Ein einst undenkbarer Schritt scheint heute in Reichweite: Die im Jahr 2022 sabotierte, teils aber noch intakte Nord-Stream-2-Pipeline soll wieder genutzt werden – US-Investoren machen Druck, aber die Bundesregierung lehnt ab. Übrigens: Hier nachlesen, wie Nord Stream von der Biden-Regierung gesprengt wurde.
Geheime Gespräche machen seit Wochen die Runde: Trump und Putin wollen die 1.200 km lange Nord Stream 2 Pipeline wieder in Gang setzen, von der eine der beiden Leitungen im Jahr 2022 gesprengt wurde. Billiges russisches Gas könnte damit nach Langem erneut nach Deutschland strömen. US-Investoren sollen Anteile übernehmen.
Treffpunkt der geheimen Verhandlungen war angeblich die Schweiz. Mit Trumps Sondergesandtem Richard Grenell und Putins Verbündetem, dem ehemaligen CEO von Nord Stream 2, Matthias Warnig, kamen amerikanische und russische Interessen zusammen. Ausgerechnet Grenell selbst drohte noch 2019 als US-Botschafter in Deutschland der Bundesregierung und den beteiligten deutschen Firmen mit scharfen Sanktionen.
Jetzt soll er den neuen Gas-Deal vermitteln. Mit einem möglichen Liefervertrag mit den USA als Zwischenhändler könnten die Umleitungen des russischen Gases durch die Nord Stream 2 Röhren in Richtung Mecklenburg-Vorpommern beginnen. Auf diesem Weg würden die Amerikaner die deutsche Gasversorgung regeln und nebenbei mächtig dazuverdienen.

Eine Wiederinbetriebnahme könnte einige Monate dauern und eine dreistellige Millionensumme kosten. Während der ersten Amtszeit Trumps im Jahr 2018 wurden noch Sanktionen gegen das Projekt verhängt – die Angst vor einer angeblich starken Abhängigkeit Europas von russischem Gas war groß. Nun zeigen amerikanische Investoren, wie Stephen Lynch, Gründer der Investmentfirma Monte Valle Partners mit Sitz in Miami und einer früheren Niederlassung in Moskau, Interesse, Anteile an der Pipeline zu übernehmen.

Auch die zerstörten Röhren von Nord Stream 1 könnten bald wieder genutzt werden: Nach einer Umbauphase sollen sie womöglich grünen Wasserstoff aus Finnland weiterleiten. Es haben sich bereits mehrere amerikanische Bieter mit Interesse gemeldet, darunter der erwähnte Lynch. Warnig soll auch in diesem Plan eingebunden werden.
Die Reaktionen aus Berlin sind wieder einmal typisch: Am gestrigen Tag lehnte die Bundesregierung entschieden die Inbetriebnahme der Nord Stream 2 Pipeline ab. Man wolle aus sicherheitspolitischen und strategischen Gründen unabhängig von russischem Gas bleiben. Eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck betonte, dass keine Gespräche über eine Wiederaufnahme der Gaslieferungen geführt werden, weder mit Russland noch im Rahmen anderer Überlegungen; dies stehe nicht zur Debatte.
Zudem sei die Pipeline weder zertifiziert noch rechtlich zugelassen. Auch die abgewählten Grünen haben ihren Senf dazugegeben: Niemals, nie und unter keinen Umständen soll wieder russisches Gas gekauft werden. Die Pipelines wieder in Betrieb zu nehmen, käme überhaupt nicht in Frage. So sind sie, die Grünen…
Pulitzer-Presiträger Seymour Hersh hat in „Nord-Stream-Krimi“ detailliert nachgezeichnet, wie die Biden-Administration die Nord-Stream-Sprengung durchgezogen hat. Auf Deutsch nur in der COMPACT-Edition zu lesen.