Nach Rainer Zitelmann hat mit Michael Wolffsohn nun ein weiterer bekannter Historiker der Kommunisten-Aussage von Weidel und Musk widersprochen. Skurril: Ausgerechnet bei dem deutsch-jüdischen Gelehrten liest sich das wie eine Verteidigung des NS-Diktators gegen die beiden Patrioten. Zitelmanns skandalisierte Biografie „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ gibt es inzwischen in einer erweiterten Neuauflage. Hier mehr erfahren.

    In ihrem Talk mit Elon Musk bezeichnete Alice Weidel Hitler als „Kommunisten“ und sagte, dieser habe die Industrie verstaatlicht. Dies unterscheide unter anderem die AfD von den Nazis. Musk pflichtete ihr bei. Bereits am Tag des Gesprächs hatte der Historiker und Verfasser des Standardwerks „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“, Rainer Zitelmann, dagegen Einspruch erhoben und darauf verwiesen, dass Hitler die Eigentumsrechte der Unternehmen nicht angetastet habe. Allerdings gab Zitelmann den beiden mit Verweis auf sein Buch in einem Punkt recht.

    Weidel und Musk: War Hitler Kommunist?

    Nun hat sich auch der bekannte deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn in die Debatte eingeschaltet. Gegenüber der Bild-Zeitung bezeichnete er die Hitler-Aussage von Weidel als groben Unfug und unterstellte der AfD-Chefin:

    „Alice Weidel will mit dieser Finte ihre eigene Partei vom Verdacht reinwaschen, sozialistisch oder nationalsozialistisch zu sein. Dabei verwendet sie die gleichen PR-Tricks wie die Nazis: Sie gibt sich nationalistisch und verbreitet zugleich den Eindruck, Politik ‚für den kleinen Mann‘ zu machen.“

    Die Wahrheit sei, so Wolffsohn: „Die Nazis hatten mit Kommunismus nichts am Hut. Hitler nutzte Industriebetriebe wie Krupp, Banken wie Dresdner und Deutsche Bank für seine Zwecke – mit der Garantie, die Eigentumsverhältnisse nicht anzutasten.“

    Skurril: Der Schluss von Wolffsohns Stellungnahme liest sich fast wie eine Verteidigung von Hitler gegen Weidel und Musk. Wörtlich wird der Historiker von Bild mit den Worten zitiert: „Hitler war Verfechter der Privatwirtschaft, NICHT der Verstaatlichung.“

    Hitlers Weltanschauung

    Ähnlich hatte auch Zitelmann argumentiert. Allerdings räumte er ein, dass Hitler sich gegen das Bürgertum wandte, antikapitalistische Argumentationsmuster benutzte und später sogar gewisse Sympathien für das System in der Sowjetunion hegte. So falsch lagen Weidel und Musk also nicht.

    Zitelmann – früher selbst Maoist – weiß, wovon er spricht. In seinem Buch „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ bringt er zahlreiche Argumente dafür vor, dass Hitler nicht dem Typus eines Konservativen oder Rechten entsprach, sondern Althergebrachtes überwinden wollte. Hitler dürfe demnach „keineswegs im politisch rechten Spektrum eingeordnet werden“, so Zitelmanns Schlussfolgerung.

    So positiv die Rezeption unter manchen Historikern auf „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ ausfiel, so negativ war das Echo in Teilen der Presse, die völlig eine Verharmlosung des Nationalsozialismus witterten. Die essentiell wichtige Schrift war jahrelang vergriffen.

    Inzwischen ist eine erweiterte Neuauflage dieses Standardwerks erschienen. Die aktuelle Ausgabe von „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ umfasst drei weiteren Aufsätzen Zitelmanns zum Thema. In einem ausführlichen Beitrag über „Hitler in der jüngeren Geschichtsschreibung (1996–2016)“ verdeutlicht er zudem die Aktualität der in seinem Klassiker aufgeworfenen Fragen.

    Gegenüber dem Finanzportal Wallstreet Online gab Zitelmann, der heute als erfolgreicher Unternehmer tätig ist, dazu zu Protokoll: „Als Historiker war die Hitlerforschung mein Spezialgebiet. Ich hatte mich jedoch 25 Jahre nicht mehr damit befasst. Jetzt wollte ich sehen, was die Forschung Neues erbracht hat und ob meine Forschungsergebnisse über Hitler noch Bestand haben. Diese Frage kann ich uneingeschränkt positiv beantworten. ‚Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs‘ ist ja keine herkömmliche Biografie, sondern sozusagen die innere Biografie über Hitler, die seine Weltanschauung rekonstruiert – vor allem auf den Gebieten der Sozial- und Wirtschaftspolitik.“

    Rainer Zitelmann kommt in „Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs“ zu Erkenntnissen, die den heutigen Zeitgeist-Historikern nicht schmecken. Deswegen wird seine sensationelle Hitler-Biografie heute totgeschwiegen. Wir machen da nicht mit – und empfehlen Ihnen daher erst recht die erweiterte Neuauflage dieses einzigartiges Werkes (724 Seiten, gebunden). Hier bestellen

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