In einer Zeit, in der die offizielle Geschichtsschreibung zum Zweiten Weltkriegs oft einseitig zulasten Deutschlands ausfällt, schlägt der Historiker Stefan Scheil mit seinem neuen Werk „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ eine tiefe Schneise ins Dickicht aus Lügen und Halbwahrheiten. Scheil zeigt: Wir müssen unser Verständnis von den Kriegsvorbereitungen grundlegend revidieren. Hier mehr erfahren.

    Haben Sie schon einmal vom Obersten Alliierten Kriegsrat gehört? Nein? Dann geht es Ihnen vermutlich wie den meisten Zeitgenossen. Es handelt sich dabei um ein streng geheimes Gremium, das aus dem britischen Premierminister Neville Chamberlain, dem französischen Regierungschef Édouard Daladier sowie je einem Minister aus ihren Kabinetten bestand. Dieses Steuerungsinstrument der Alliierten tagte zwischen September 1939 und Mai 1940 insgesamt 16 Mal – und doch ist es in der öffentlichen Wahrnehmung nahezu unsichtbar geblieben.

    Die geheimen Strippenzieher

    Wie wichtig ein Blick auf dieses Gremium ist, verdeutlicht der bekannte Historiker Stefan Scheil in seinem neuen Werk „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ (320 Seiten, reich illustriert mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, großformatige Hardcover-Ausgabe). Der profunde Kenner der Materie taucht darin tief in Schlüsselmomente des Kriegsausbruchs ein, die heutzutage weitgehend unbekannt sind.

    Gräueltaten: Ausländische Journalisten nehmen am 7. September 1939 Leichen von Frauen in der Umgebung von Bromberg in Augenschein. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-2008-0415-505 / CC-BY-SA 3.0

    Basierend auf zuvor unveröffentlichten Protokollen der Sitzungen des Kriegsrats sowie französischen Dokumenten, die die Wehrmacht 1940 in La Charité erbeutete, entwirft Scheil ein klares Bild: Die Alliierten, so der Historiker, hätten nicht die Absicht gehabt, Polen 1939 aktiv gegen den Einmarsch der deutschen Wehrmacht zu unterstützen. Stattdessen ließen sie den Verbündeten allein kämpfen, während sie selbst expansive Pläne schmiedeten.

    Scheil enthüllt in „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“, wie die britisch-französische Gruppe die Erweiterung des Konflikts auf neue Schauplätze betrieb – von Norwegen und Schweden über Finnland bis hin zum Balkan. Besonders schockierend: Die geplante Invasion neutraler Länder wie Belgien und der Niederlande, um von dort aus in das Deutsche Reich vorzustoßen. Diese Strategie, so der Autor, zeuge von einer aggressiven Haltung, die das saubere Bild der Alliierten erschüttert und die deutsche Seite als alleinigen Aggressor ad absurdum führt.

    Historisch fundiert, politisch unkorrekt

    Scheil ist ausgewiesener Experte zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs. 1963 in Mannheim geboren, studierte er Philosophie, Soziologie und Geschichte in seiner Heimatstadt und in Karlsruhe absolviert hat. Seine Promotion über die „Entwicklung des politischen Antisemitismus zwischen 1881 und 1912“ markierte den Einstieg in eine beeindruckende Tätigkeit als unabhängiger Forscher. Scheil gilt als einer der profundesten Kenner der Diplomatiegeschichte zwischen 1918 und 1945, mit einem Fokus auf revisionistische Analysen, die etablierte Narrative auf den Prüfstand stellen.

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    Sein Œuvre umfasst eine Reihe von Werken, die nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch absolut lesbar sind. Zu seinen wichtigsten Werken zählen „Logik der Mächte“ (2015), in dem Scheil die Eskalation des Krieges 1940/41 nachzeichnet und den Einfluss raumfremder Mächte auf die europäische Krise beleuchtet, sowie „Polens Zwischenkrieg. Der Weg der Zweiten Republik von Versailles nach Gleiwitz“ (2022).

    Bei einer Veranstaltung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs bezeichnete Scheil die gesamte Zeit zwischen 1914 und 1945 als „dreißigjährigen Krieg“, der sich um die Frage gedreht habe, „ob es Deutschland gestattet wird, sich zu einer Art Weltmacht auf Augenhöhe mit anderen Mächten zu entwickeln“, oder ob Zentraleuropa „weiterhin das Objekt“ außereuropäischer Mächte sein solle. Eine nachvollziehbare, aber natürlich politisch höchst unkorrekte Position.

    Scheils Stil ist präzise, quellenbasiert und oft provokativ – er scheut nicht davor zurück, unbequeme Wahrheiten zu Papier zu bringen. Mit „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ fügt er seiner Bibliografie ein weiteres Juwel hinzu, das nahtlos an seine früheren Veröffentlichungen anknüpft.

    Bestechende Analysen

    Sein neues Werk ist fesselnd wie alle anderen: Nach einer Einleitung in den historischen Kontext – inklusive der sogenannten Appeasement-Politik und des Münchner Abkommens 1938 – folgt eine chronologische Darstellung der 16 Sitzungen des Kriegsrates. Jede einzelne wird detailliert analysiert, die Darstellung mit Zitaten aus den Protokollen untermauert. Chamberlain erscheint in „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ als pragmatischer, aber zynischer Stratege, Daladier als getriebener Pragmatiker, der Frankreichs Schwächen kaschieren muss.

    Das Münchner Abkommen

    Die Abbildungen – Karten, Fotos von Sitzungen und Dokumentenfaksimiles – ergänzen den Text und machen das Buch auch visuell attraktiv. Besonders faszinierend sind die Quellenanalysen: Scheil kontrastiert die geheimen Pläne mit der öffentlichen Rhetorik der Alliierten, was eine bittere Ironie entfaltet. Warum, fragt er berechtigt, wurde Polen als Köder missbraucht, während man selbst auf Skandinavien und die Niederlande spekulierte? Diese Fragen zwingen den Leser, die Moral der Mächtigen neu zu bewerten.

    Fehlende Puzzleteile

    Das macht „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ zu einem echten Schatz. Es wendet sich sowohl an Einsteiger, die eine zugängliche Einführung in die Materie suchen, als auch historisch Interessierte, die sich bereits mit dem Thema befasst haben, aber nach tieferen Einblicken in Archivmaterial suchen.

    Scheils These – dass die Alliierten aktiv zur Eskalation 1939 beitrugen – ist gut substantiiert und dürfte zu Debatten führen. Das Buch wirft einen Fokus auf die alliierte Seite und geheime Vorgänge, was „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ zu einem historischen Aufklärungswerk macht, das fehlende Puzzlesteine zum Gesamtbild hinzufügt. Wer profunde Quellenkritik, sinnvolle Kontextualisierung, brisante Enthüllungen und eine Prise Provokation Wert sucht, sollte sich diese Neuerscheinung unbedingt besorgen.

    Brisant: In seinem neuen Werk „Der Oberste Kriegsrat 1939/1940“ enthüllt Historiker Stefan Scheil Geheimdokumente zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs, die der deutschen Öffentlichkeit bisher bewusst vorenthalten wurden. Eine gründliche Revision, die ein ganz neues Licht auf die Politik der Alliierten wirft. Hier sichern.

     

     

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