America Fest, die traditionelle Jahreskonferenz der Jugendorganisation Turning Point USA, gegründet und bis zu seiner Ermordung geführt von Charlie Kirk, war am Wochenende Schauplatz offener Grabenkämpfe in der MAGA-Bewegung.
Kirks Witwe Erika gab zwar gleich zum Auftakt des viertägigen Treffens in Phoenix eine Unterstützungserklärung für eine Kandidatur von t J.D. Vance bei der Wahl 2028 ab. Doch der weitere Verlauf der Konferenz machte deutlich, dass ihm das nur gelingen wird, wenn er zwischen den verfeindeten Strömungen geschickt balanciert.
„Es geht um Israel“ – so die Einschätzung der MAGA-Grabenkämpfe in der aktuellen Dezemberausgabe von COMPACT-Magazin. Das zeigte sich auch bei der TPUSA-Konferenz wieder. Ein Schlaglicht: Der ehemalige Trump-Berater Steve Bannon attackierte auf offener Bühne Ben Shapiro wegen dessen bedingungsloser Unterstützung Israels. Er warf ihm und anderen vor, „Israll First“ an die Stelle von „America First“ zu setzen.
In das „America First“-Lager gehören außer ihm Tucker Carlson und das rechte Enfant terrible Nick Fuentes, der bisweilen die Grenze zum Antisemitismus überschreitet, sowie die millionenstarke Bloggerin Candace Owens, die aber nicht zu der Konferenz eingeladen war, weil sie öffentlich die Kirk-Witwe attackiert hatte.
Vance verhielt sich geschickt und ergriff keine Partei. Er sagte in seiner Abschlussrede, die konservative Bewegung solle für alle offen sein, solange sie „Amerika lieben“. „Ich habe keine Liste von Konservativen mitgebracht, die ich anprangern oder von der Plattform verbannen möchte“, sagte er. Damit wandte er sich indirekt gegen Ausschlussdrohungen, wie sie Shapiro gegenüber Fuentes vorgetragen hatte – und wies indirekt auch die Kritik an Carlson zurück, der Fuentes in seine Show eingeladen hatte.
AIPAC – der unsichtbare Elefant im Raum
Man könnte also sagen, die TPUSA-Konferenz hat unentschieden geendet. Aber das Israel-First-Lager hat die größeren Reserven, weil es sich auf die alteingesessenen Neokonservativen stützen kann, die schon die Ära der beiden Bush-Präsidenten getragen haben. Sie verstehen sich als Verteidiger der liberalen Demokratie und des Individualismus – die USA als Beschützer des Heiligen Landes, die Juden oft als auserwähltes Volk. Seine Macht beruht auf Netzwerken und jahrzehntelanger Institutionserfahrung – von der Heritage Foundation bis zu Dick Cheney und John Bolton.

Diese Garde kontrolliert Spendenströme in Millionenhöhe, darunter Gelder aus proisraelischen Interessengruppen wie AIPAC. Offiziell überparteilich, ist die Organisation tief mit beidem Parteien verflochten und gilt laut Insidern als am besten vernetzte Lobby der USA. Laut eigenen Angaben unterstützte das AIPAC bei der Wahl 2024 über 350 von 1000 Kandidaten im Kongress – Demokraten wie Republikaner – mit mehr als 50 Millionen Dollar. Die Website der Organisation schreibt sogar stolz, dass jeder AIPAC finanzierte Politiker seinen Wahlkreis gewinnen konnte. Rund 80 Prozent der Kongressmitglieder gelten laut $Guardian$ inzwischen als klar proisraelisch. Die Unterstützung des Zionismus bleibt damit ein parteiübergreifendes Dogma, das in Washington kaum jemand antastet.
Shapiro in der Schlüsselrolle
Auch finanzstarke Einzelakteure sichern diesen Einfluss. Vizepräsident J.D. Vance etwa erhielt über 100.000 Dollar von AIPAC-nahen Spendern. Noch entscheidender ist sein Mentor: der Tech-Milliardär Peter Thiel. Der Palantir-Mitgründer investierte 2022 ganze 15 Millionen Dollar in Vances Senatswahlkampf. Palantir arbeitet in einer von der CIA geförderten Partnerschaft mit dem israelischen Verteidigungsministerium, seine Technologie unterstützt militärische Zielerfassung in Gaza.
Medial verkörpert der Shapiro diesen Flügel wie kein anderer: Mit seinem Daily Wire-Imperium (Wert über eine Milliarde Dollar) repräsentiert er die intellektuelle Schaltzentrale des Neokonservatismus. Shapiro, orthodoxer Jude, gilt als entschiedener Befürworter israelischer Siedlungspolitik. In seinem 2019 erschienene Buch The Right Side of History (Die richtige Seite der Geschichte) spricht er von der hebräischen Einzigartigkeit: „Die Juden wurden nicht um ihrer selbst willen auserwählt, sondern um der Welt willen.“

Zum Daily Wire gehören auch Protagonisten wie Jordan Peterson, Psychologe und Bestsellerautor. Angefangen als Gegner des Feminismus, predigt er nun traditionelle Werte in biblischen Narrativen – inklusive Israels Rolle als „Licht für die Nationen“. Videos von ihm generieren teils über zehn Millionen Aufrufe. 2022 sprach Peterson vor knapp 3.000 Gästen in Jerusalem – und erklärte unter Tränen, das Schicksal der Welt hänge vom jüdischen Staat ab. Im Anschluss dinierte er mit Netanjahu und Shapiro. Nach dem Ausbruch des Gaza-Krieges 2023 forderte er den israelischen Staatschef auf, den Palästinensern ,,die Hölle heiß zu machen“.
Mehr zu den zwei Lagern in der MAGA-Bewegung in der Dezemberausgabe von COMPACT.




