Es ist nicht nur ein Buch, es ist ein echter Enthüllungskracher, der einen BRD-Mythos antastet: „Rebecca“ von Diether Dehm ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Mehr über das Buch erfahren Sie hier.
_ von Tanja Krienen
632 Seiten, der Kopf raucht. Erst war er rot, ehe er fast explodiert … Nun glimmt er „wie Glut im Kraterherde“… Ja, so gut ist „Rebecca“, das neue Buch von Diether Dehm. Sehr gut sogar – und es fesselt den Leser geradezu, zumal es um die Nachkriegsgeschichte der BRD geht, die in klandestinen Verhältnissen entstand und folgerichtig in einem monströsen „Gesundheitsdilettantendiktat“ respektive einer „Autokratur“ ihre temporäre Vollendung fand … Die Überreste des Exzesses sammeln wir grad ein.
Zwischenüberschrift
Diether Dehm hat also nun den ersten Band seiner geplanten „Rebecca“-Trilogie mit dem Titel „Aufstieg und Niedertracht“ vorgelegt, das Jürgen Elsässer, Chefredakteur des COMPACT-Magazins als „Buch des Jahres“ bezeichnete und die Hintergründe der 1957 ermordeten Rebecca/Rosemarie (das Mädchen, die Nitribitt starb mit 24) ausleuchtet, die als Prostituierte (in der Presse meist als „Edelhure“ apostrophiert) arbeitete und Kunden bis in die höchsten Kreise vorweisen konnte.
Dehm fragt zu Recht, was wohl dahintersteckt, wenn die Familie Krupp dem Hauptverdächtigen (ein Nachbar der Familie Dehm) 250.000 Mark für sein Schweigen bot … Das COMPACT-Magazin wird deutlich:
„Als der Arbeitszettel eines polnischen Maurers aus eines Ministers Jackett in ihre Hände gelangt, ist das ein brisanter Beleg dafür, dass Deutschbanker Hermann Josef Abs am Giftgas Zyklon B und am Bau der Gaskammern in Auschwitz mitverdient hat. Bald darauf wird Rebecca erwürgt in ihrem Appartement in der Frankfurter Innenstadt aufgefunden.“
Auch darum ist es wichtig immer an die dahintersteckenden Fakten zu erinnern, letztlich auch, um zumindest einen Teil der Ehre einer mit Gewalt zu Tode gekommenen Person wiederherzustellen.
Die kleinen Lichter legen Feuer
Warum diese Spuren und Fakten nicht die Beachtung finden, die sie verdienen, liegt auf der Hand: BRD-Mythen dürfen und sollen nicht angetastet, nicht „beschmutzt“ werden. Wer ein „Nestbeschmutzer“ ist, wird mit Dreck beworfen. Der Autor der eigentlich als Kriminalgeschichte zu bezeichnenden Erzählung eignet dafür treffend, denn: Das Establishment mag keine Personen , die durchaus zu ihnen „aufsteigen“ könnten, aber sich doch dafür entscheiden das Spiel von der Ersatzbank zu beobachten, weil die Trainer korrupt und fachlich mies agieren …
Doch Dehm weiß, woher er kommt, und verleugnet es auch nicht (was jeder in seinen Lesungen, in denen er seine Mundart persifliert, bemerkt, doch auch, weil man es immer noch durchhört, wenn er „normal“ spricht), selbst wenn er hier und da mit dem „Aufsteigermilieu“ kokettierte. Sein Habitus gehörte auch stets dazu. Durch das Momentum der Zeit kam er zudem in eine Position, die dem „Schicksal“ zuzuschreiben wäre, gäbe es nicht da auch sein unnachahmliches Talent, das sich mit dem „Glück des Tüchtigen“ paart und ihn noch immer so erstrahlen lässt, auf dass das Ergebnis, die kleinen Lichter verschlingt.
Aber diese kleinen Lichter legen Feuer, wo sie können, zündeln, explodieren bisweilen, und der Dreck, der dabei entsteht, stört zwar keinen großen Geist, wären da nicht jene Kleingeister, die sich sogar gern die Hände schmutzig machen („Querfront bizarr“, Taz).
Einer der Letzten seiner Art
„Untergang der Welt durch schwarze Magie“, nannte er es, der größte Kritiker überhaupt, der auf den Namen Karl Kraus hörte und nur an diese dachte: „Bei Nacht sehen sie wie Zeitungspapier aus.“ Kraus wusste, das jene bereit sind, die „letzten Tage der Menschheit“ einzuläuten – ein Prozess, der seit dem Sommer 19/14 andauert.
Diether Dehm ist einer der Letzten seiner Art, ein Multitalent, ja geradezu ein Universal-Genie! Seine langjährigen Erfahrungen führten ihn auf den Gipfel der Erkenntnis, sodass er sich heute als politischer Philosoph präsentieren kann, der eine Welterklärung sein eigen nennt und diese auch bis ins Detail begründet.
Er denkt dialektisch und philosophisch-materialistisch – aus diesem Stoff waren stets die besten Denker. Die Zwergenfeinde in ihren Schützengräben schauen hinauf zu einem Goliath. Denn, was war und/oder ist er nicht alles: Millionenseller, Gewerkschafter, Manager, Bundestagsabgeordneter, Texter, Produzent, Liedermacher, Popsänger, Organisator, Schriftsteller und „Womanizer“.
Was Claire Waldoff gesungen hätte
Besonders Letzteres scheint die Garde der Woken, Diversen und andere Krampfer auf die Barrikaden zu treiben. Da sie echte Barrikaden aber – wie das wahre Leben auch – nur aus Schaubildern kennen, begreifen sie nichts, wohl aber fühlen sie, dass sie ihm nie das Wasser reichen dürften, von können ganz zu schweigen.
Wenn einer wie er heute dann noch sinngemäß sagt: „Die Grünen sind der rechte Rand, nicht die AfD“, dann ist er freigegeben, vogelfrei und ein Outlaw für das Establishment. Wie sang schon die Ur-Berliner Schnauze aus dem Ruhrpott, Claire Waldoff (nur ganz leicht abgewandelt):
„Sie mobben Dieter Dehm
Und sollten sich was schäm‘.
Sie sollten doch ’nen andern nehm‘
Als ausgerechnet Dehm!“
Und wen? Och, zum Beispiel XYZ … und den … und den … und den.
Von Jürgen Elsässer empfohlen: In seinem neuen Buch „Rebecca“ arbeitet Diether Dehm den Fall von Rosemarie Nitribitt unter besonderen Gesichtspunkten auf. Teil 1 „Aufstieg und Niedertracht“ können Sie hier bestellen.