Advent, Advent, das dritte Lichtlein brennt. COMPACT-Redakteure stellen Lektüre vor, die auf ihrem Nachttisch liegt. Heute ist Redakteur und Chef vom Dienst Daniell Pföhringer dran. Das vorgestellte „Lexikon politischer Symbole“ können Sie hier bestellen.
Politische Symbole begegnen uns auf Schritt und Tritt, mitunter subtil, in manchen Fällen geradezu aufdringlich. Man denke nur an die Regenbogenfahne. Die tauchte in Westdeutschland ab Ende der 1970er Jahre bei den Anti-AKW-Protesten in Whyl, Brokdorf oder Gorleben auf, bevor sie dann Jahrzehnte später von der LGBTQ-Szene quasi gekapert wurde.
Als politisches Symbol gab es den Regenbogen – der im Alten Testament für den Bund Gottes mit Noah steht – allerdings schon in den Bauernkriegen des frühen 16. Jahrhunderts. Es war Thomas Müntzer, der ein solches Banner 1525 vor seiner Kirche im thüringischen Mühlhausen entrollte, um anschließend mit 2.000 Gefährten in den Kampf gegen die Fürsten zu ziehen.
In der letzten Schlacht am Fuße des Kyffhäusers standen die Aufständischen einer drückenden Übermacht von Geharnischten gegenüber, lehnten aber jede Kapitulation ab, weil zur rechten Stunde ein Regenbogen über dem Schlachtfeld erschien. Allein, es nützte nichts, sie wurden niedergemetzelt.
Das Beispiel zeigt, wie ein politisches Symbol im Laufe der Zeit auch einem Bedeutungswandel unterliegen kann – und die Regenbogenfahne ist nicht der einzige Fall, wie der Historiker Karlheinz Weißmann in seinem gerade erschienenen „Lexikon politischer Symbole“ verdeutlicht.
Vom Adler bis zum Zahnrad
Weißmann ist eine echte Koryphäe auf diesem Gebiet, er forscht dazu schon seit den frühen 1980er Jahren und verfügt nicht nur über eine große Sammlung an Abzeichen, Kultgegenständen, Gemälden und Fundstücken, sondern hat über die Jahrzehnte ein umfangreiches Quellenarchiv und eine tausendbändige Spezialbibliothek angelegt. Diese bildete die Grundlage für sein „Lexikon politischer Symbole“.
Schon sein erstes Buch „Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945“ (1991) beschäftigte sich mit dieser Thematik, und man könnte durchaus sagen, dass Weißmann eine Art Robert Langdon der Historikerzunft ist. Wie der Professor aus Dan Browns Romanen geht Weißmann den Zeichen und Symbolen auf den Grund und entschlüsselt sie für eine breite Leserschaft.
So auch in seinem neuen Buch: Das Mammutwerk wäre ohne Weißmanns schier unerschöpfliche Archivbestände gar nicht möglich gewesen. Auf über 600 Seiten findet der Leser im „Lexikon politischer Symbole“ gut 200 Einzelartikel zu den wichtigsten Symbolen – vom Anarchisten-A, dem Adler und dem Ahornblatt über Fackel und Fasces bis zu Hakenkreuz, Pyramide, Wolfsangel und Zahnrad.
Über 1.700 farbige Abbildungen veranschaulichen die Vielfalt der Symbolwelt und machen die Lektüre dieses Buches zu einem echten optischen Erlebnis. Allein der Eintrag über das Hakenkreuz ist 18 Seiten lang, und auch an diesem Beispiel lässt sich ein Bedeutungswandel nachzeichnen: Ursprünglich war die Swastika im alten Indien ein Glückssymbol. Die völkische Bewegung in Deutschland übernahm das Zeichen Ende des 19. Jahrhunderts, und 1920 beauftragte ein gewisser Adolf Hitler den Münchner Goldschmied Joseph Fueß, verschiedene Entwürfe für ein NS-Parteiabzeichen auszuarbeiten. Ausgewählt wurde schließlich ein weißer runder Schild mit dem schwarzen Hakenkreuz von rotem Rand umfasst.
Politische Symbole wirken auch heute noch, sie üben Macht aus. Ihre Bedeutung für Politik und Gesellschaft ist allerdings vielen ein Rätsel. Genau hier setzt Weißmann mit seinem „Lexikon politischer Symbole“ an – und hilft dabei, die Hintergründe und die Bedeutung der Zeichen zu ergründen.
In seinem „Lexikon politischer Symbole“ erklärt der Historiker und Symbol-Experte Karlheinz Weißmann die Zeichensprache der Politik. Vom Adler und den Sternen über Regenbogen und Hammer und Sichel bis zu Hakenkreuz, Wolfsangel und Zahnrad. Eine einzigartige Pionierarbeit auf über 600 durchgängig farbigen Seiten mit weit mehr als 1.700 Abbildungen. Hier bestellen.