Er kann jeden treffen, der nicht ins Weltbild der Extremisten passt – egal ob AfD, Querdenker oder freigeistige Buchhändler. Wer hinter den vermummten Tätern steckt, welche Politiker sie decken und wer ihre Geldgeber sind, erfahren Sie im neuen COMPACT-Spezial Antifa – Die linke Macht im Untergrund. Wir trauen uns, über das Tabuthema zu sprechen. Sie auch? Dann das Heft am besten gleich hier bestellen.

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