Fraktionsspitze beschließt Parteiordnungsverfahren gegen den Bundestagsabgeordneten Rüdiger Lucassen. Damit wird der von Chrupalla favorisierte Kurs, die Friedensfrage in den Focus der AfD zu stellen und deswegen die Wehrpflicht abzulehnen, weiter gestärkt. Weidel mit im Boot. „Der Friedensstifter – Wie Tino Chrupalla die AfD auf Kurs hält“ ist Titelthema der Dezember-Ausgabe von COMPACT. Hier mehr erfahren.
Rumms! Das hat gesessen. Tino Chrupalla hat zusammen mit Alice Weidel ein Ordnungsverfahren gegen Rüdiger Lucassen, den verteidigungspolitischen Sprecher ihrer eigenen Bundestagsfraktion, eingeleitet! Das bestätigte ein Fraktionssprecher auf Anfrage der Bild-Zeitung.
Die Parteistrafe ist die Reaktion auf eine ungeheure Entgleisung Lucassens: Er war am 5. Dezember im Bundestag auf seinen Parteikollegen Björn Höcke losgegangen – zur Freude der Altparteien. So eine öffentlich ausgetragene Schlammschlacht hatte es in der AfD seit den Zeiten von Parteichef Jörg Meuthen nicht mehr gegeben.
Lucassen gegen Höcke
Im Zentrum des Streits steht die Wehrpflicht. Höcke hatte im Thüringer Landtag eine engagierte Rede gegen das neue Wehrgesetz gehalten. Auszüge: „Die Wiederbelebung der Wehrpflicht hier und jetzt kann von den Altparteien nicht gut begründet werden. Deshalb lehnen junge Menschen und ihre Eltern das Kriegsertüchtigungsprojekt intuitiv und zu Recht ab. Die jungen Leute merken, wenn man ihnen eine Pflichterfüllung zur angeblichen Sicherung ihrer Zukunft abverlangt, dass gleichzeitig die herrschende Politik diese Zukunft Stück für Stück zerstört.“
Damit hatte Höcke der Generation Z, die laut Umfragen mit großer Mehrheit den Kriegsdienst ablehnt, signalisiert: Wir Patrioten stehen an eurer Seite. Wir wollen euch helfen gegen ein Regime, das euch zur Schlachtbank führen will.
Lucassen (Oberst a.D) feuerte im Bundestag dagegen – ausgerechnet an jenem Tag, als in ganz Deutschland Schüler gegen dieWehrpflicht streikten. Lucassen gegen Höcke: „In dieser Rede kommt er zu dem Schluss, dass Deutschland es nicht mehr wert sei, dafür zu kämpfen. Was hätten wohl die Männer und Frauen der Befreiungskriege gesagt?“
Mit welchen Parteiordnungsverfahren muss Lucassen jetzt rechnen?
Der interne Strafenkatalog der AfD-Bundestagsfraktion sieht folgende Optionen vor:
▶︎ Interne „Rügen“
▶︎ „Ordnungsgeld in Höhe von 500 bis 5000 Euro“
▶︎ „Auftrittsverbot bei Fraktionsveranstaltungen bis zu drei Monaten“
▶︎ „Ausschluss von Reden namens der Fraktion im Plenum bis zu 6 Sitzungswochen“
▶︎ „Sperre für Ämter (…) bis zu zwei Jahren“
▶︎ „Ausschluss aus der Fraktion“.

Egal, was letztlich beschlossen wird: Eine auch nur symbolische Parteistrafe gegen Lucassen wird das Mütchen der NATO- und Ukraine-Freunde in der Bundestagsfraktion kühlen. Neben Lucassen gehört dazu mindestens ein halbes Dutzend weiterer Bundestagsabgeordneter, etwa der frühere JA-Chef Hannes Gnauck, der zusammen mit Lucassen auch für die deutsche Atombewaffnung wirbt.
Chrupallas Bedeutung wächst
Der Görlitzer, neben Alice Weidel Co-Vorsitzender der Bundespartei und der Bundestagsfraktion, hat mehr als sie dazu beigetragen, dass die AfD ihr friedenspolitisches Profil in diesem Jahr schärfte. Dabei ging es vor allem um die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Die Forderung steht schon immer im AfD-Grundsatzprogramm und wurde zu Jahresanfang 2025 mit Unterstützung Weidels auch in das Wahlprogramm hineingestimmt.
Chrupalla jedoch hatte sich im Zuge des zunehmenden NATO-Aufmarsches gegen Russland davon verabschiedet, weil er erkannte, dass sich die AfD damit, ganz unabhängig von der jeweiligen Begründung, in der Öffentlichkeit als Unterstützer der deutschen Kriegsbereitschaft präsentieren würde. Er sah mit Wohlwollen, dass die Thüringer um Björn Höcke sowie der Bundestagsabgeordnete Rainer Rothfuß eine Blockade der Wehrpflicht organisierten, zuerst in einer gemeinsamen Erklärung aller Ost-Landesvorsitzenden, dann durch Zusammenkünfte der geneigten Bundestagsabgeordneten.
Hätten die NATO-Freunde in der Fraktion, angeführt von Lucassen, trotzdem ihren Gesetzentwurf wie geplant im September in den Bundestag eingebracht, hätte dies zum Eklat geführt. Weidel reagierte klug und sorgte für die Beerdigung des Vorhabens. Aber offensichtlich wurmte sie das im Nachhinein – deswegen fuhr sie eine Retourkutsche gegen die AfD-Delegation, die im November zum BRICS-Treffen nach Sotschi reiste. Auch hier bezog Chrupalla die entgegengesetzte Position („Sind Sie gegen Reisefreiheit?“, fragte er einen ÖRR-Moderator) und konnte Weidel schließlich dazu bringen, das Thema Sotschi fallenzulassen. Die Sotschi-Fahrer wurden, anders von ihr zuvor angekündigt, nicht mit Parteistrafen beleg, noch nicht einmal mit einer öffentlichen Rüge.
Die Beispiele zeigen: Chrupallas Bedeutung in der AfD ist gewachsen. Er hält die Partei auf Kurs. Den verdeckten Linienkampf zwischen ihm und den NATO-Freunden in der AfD zeichnet die aktuelle COMPACT-Dezemberausgabe nach. Hier eine Inhaltsübersicht über das Titelthema von COMPACT 12/2025:
◾️Der Friedensstifter: Wie Tino Chrupalla die AfD auf Kurs hält. Aufmacherartikel von Jürgen Elsässer
◾️«Das ist guter Bulle, böser Bulle»: Jörg Urban über seine Reise zur BRICS-Konferenz in Sotschi
◾️«Freiwillig» verzichtet: Diether Dehm über Säuberungen im BSW
◾️«Im Ernstfall kämpfen»: Wie Joschka Fischer die AfD unterwandert
◾️Letzte Gefechte vor der Brandmauer: Steinmeier und die Antifa im Endkampf gegen die AfD
◾️Ohne Rücksicht auf Menschenleben: Der Terror gegen Patrioten findet kein Ende.
„Der Friedensstifter – Wie Tino Chrupalla die AfD auf Kurs hält“ ist Titelthema der Dezember-Ausgabe von COMPACT – hier bestellen.





